Kommentar
08:31 Uhr, 14.06.2016

MICROSOFT - Viel Glück!

Microsoft greift tief in die Tasche, um LinkedIn zu kaufen. Die letzten Großinvestitionen hatten eher gemischten Erfolg.

Erwähnte Instrumente

  • Microsoft Corp.
    ISIN: US5949181045Kopiert
    Kursstand: 50,140 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • LinkedIn Corp.
    Kursstand: 192,210 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Microsoft Corp. - WKN: 870747 - ISIN: US5949181045 - Kurs: 50,140 $ (NASDAQ)
  • LinkedIn Corp. - Kurs: 192,210 $ (NYSE)

Die Aktie von Microsoft gab gestern ein relativ eindeutiges Signal. Der Kurs steht unter Druck, weit über die Abgaben des Marktes hinaus. Anleger scheinen nicht vollends überzeugt zu sein, dass der Zukauf optimal ist. Die Zweifel sind durchaus angebracht, denn die Erfolgsgeschichte bei Übernahmen ist gemischt und noch nie hat Microsoft so viel für einen Zukauf gezahlt.

LinkedIn wird für 26,2 Mrd. USD übernommen. Leisten kann sich das Microsoft allemal. Das Unternehmen sitzt auf Bargeldreserven von 105 Mrd. USD. Selbst nach dem Zukauf verfügt Microsoft noch über hohe Reserven und müsste keinesfalls auf andere Zukäufe verzichten.

Anleger von LinkedIn können sich freuen. Zu Jahresbeginn verlor die Aktie innerhalb weniger Wochen 60 % und stand zuletzt noch 50 % unter dem Allzeithoch. Anleger hatten das Unternehmen zu Jahreswende besonders deutlich abgestraft, da sich das Wachstum des Unternehmens verlangsamte. Der Aufpreis, den Microsoft auf den letzten Kurs zahlt (50 %) dürfte da sehr gelegen kommen.

Die Aktie von LinkedIn erreichte gestern fast den vereinbarten Übernahmepreis von 196 USD je Aktie. Dass der Kurs nicht genau auf diesen Wert steigt liegt an einer gewissen Unsicherheit, die solche Transaktionen beinhalten. Es könnte – aus welchen Gründen auch immer – zu Problemen bei der Übernahme kommen und sie letztlich doch noch abgeblasen werden. Die geringe Kursdifferenz zwischen Kaufpreis und aktuellem Kurs signalisiert jedoch, dass Anleger sehr zuversichtlich sind.

Die Übernahme ist die bisher größte des Konzerns. Die Grafik zeigt alle bisherigen Übernahmen von Microsoft von mehr als 400 Mio. Dollar, von denen die Kaufpreise bekannt sind. Microsoft tätigt pro Jahr im Durchschnitt mehr als 5 Zukäufe. Viele sind vom Transaktionsvolumen her sehr klein und nur selten ist der Kaufpreis öffentlich zugänglich.

Microsofts Übernahmehistorie ist sehr gemischt. Einige Zukäufe, wie etwa Skype und Hotmail, dürften sich ausgezahlt haben. Die Übernahme der Mobiltelefonsparte von Nokia gehört nicht dazu. Microsoft hat den Kaufpreis dieser Übernahme inzwischen komplett abgeschrieben.

Unter den Zukäufen der Vergangenheit findet man durchaus interessante Konzepte. Zur Jahrtausendwende kaufte Microsoft Unternehmen der Medienbranche, verkaufte viele der Unternehmen jedoch relativ rasch wieder. Vielleicht war Microsoft etwas zu früh dran, doch mit den entsprechenden Übernahmen würde man möglicherweise heute nicht Netflix schauen, sondern Microsoft.

Auf der Liste an Akquisitionen finden sich auch Kartendienste, doch damit hat es Microsoft ebenso wenig geschafft Google Konkurrenz zu machen wie mit der Suchmaschine. Auch von den Übernahmen im Bereich Sozialnetzwerke hat man wenig gehört. Man wird sehen, ob es mit LinkedIn ähnlich laufen wird.

LinkedIn hat eine starke Marke und wird so schnell nicht verschwinden. Über den Kaufpreis kann man jedoch streiten. 26,2 Mrd. Dollar sind für einen Jahresumsatz von gut 3 Mrd. viel, zumal LinkedIn in den letzten Jahren unterm Strich Geld verlor.

Der Zukauf kann dennoch Sinn machen. Microsoft gelang der große Durchbruch beim Endverbraucher durch Suchmaschine und Sozialnetzwerke nicht. Nun scheint sich Microsoft mehr auf Firmenkunden zu fokussieren und bietet inzwischen ein recht weites Paket an. Die meisten Computer laufen mit dem Windows Betriebssystem. Dazu gibt es Outlook und Skype for Business, sowie Cloud Lösungen, um Inhalte zu teilen und aufzubewahren.

LinkedIn ist letztlich eine Art soziales Netzwerk, allerdings mit Fokus auf den Beruf, Karriere, Unternehmen und mit einem anderen Fokus in Bezug auf Inhalte. Fotostrecken vom Urlaub findet man selten, wenn überhaupt. Vielmehr werden für Unternehmen und Beruf relevante Inhalte geteilt.
Microsoft kann eine solche Plattform gut gebrauchen und sie in ihr Gesamtpaket für Unternehmen gut integrieren. Auf den ersten Blick wirkt der Zukauf vielleicht etwas beliebig, doch je länger man darüber nachdenkt, desto mehr Sinn macht das Ganze. Ein Schnäppchen war es dennoch nicht.

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  • Chronos
    Chronos

    Was in der Liste der Flops fehlt sind die Bilderdatenbanken, eigentlich ein großes Hobby von BG nur geklappt hat es nie. Google ging es damit nicht besser. Bei Bilderdiensten scheinen sie alle drauf gezahlt zu haben. Qualität ist nicht mehr gefragt, nur Menge.

    Hätte eher mit Blackberry for Enterprise gerechnet, Linkedin wird nichts werden.

    "Dazu gibt es Outlook und Skype for Business, sowie Cloud Lösungen, um Inhalte zu teilen und aufzubewahren."

    Outlook als solches ist falsch oder zumindest falsch benannt.

    Cahsccow ist active Directory, Exchange (versus Domino), und die Server-Plattformen auf Enterprise Clustering. Outlook als solches (open ware) gibt es seit Jahren auch auf IOS.

    Office als package ist viel bedeutender als das OS selbst.

    Outlook gibt es auch als OWA (web Access) und als freeaccount, das generiert nur user, keine marge.

    Die Zeiten von Skype sind entweder vorbei oder nur für small caps. Das Enterprise Produkt dazu heißt Lync und die Serverlösungen sind wieder cashgeneratoren. Ist sogar brauchbar und funktioniert richtig gut incl. der Hardware.

    09:23 Uhr, 14.06.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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