Marktaussichten für das zweite Halbjahr 2017
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Trotz des weltweit nur mäßigen Wachstums und der schwindenden Hoffnung auf eine reflationäre Politik in den USA schnitten Risikoanlagen im ersten Halbjahr 2017 gut ab. Auf den globalen Anleihemärkten zeigte sich dagegen ein anderes Bild. Nach einer schwächeren Phase Anfang des Jahres legten diese von März bis Juni kräftig zu, nur um dann Ende des zweiten Quartals einen weiteren Rückschlag zu erleiden. Anleihen beendeten damit die erste Jahreshälfte nahe dem Mittelwert ihrer sechsmonatigen Handelsspanne. Der US-Dollar tendierte im Allgemeinen schwächer, insbesondere gegenüber den höher rentierlichen Schwellenländerwährungen und in jüngster Zeit auch gegenüber dem Euro, wie Larry Hatheway, Group Head GAM Investment Solutions und Chefökonom beim Asset Manager GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Das von uns und vielen Analysten veranschlagte Renditeniveau für 2017 sei an den Aktienmärkten bereits im ersten Halbjahr erreicht oder sogar übertroffen worden. Anleger stellten sich nun zurecht die Frage, ob die sich die seit Jahresanfang erzielten stetigen Gewinne in den letzten sechs Monaten des Jahres aufrechterhalten ließen, heißt es weiter.
„Nach Ansicht des Asset Allocation Committee dürfte die Performance an den Aktienmärkten künftig eher verhalten ausfallen. Aus diesem Grund wurden Risikoallokationen in verschiedenen Strategien zugunsten höherer Barbestände reduziert oder in stärkere Gewichtungen von Unternehmensanleihen mit kurzer Duration umgeschichtet. Die allgemeine Zurückhaltung äußert sich auch in dem Wunsch des gesamten Committees, die Aktienallokationen bei weiteren starken Kurszuwächsen an den Märkten erneut zu verringern“, so Hatheway.
Dieser vorsichtigere Ansatz entspreche der Einschätzung, dass die wahrscheinliche Verbesserung der Unternehmensgewinne vor allem in den USA bereits zu einem großen Teil in den Aktienkursen eingepreist sei. Die Erwartungen der Analysten im Hinblick auf den Energiesektor seien möglicherweise zu optimistisch, da die Gewinne unter den niedrigen Ölpreisen leiden würden. In Europa, in ausgewählten Schwellenländern und in Japan würden die Kurse stärker durch Unternehmensgewinne gestützt. Der Operating Leverage sei nach wie vor günstig und ein langfristiger Anstieg der Margen und des Kapitalumschlags – insbesondere in Japan – rechtfertige höhere Bewertungen, heißt es weiter.
Das Ausmaß möglicher Marktrückschläge soll sich laut Einschätzung des Commitees dank eines guten fundamentalen Umfelds allerdings in Grenzen halten. „In den USA, in Nordeuropa und in Japan stützt sich das Wachstum auf die steigenden Haushaltseinkommen sowie auf höhere Unternehmensgewinne. Doch weder Kreditschöpfung noch Anlageinvestitionen erreichen ein besonders hohes Niveau. Dies hat ein bescheidenes Wachstum zur Folge, das ebenso unbefriedigend wie robust ist. Unbefriedigend, da die Wachstumsschwäche die Einkommensungleichheit nicht gemindert hat. Robust, da die Anleger höhere Risiken an den Kapitalmärkten übernehmen, denn Wachstum und Unternehmensgewinne werden nur geringfügig durch die politische Unsicherheit belastet“, so Hatheway.
