Kommentar
13:10 Uhr, 17.06.2022

Miese Stimmung bei Managern und Konsumenten: Wenn es schlecht läuft, dann richtig

Die Stimmung ist schlecht, nicht nur unter Anlegern, sondern auch Verbrauchern und in den Chefetagen. Ein so großer Konsens bedeutet nichts Gutes.

Zwischen der Verbraucherstimmung und dem Zutrauen der Firmenchefs gibt es teilweise große Divergenzen. Waren Verbraucher etwa Ende 2019 noch bester Laune, lag das Zutrauen bei Firmenlenkern bereits in der Nähe historischer Tiefs. Aktuell sind sich beide Gruppen einig. Sowohl die Lage als auch die Aussichten sind nicht gut. Die Verbraucherstimmung erreichte zuletzt sogar einen neuen Negativrekord. Selbst das Tief aus dem Jahr 1979 wurde unterschritten. Bei Verbrauchern ist der Grund für die schlechte Stimmung schnell gefunden. Die Stimmung korreliert eng mit den Benzinpreisen. Da diese neue Rekorde erreichen, ist die Stimmung bei Verbrauchern entsprechend schlecht. CEOs hingegen lassen sich weniger vom Benzinpreis leiten. Hier ist die Einschätzung über das Wirtschaftswachstum ausschlaggebend.


Hier geht eine Mehrheit von einem Abschwung aus. Wie der Abschwung genau aussieht, darüber besteht Uneinigkeit. Ein Teil der CEOs (10 %) hält eine abrupte und schwere Rezession für denkbar. Ein weiteres Fünftel hält Stagflation für wahrscheinlich. Fast 60 % wiederum geht von einer milden Rezession und schnellen Erholung aus. Damit sind 90 % also der Meinung, dass eine Rezession in der einen oder anderen Form nicht vermeidbar ist.

Das nennt man eine klare Meinungsäußerung und CEOs sollten es eigentlich wissen. Es wundert daher nicht, dass der Aktienmarkt und das Zutrauen große Parallelen aufweist (Grafik 2). Die Richtung von Zutrauen und Performance stimmt. Grundsätzlich aber könnten Aktien angesichts der Stimmung tiefer stehen als jetzt.


Ohnehin droht eine böse Überraschung. Analysten gehen bis Jahresende 2022 immer noch von Gewinnwachstum aus. Das CEO Zutrauen läuft der Gewinnentwicklung ungefähr ein halbes Jahr voraus. Anstatt eines Gewinnanstiegs bis Jahresende sollte es einen Gewinnrückgang geben (Grafik 3).

Ob es zu einer ausgeprägten Gewinnrezession oder einer Stagnation kommt, sei dahingestellt. Das Zutrauen ist wesentlich volatiler als die Gewinnentwicklung. Ein so großer Rückgang in der Stimmung wie in den letzten Quartalen hat in der Vergangenheit jedoch immer einen Gewinnrückgang angekündigt. Wachstum zu erwarten, ist naiv.

So geht für die Börse aktuell alles schief, was schiefgehen kann. Die Inflation ist zu hoch, Notenbanken hinken der Entwicklung hinterher. Der Zinsanstieg kommt zwar spät, doch nun ist er da, mit voller Wucht. Dass sogar die Schweizer Nationalbank am Donnerstag die Zinsen völlig unerwartet angehoben hat, zeugt davon. Dies geschieht in einer Zeit, in der die Verbraucherstimmung auf Depressionsniveau ist und auch CEOs eine Rezession für wahrscheinlich halten.

Die Probleme sind tiefgreifend und vielfältig. Man muss schon sehr lange suchen, um Umstände zu identifizieren, die für einen baldigen Aufschwung sprechen. Mir ist es bisher nicht gelungen, solche Umstände zu identifizieren.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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