Kommentar
18:56 Uhr, 05.06.2015

Märkte in Panik - Was für ein Tag!

Der heutige Tag hatte es wirklich in sich. Wenn das der Vorgeschmack auf die kommenden Wochen ist, dann braucht man gute Nerven.

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  • DAX
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Heute wird verkauft - und zwar alles, von Öl über Euro über Bundes- und US Anleihen bis hin zu Gold. Wenn fast alles Assetklassen im Gleichschritt laufen, dann ist das kein gutes Omen. Für gewöhnlich schichten Anleger in unsicheren Zeiten von einer in die andere Anlageklasse um. Oft werden Aktien verkauft und Anleihen gekauft. Wenn alles gleichzeitig auf den Markt geworfen wird, dann stimmt für gewöhnlich etwas nicht. Wenn Anleger ausnahmslos eine Präferenz haben (Cash), dann sollte man gut aufpassen. Die Stimmung kann sehr schnell kippen.

Angefangen hat wieder einmal alles mit Griechenland. Die Regierung beteuerte bis gestern noch die heute fällig werdende Rate an den Internationalen Währungsfonds zurückzuzahlen. Nun, zwischen gestern und heute fand anscheinend ein gewisser Denkprozess statt, der die Regierung in Athen umgestimmt hat. So greifbar wie heute war der Bankrott Griechenlands seit 2010 nicht mehr.

Die Zahlung soll nun zusammen mit den restlichen im Juni fällig werdenden Raten Ende des Monats stattfinden. Der Aufschub der Zahlung ist nach den Vereinbarungen mit dem IWF möglich. Bisher haben die wenigsten Länder, die Kredite vom IWF erhielten, davon Gebrauch gemacht. Angeblich war Smbia in den 80er Jahren das letzte Land, welches diese Möglichkeit beanspruchte.

Sambia ist nicht gerade ein Land, mit dem man verglichen werden möchte, zumal ein Zahlungsaufschub fast nur eines bedeuten kann: die Regierung hat das Geld nicht. Bis Ende Juni wird sie das Geld auch nicht mehr auftreiben können. Der Aufschub hat für die Regierung aber trotzdem einen großen Vorteil. Würde sie jetzt das letzt bisschen Geld an den IWF überweisen, dann bliebe vermutlich nicht mehr genügend Geld übrig, um die Löhne und Renten am Monatsende zu zahlen. Mich würde es nicht wundern, wenn der Staat diesen Verpflichtungen einige Tage vor Monatsende nachkommt. Wenn dann die Zahlung an den IWF fällig wird, wird es heißen: Sorry, leider kein Geld mehr.

Den Markt macht das verständlicherweise sehr nervös. Der Dax kann sich nur so mit Ach und Krach halten. Noch ein paar Punkte tiefer und die mittelfristige Bodenbildung ist gescheitert. Abgaben bis 10.700 wären dann fast vorprogrammiert.

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Hoffnungen auf eine Einigung darf man sich freilich immer noch machen. Eine Handelsstrategie allein auf Hoffnung aufbauend bringt jedoch selten Freude. Bis Ende Juni wird es vermutlich sehr holprig bleiben. Ende des Monats dürfte dann die Katze aus dem Sack gelassen werden.

Folgt man den Äußerungen des IWF und der Politiker, dann ist mit einer Einigung kaum noch zu rechnen. Jedes Mal, wenn aus Athen die Nachricht einer baldigen Einigung kommt, äußern sich alle anderen Parteien zurückhaltend. Die momentanen Kommentare sind immer gleich: "Uns steht noch ein langer Weg bevor." Bis Ende Juni sind es noch gut 3 Wochen. Die Finanzmärkte sind zweifellos schnelllebig, aber 3 Wochen ist keine lange Zeit. Ein langer Weg ist in 3 Wochen kaum zurückzulegen.

