MERCK - Geschäfte laufen besser als der Kurs signalisiert
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- Merck KGaA - WKN: 659990 - ISIN: DE0006599905 - Kurs: 107,550 € (XETRA)
Vorstandschefin Belén Garijo eröffnete den Call mit dem Hinweis auf zwei strategische Meilensteine: den Verkauf der margenschwachen Surface-Solutions-Sparte zum 31. Juli und die Übernahme des US-Biotechunternehmens SpringWorks, die am 1. Juli abgeschlossen wurde. "Wir wachsen profitabel – und sogar stärker, als wir noch im Frühjahr erwartet hatten“, so Garijo. Beide Transaktionen sollen die Fokussierung auf wachstumsstarke, margenstarke Geschäftsfelder schärfen.
Solide Konzernentwicklung – Life Science als Wachstumstreiber
Organisch stieg der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 2 %, das EBITDA pre wuchs um 4,6 %. Wechselkurse drückten die Erlöse um 4,2 % und das operative Ergebnis um 7,2 %. Nominal sanken die Umsätze um 1,8 % auf 5,255 Mrd. EUR, das EBITDA pre um 3,1 % auf 1,462 Mrd. EUR. Während Healthcare und Life Science organisch jeweils rund 4 % zulegten, verzeichnete Electronics ein Minus von 5,6 %.
Life Science profitierte vor allem vom Geschäft mit biopharmazeutischen Produktionslösungen: Process Solutions wuchs organisch um 11,5 %, bei weiterhin starkem Auftragseingang und einem Book-to-Bill-Verhältnis über 1. "Die Kundenlagerbestände sind abgebaut, wir fühlen uns sehr wohl, unser mittelfristiges Ziel von rund 10 % organischem Wachstum schon 2025 zu erreichen“, sagte Life-Science-Chef Jean-Charles Wirth. Science & Lab Solutions blieb organisch stabil: Schwächere Nachfrage aus US-Hochschulen und in China wurde durch erste Erholungssignale aus der Pharmaindustrie und ein robustes Qualitätskontrollgeschäft ausgeglichen.
Der Bereich Healthcare wuchs organisch um 3,6 %. Die Multiple-Sklerose-Therapie Mavenclad legte um 20,7 % zu, das Onkologieportfolio profitierte von zweistelligem Wachstum bei Erbitux (+10,9 %) und Tepmetko (+41,4 %), letzteres unterstützt durch eine neue Vertriebsvereinbarung in Asien. Bavencio gab im wettbewerbsintensiven Umfeld wie erwartet nach (–12,1 %). Die EBITDA-pre-Marge des Segments stieg auf 37,2 %, begünstigt durch einen günstigen Produktmix, temporär niedrigere F&E-Aufwendungen und einen positiven Vorjahreseffekt.
Zu Mavenclad erklärte Healthcare-Chef Danny Bar-Zohar: "Unser Basisszenario für den US-Patentablauf bleibt Oktober 2026. Selbst in einem sehr unwahrscheinlichen Fall früherer Generikakonkurrenz wären die Effekte gering und im Ausblick enthalten.“ Auch in Europa werde der Ablauf der Schutzrechte gestaffelt erfolgen – zwischen 2027 und 2030.
Electronics: Projektverschiebungen und Sondereffekte
Electronics musste einen organischen Umsatzrückgang von 5,6 % verkraften. Wachstum bei Halbleitermaterialien – getrieben durch KI-Anwendungen und „advanced nodes“ – konnte den mehr als 30 %igen Einbruch im Geschäft mit Delivery Systems & Services (DS&S) nicht ausgleichen. Mehrere Großprojekte wurden von Kunden verschoben, teilweise über 2025 hinaus.
