Analyse
09:57 Uhr, 11.03.2015

Marktkommentar: Wall Street hat "Rate-Angst"

Ein aktueller Marktkommentar und warum der Dow Jones eigentlich schon 4300 Punkte höher stehen könnte, wenn man vor ein paar Jahren andere Entscheidungen getroffen hätte.

Erwähnte Instrumente

  • Soja
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  • ADLER Real Estate AG
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  • Soja - WKN: 530281 - ISIN: US12492A1079 - Kurs: 993,26 US¢/Scheffel (Indikation)
  • ADLER Real Estate AG - WKN: 500800 - ISIN: DE0005008007 - Kurs: 13,74 € (Frankfurt)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 56,50 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Richtig was los an den Börsen: Die großen Indizes an der Wall Street gestern gut 2% im Minus, Asien heute Morgen ebenfalls schwächer, hier wurde wohl einigen Angst und Bange, dass der Dollar immer weiter stieg, seitdem aus den USA starke Arbeitsmarktdaten kamen.

Erschien die erste Zinsanhebung der US-Notenbank vor kurzem noch weit entfernt, so scheint sie mit den guten Jobdaten nun in greifbare Nähe gerückt zu sein. Investoren flüchten aus Schwellenländern, die brasilianische Währung etwa, der Real, steht den siebten Tag in Folge unter Verkaufsdruck, die Sojabauern dort schlagen ihre frisch eingebrachte Ernte zu jedem Preis los, weil sie befürchten, dass das noch weiter gehen wird. Ihre amerikanischen Kollegen bleiben hingegen auf ihrer Ernte sitzen.

Sojabohnen: Brasilianer schlagen Ernte los
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In Japan rutscht der Yen zum auf den tiefsten Stand seit Sommer 2007 und jetzt machen sich nun selbst die Exporteure, die davon profitieren, Sorgen, da der Import von Gütern und Dienstleistungen so viel teurer geworden ist. Und um in diesem Währungskrieg mitzumachen hat die Europäische Zentralbank zu Wochenbeginn mit ihrem Ankaufprogramm begonnen, notfalls auch unter Inkaufnahme negativer Zinsen, also garantierter Verluste - eine Folge ist ein Boom bei Immobilienaktien, da Hypothekenzinsen jetzt zum Selbstkostenpreis zu haben sind – also wer sich für 5 Jahre Geld leihen will, zahlt nur noch die Marge der Bank, die so bei 1,1% liegen dürfte.

ADLER Real Estate AG
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China wird nicht in diesen Währungskrieg eintreten, das glaubt zumindest de Societe Generale in einer Studie, dort hat man gerade das Wachstumsziel von 7,5% auf 7% gesenkt und die neuesten Daten die gerade erschienen sind deuten nicht darauf hin, dass dieses Ziel übertroffen werden könnte. Also warum sollte China nicht auch an seiner Währung drehen?

Positiv ist, was Janet Yellen, die Präsidentin der US-Notenbank unlängst bei ihrer Anhörung vor dem US-Kongress als „möglichen positiven Wachstumsschock“ bezeichnete. Sie meinte damit, dass viele Zentralbanken in den vergangenen Wochen ihre Geldpolitik bedeutend lockerten, und das vor dem Hintergrund eines möglicherweise Mitte dieses Jahres eintretenden Wachstumsschubs in der Weltwirtschaft. Dieser Wachstumsschub könnte ausgelöst werden durch den tiefen Ölpreis, und wie es aussieht bleibt Öl wirklich tief, jedenfalls ist der Preis für Öl der Sorte Brent jetzt wieder bis auf 57 Dollar gefallen, da die Lagerbestände in Cushing, dem zentralen Pipeline-Knoten in den USA wieder weiter gestiegen sein sollen – so Vorabschätzungen, die offiziellen Öllagerdaten aus dem Fracking-Eldorado USA kommen heute erst um 15:30 Uhr.

Erdöl der Nordseeölsorte Brent
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Jedenfalls wirkt sich der tiefe Energiepreis auf das Verhalten der amerikanischen Konsumenten aus: Noch nie haben sie so viel in Restaurants gegessen und der Verband der amerikanischen Fluglinien rechnet im Frühjahr mit dem besten Geschäft seit sieben Jahren. Die koreanische Hyundai Motos baut seine Fabrik für SUVs in den USA aus, richtig – das sind die Sprit schluckenden Straßenkreuzer, die jetzt wieder beliebt werden, da Benzin so günstig geworden ist.

Eine Anekdote noch zum Schluss: Apple wurde diese Woche in den Dow Jones für Industriewerte aufgenommen. Wenn Sie glauben der Dow Jones Index sei schon zu hoch, dann machen Sie mal die Was Wäre Wenn Rechnung: Hätte man Apple schon 2008 in den Dow aufgenommen, wäre dieser jetzt bei rund 22.000 Punkten – also 4300 Punkte höher als heute.

Eine ähnliche Rechnung hat mein Kollege Rene Berteit für den DAX angestellt, mit ernüchterndem Ergebnis: Nur 12 Aktien trieben den DAX auf das Allzeithoch, wo er jetzt ist, sagenhafte 11 Aktien im Index liegen sogar 50% oder mehr unter ihrem Allzeithoch. Die Commerzbank sogar 97% darunter. Da muss man sich natürlich die Frage stellen, ob wir beim DAX auf einem Pulverfass sitzen. Wenn die Aktien, die gut laufen, aufhören, das zu tun, dann ist es auch mit der DAX-Rally zu Ende.

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1 Kommentar

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  • Neutralradikal
    Neutralradikal

    Und bei dem Artikel von Rene Berteit habe ich bereits angemerkt, dass die Commerzbank nicht 97% unter dem Allzeithoch liegt, wenn man den Kurs (Chart) um die massiven Kapitalerhöhungen bereinigt. Denn dann sind es nur etwa 45%, was knapp der Hälfte und nicht wie Sie das darstellen einem 33stel entspricht.

    Die nächste Zeit dürfte aber bei den Fahnenstangen in den Kursen so oder so sehr turbulent werden.

    11:28 Uhr, 11.03.2015

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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