Marktkommentar: "Europa ist nicht die Welt"
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Düsseldorf (BoerseGo.de) - Für den Ökonom Jim O’Neill gibt es gute Chancen, dass sich die europäische Konjunktur besser hält als viele Experten erwarten. "Die meisten Menschen gehen davon aus, dass Europa bereits in einer tiefen Rezession steckt und Deutschland ebenfalls in einen Abschwung hineinläuft. Die jüngsten Daten sprechen eine andere Sprache", sagte Fondsmanager dem "Handelsblatt" (Dienstag). Die Angst, dass Europa die Welt in den Abgrund zieht, erscheine ihm im Moment unbegründet, so O’Neill.
Deutschland hält laut dem Experten eine wichtige Rolle inne: Die gute Konjunkturentwicklung des Landes sei die interessanteste Entwicklung in diesem Jahr, denn Deutschland stehe immerhin für ein Drittel der Wirtschaftskraft in der Euro-Zone, sagte O'Neill. Er vergleicht die Situation Europas mit der Asien-Krise 1997. Damals hätten sich die Leute gesorgt, dass die Probleme in Thailand, Indonesien und Südkorea andere asiatische Staaten und die Welt insgesamt herunterziehen würden. "Doch China ist gut durch die Krise gekommen und das hat die Weltwirtschaft stabilisiert. Vielleicht kann diesmal Deutschland der stabilisierende Faktor sein."
Das Verhalten von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Euro-Schuldenkrise bezeichnete O'Neill als "zurückblickend sehr richtig". Deutschland bekomme jetzt das, was es immer gewollt habe: eine engere fiskalische und politische Union. Eine Alternative zu dem jüngst beschlossenen Fiskalpakt sieht er nicht.
Um den Anschluss an die anderen großen Wirtschaftsräume nicht zu verlieren, müsse sich Europa allerdings verändern, fordert der Starökonom. "Europa muss dynamischer werden, echtes Führungsverhalten zeigen. Europas Politiker müssen endlich anerkennen, dass sie in einer sich verändernden Welt leben und nicht in einer statischen." Der Ökonom warnt in der Zeitung außerdem davor, die Bedeutung der Euro-Krise für die Weltwirtschaft zu überschätzen. "Europa ist nicht die Welt", sagte er.
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