Zudem belasteten zwei Sondereffekte das Segmentergebnis: eine Abschreibung aus der 2014er-Übernahme von AZ Electronic Materials im niedrigen zweistelligen Millionenbereich sowie eine Rückstellung im mittleren zweistelligen Millionenbereich für Kundenerstattungen wegen jahrzehntelanger Fehletikettierung durch einen Zulieferer. "Es gab keinerlei Qualitätsprobleme, die Kundenbeziehungen sind stabil“, betonte Electronics-Chef Kai Beckmann. Beide Effekte drückten die Marge um rund sieben Prozentpunkte, das EBITDA pre des Segments halbierte sich auf 134 Mio. EUR. Das belastete dann auch die Aktie.
Merck erwartet für 2025 jetzt ein organisches Umsatzwachstum von 2 % bis 5 % und ein organisches EBITDA-pre-Wachstum von 4 % bis 8 % – ein leichter Anstieg am unteren Ende gegenüber der vorherigen Prognose. Die Zielspannen für Umsatz und EBITDA pre bleiben bei 20,5 bis 21,7 Mrd. EUR bzw. 5,9 bis 6,3 Mrd. EUR.
Für Life Science wurde das Wachstumsziel auf 3 % bis 6 % angehoben, das EBITDA pre soll um 3 % bis 7 % steigen. Healthcare soll 3 % bis 5 % organisch wachsen, das operative Ergebnis um 9 % bis 13 % zulegen – unterstützt durch rund 170 Mio. EUR Umsatzbeitrag von SpringWorks im zweiten Halbjahr. Electronics hingegen wird schwächer erwartet: –5 % bis –1 % organisches Umsatzwachstum und –15 % bis –7 % beim EBITDA pre.
Im Q&A-Teil wollten Analysten vor allem die Unsicherheiten in Electronics verstehen. Beckmann betonte, dass für 2025 nur fest bestätigte Projekte im DS&S-Geschäft berücksichtigt seien, eine Erholung werde konservativ bewertet. "Das Materialgeschäft bleibt robust bis 2026“, so Beckmann.
Zur Patentlaufzeit von Mavenclad erklärte Bar-Zohar erneut, der US-LOE werde im Oktober 2026 erwartet, in Europa erfolge der Ablauf gestaffelt. Rückgänge sollen durch die Vermarktung neuer Produkte, etwa aus dem SpringWorks-Portfolio, aufgefangen werden.
Bei Process Solutions bestätigte Wirth, dass der Auftragseingang ohne Vorzieheffekte stark bleibe, der Consumables-Anteil liege bei 90 %, Book-to-Bill bleibe über 1. Auf Nachfrage zu möglichen Vorzieheffekten wegen US-Zöllen verwies er auf eine stabile globale Nachfrage und nur marginale, lokal begrenzte Einflüsse.
Beim Thema Ogsiveo-Konkurrenz durch AL102 räumte Bar-Zohar ein, dass der Wirkstoff ernst genommen werde. "Es ist derselbe Wirkmechanismus – wir erwarten, dass er funktioniert. Aber wir haben einen First-Mover-Vorteil, sehr gute Daten und positive Erfahrungen in der Anwendung.“ Das Peak-Sales-Modell von 1 Mrd. USD berücksichtige den Wettbewerb bereits.
Fazit: Trotz eines schwachen Electronics-Geschäfts und deutlicher Währungseinflüsse sieht sich Merck auf Kurs, 2025 profitabler abzuschließen als zu Jahresbeginn erwartet. Life Science und Healthcare liefern starke Beiträge, die Integration von SpringWorks verläuft nach Plan. "Wir blicken zuversichtlich auf den Rest des Jahres – und werden 2025 stärker wachsen als zunächst geplant“, fasste Garijo zusammen. Die Merck-Aktie gibt es bewertungstechnisch auf einem Zehnjahrestief zu kaufen. Antizykliker greifen zu.
Jahr | 2024 | 2025* | 2026e* |
Umsatz in Mrd. EUR | 21,16 | 21,41 | 22,14 |
Ergebnis je Aktie in EUR | 8,63 | 8,55 | 9,14 |
KGV | 12 | 12 | 11 |
Dividende je Aktie in EUR | 2,20 | 2,34 | 2,47 |
Dividendenrendite | 2,10% | 2,23% | 2,35% |
*e = erwartet, Berechnungen basieren bei |

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