Kommentar
19:10 Uhr, 09.02.2022

Meta Platforms: Jetzt ins fallende Messer greifen?

Einer Börsenweisheit nach soll man nicht ins fallende Messer greifen, also kaufen, wenn ein Kurs kollabiert. Ist es bei Meta Platforms anders?

Erwähnte Instrumente

  • Meta Platforms Inc
    ISIN: US30303M1027Kopiert
    Kursstand: 228,754 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Meta Platforms Inc - WKN: A1JWVX - ISIN: US30303M1027 - Kurs: 228,754 $ (Nasdaq)

Grundsätzlich ist an der Weisheit etwas dran. In ein fallendes Messer zu greifen ist gefährlich, ob am Esstisch oder an der Börse. Trotzdem ist es unter Anlegern eine beliebte Strategie. Hier unterscheiden sich einzelne Märkte voneinander nicht. Ob in den USA bei Meta oder in Deutschland, auf Foren wird heiß diskutiert.

In vielen Fällen geht die Strategie schief. Der eine oder andere Anleger erinnert sich vielleicht noch an das deutsche Wunderkind Wirecard. Als zum wiederholten Male Betrugsvorwürfe ans Licht kamen, ging es mit dem Kurs rasant bergab. Nachdem die Aktie über 50 % gefallen war, gab es viele Privatanleger, die herzhaft zugriffen. Die Aktie verlor daraufhin nochmals 50 % und nochmals 50 % und…

Ganz offensichtlich kann es schiefgehen, wenn man in ein fallendes Messer greift. Der Auslöser für einen Crash ist allerdings von Bedeutung. Bei Meta sind es keine Betrugsvorwürfe, sondern eine Wachstumsverlangsamung, die den Crash auslösten. Crash ist nicht gleich Crash.

Bei Meta stellt sich nicht die Frage, ob das Unternehmen wertlos ist, sondern ob die Bewertung nun stimmt oder sogar günstig ist. Gemessen am gerade veröffentlichten Jahresgewinn wird Meta mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 bewertet. Der S&P 500 ist im Vergleich dazu mit 25 bewertet. Auf Basis des erwarteten Gewinns in diesem Jahr liegt Meta bei 17 (es wird ein Gewinnrückgang erwartet) und der S&P 500 bei ca. 20.

In beiden Fällen ist Meta im Vergleich zum Markt ein Schnäppchen. Im Vergleich zum Marktsegment (Technologie) ist Meta ein wahrer Ausreißer. Der Nasdaq 100 hat ein KGV von mehr als 30 und auf Basis der Gewinnschätzung für 2022 liegt es immer noch bei 25. Wieso wird Facebook dermaßen abgestraft?

Ein Blick auf ein anderes Unternehmen erklärt die Situation. Meta ist nicht das erste Big Tech Unternehmen, welches zu kämpfen hat. Alphabet ging es ähnlich. Das ist keine drei Jahre her. Alphabets Gewinn stagnierte 2018 und 2019. Wachstum war Mangelware. Zudem kämpfte das Unternehmen mit explodierenden Kosten. Die Aktie korrigierte zweimal um 20 % (Grafik 1).

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Stagnation, egal wie der Name des Unternehmens lautet, wird im Bereich Technologie nicht toleriert. Anleger reagieren allergisch. Auch Meta kennt das Phänomen. Als immer mehr Nutzer auf Smartphones umstiegen, hatte Meta zunächst Probleme den gleichen Werbeeffekt zu erzielen. Der Gewinn fiel. Die Aktie korrigierte 40 % (Grafik 2).

Meta-Platforms-Jetzt-ins-fallende-Messer-greifen-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Dieses Mal ist es nicht die Umstellung von Desktop zu Smatphone, die Probleme bereitet, sondern Apples Betriebssystem und eine neue Art, Inhalte zu konsumieren. TikTok wird als Metas großer Konkurrent genannt. Im Normalfall kopiert Meta die Funktion der Konkurrenz. Auch dies geschieht bereits recht erfolgreich. Nur: Die Werbeeffizienz hat noch nicht mitgezogen.

In früheren Perioden hat Meta solche Umstellungen erfolgreich gemeistert. Ob es dieses Mal wieder gelingt, weiß keiner. Generell ist bei Meta Wachstum aber noch keine Mangelware. Der Umsatz wuchs bisher robust und wird auch 2022 weiter wachsen. Der Gewinn wird nicht mitziehen, unter anderem wegen hoher Investitionen.

Der Umsatz dürfte 2022 um ungefähr 10 % steigen und der Gewinn von 40 Mrd. auf 35 Mrd. zurückgehen. Bis Ende 2022 sollte das Problem der Werbeeffizienz gelöst sein. Wer mutig ist, greift ins fallende Messer und wettet darauf, dass es Meta wie auch in früheren Jahren gelingt, die Umstellung zu meistern.

Wachstum ist nicht das einzige Sorgenkind. Metas Verwaltungsrate verlor den Tech-Investor Peter Thiel. Politisch ist er umstritten, hat allerdings als Investor einen sechsten Sinn. Gleichzeitig drohte Meta Dienste in der EU aufgrund von Datenschutzrichtlinien nicht mehr anzubieten. Das erscheint eine Überreaktion zu sein und sieht mehr wie Panik als wie eine solide Strategie aus.

Nicht zuletzt deswegen bewerten Anleger Facebook geradezu wie ein Unternehmen, welches ums Überleben kämpft. Die Unsicherheit kann sich fortsetzen. Es werden wahrscheinlich mehrere Quartale benötigt, in denen Facebook einen erfolgreichen Turnaround unter Beweis stellen kann, damit die Aktie nachhaltig nach oben dreht. Ob die Aktie noch viel billiger zu haben ist als jetzt, sei dahingestellt.

Wer jetzt kauf, muss möglicherweise einen Zeithorizont von 2 oder 3 Jahren ins Auge fassen, ähnlich zu der Zeit 2017 bis 2018. Kurzfristig dürfte die Angst bei Anlegern bleiben, dass Meta kein Wachstumsunternehmen mehr ist und seine Strategie nicht im Griff hat. Bei einem KGV von 15 erscheint fundamental eine noch tiefere Bewertung nicht rational. Vernunft spielt jedoch nur langfristig eine Rolle.

Persönlich habe ich gestern eine kleine Position eröffnet (2 % des Depotwertes) und warte nun ab, was geschieht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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