Unter der Oberfläche einer scheinbar stabilen Performance an den Aktienmärkten sähen sich die Anleger mit einer raschen Rotation zwischen den einzelnen Anlagestilen und Regionen konfrontiert. So seien beispielsweise Value-Anlagen nach der starken Wertentwicklung Ende letzten Jahres seit Anfang 2017 meist hinter Growth-Strategien zurückgeblieben. Diese Entwicklung resultiere teilweise aus den schwächeren Surprise-Indizes für das Wirtschaftswachstum und der Abflachung der Renditekurven, seit die Inflation unter den Erwartungen bleibe. Die Kurse von Technologieaktien seien zuletzt gegenüber ihren Höchstständen zurückgefallen, da Anleger ihre Übergewichtung reduziert hätten. Dagegen hätten Finanz- und Energiewerte in jüngster Zeit wieder leicht angezogen. Auf Ebene der Regionen hätten sich die europäischen Aktienmärkte in den letzten drei Monaten unterdurchschnittlich entwickelt, da der stärkere Euro die Gewinnerwartungen in der Eurozone belastet habe, heißt es weiter.
Im Hinblick auf die Asset Allocation bevorzugt das Committee weiterhin eine leichte Übergewichtung globaler Aktien mit einem Schwerpunkt in Europa, Japan und den Schwellenländern. „Trotz der starken Performance von Technologieaktien im bisherigen Jahresverlauf werden Growth-Anlagen gegenüber Value-Anlagen übergewichtet. Im Anleihesegment gibt das Committee nachrangigen Schuldtiteln, älteren Mortgage-Backed Securities und Schwellenländeranleihen in Lokalwährung den Vorrang gegenüber Staatsanleihen. Die Duration wird unter den Benchmark-Allokationen gehalten. Das aktive Währungsrisiko wurde reduziert. Dabei wurden bevorzugt Positionen in britischen Pfund in Phasen starker Wechselkurse verkauft“, so Hatheway.
Trotz der am Markt vorherrschenden Erwartung einer anhaltend niedrigen Inflation sei ein Inflationsanstieg ein wesentliches Portfoliorisiko. Der Marktkonsens rechne nur mit einem geringen Anstieg der Lohn- oder Preisinflation. Die spiegele sich auch in den niedrigen Break-Even-Inflationsraten an den Märkten für inflationsindexierte Papiere wider. Sollte eine angespanntere Lage an den Arbeits- und Gütermärkten zu Besorgnis über steigende Inflationsraten führen, dürfte dies für die Portfolios schwerwiegende Folgen haben, da dann sowohl die Aktien- als auch die Anleihenkurse unter Druck gerieten, heißt es weiter.
„In China ist der Kreditimpuls inzwischen negativ, nachdem die Behörden außerbilanzielle Finanzierungen und die Kreditvergabe durch kleine Banken stark reguliert haben. Dass die Rohstoffpreise trotz der Abschwächung des US-Dollars gesunken sind, ist möglicherweise bereits ein Hinweis auf die Besorgnis der Anleger über die Verlangsamung der Anlageinvestitionen. Selbst wenn die chinesischen Behörden ihre Kreditpolitik bei einer Konjunkturschwäche lockern, könnte die Befürchtung eines schwächeren Wachstums in China die Märkte stark belasten. Dies hat sich Mitte 2015 und Anfang 2016 bereits schon einmal gezeigt“, so Hatheway.
Das Committee sieht zudem mehrere Quellen für mögliche politische Risiken. Falls die Inflation nicht anziehe, könnten die Zinserhöhungen und die Bilanznormalisierung der US-Notenbank zu höheren Realzinsen führen, die das Kreditwachstum belasteten. Darüber hinaus könnte eine restriktivere Haltung der Europäischen Zentralbank einen massiven weltweiten Ausverkauf von Anleihen auslösen, heißt es weiter.
„Wie die jüngsten Kursbewegungen gezeigt haben, kann Europa an den globalen Anleihenmärkten durchaus den Ton angeben. Falls die US-Regierung unter Donald Trump konkrete protektionistische Maßnahmen ergreift, könnte die Besorgnis über Handelskonflikte und eine weltweite Abkühlung des Wirtschaftswachstums das Vertrauen in wachsende Unternehmensgewinne untergraben und somit die globalen Aktienbewertungen infrage stellen“, so Hatheway.
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