Bis die Griechenlandfrage beantwortet ist dürfte an den Märkten die "Angst vor der Angst" regieren. Fundamental ändert der griechische Bankrott nichts mehr. Seit Jahren ist klar, dass die Schulden nicht mehr einbringlich sind. Der einzige Unterschied wird dann sein, dass es schwarz auf weiß geschrieben steht. Das ändert jedoch wenig daran, dass sich die Eurozone weiter erholt und die US Wirtschaft aus ihrem Winterloch gekrochen ist. Der heutige Arbeitsmarktbericht war überraschend gut.

Den Märkten hat das nur sehr kurz geholfen. Die Reaktion der Anleihenrenditen in den USA zeigt, dass gleich wieder eine Zinserhöhung im September befürchtet wird. Es ist immer das gleiche Spiel. Fundamental sieht es mittelfristig jedoch nach wie vor gut aus. Wenn jetzt etwas Luft aus den Märkten entweicht, dann ist das zu begrüßen. Es wird viele neue, gute Gelegenheiten geben in den Markt einzusteigen. Ob mir das persönlich gelingt bleibt abzuwarten. Mein Sommerurlaub außerhalb der Reichweite des Internets nähert sich...

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  • Lotusblüte
    Lotusblüte

    Weder war der Markt in Panik noch ist irgendetwas vorprogramiert

    .Auch ist die jetzige Regierung nicht verantwortlich für dieses Desaster,das sind schon andere .

    Tsipras versucht in einer "Pokerpartie" etwas zu gewinnen und spielt dieseSpiel cool runter,weil er nichts zu verlieren hat .

    Was wird kommen n.m.M: An einem Schuldenschnitt führt über kurz oder lang kein Weg vorbei und danach sind die Griechen mit oder ohne Euro gefordert ,wettbewerbsfähig zu werden und u.a. für eine gerechte und umfassende Steuerpolitik in ihrem Land zu sorgen

    15:28 Uhr, 07.06. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Die paar Punkte nach unten Panik zu nennen , finde ich kühn . Der Markt schwindelt sich im Moment durch . Die Frage ist wann der Markt erkennt , was die Realität ist. Dann kann es richtig ungemütlich werden und die Krise 2008 in den Schatten stellen .

    13:25 Uhr, 07.06. 2015
  • wuwei
    wuwei

    Wo war hier und heute Panik , mit maximal 150 Punkte bewegung ,

    Wenn das Panik für sie war, was war das dann am Donnerstag für sie.

    Auch wenn es momentan an den Börsen einwenig ruppig zugeht, freue ich mich auf den Spagatt den Fr. Merkel derzeit in all ihren Aktivitäten vollführen darf.

    Wenn schon ganz Deutschland vor Fr. Merkel kuscht, ist es schön zu sehen, dass es noch Politiker gibt, die nicht vor ihr auf die Knie fallen, und das schöne daran ist dass so etwas ansteckend ist, und wir damit noch eine echte chance haben TTIP zu verhindern.

    Wir müssen froh sein dass NSA/BND und Griechenland noch vor Unterzeichnung dieses Abkommens war, denn nun hat der größte Vollidiot kapiert dass Merkel Europa verscherbeln würde.

    Dafür werden wir fallende Kurse im Dax sehen, und so bald bei 10700 oder 10000 extrem gute Einstiegschancen erhalten.

    So gesehen müssen wir Griechenland und auch Fr. Merkel dankbar sein!

    21:43 Uhr, 05.06. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • moneymaker22
    moneymaker22

    Warum den immer so kompliziert diese Spekulationen sie haben das Geld, sie haben es nicht. Vielleicht ist alles auch einfacher und die Griechische Regierung die bei uns immer gerne als Amateure und Chaoten dargestellt werden, handeln einfach nur pragmatisch nach dem Motto zahlen wir jetzt und bekommen keine Einigung hin hat der IWF 300 Mill und wir nichts, zahlen wir jetzt nicht haben wir 300 Mill und der IWF nichts :-) irgendwie nachvollziehbar also für mich zumindest

    21:12 Uhr, 05.06. 2015
  • Bradley
    Bradley

    Wie ich schon öfter geschrieben habe, Griechenland sitzt eindeutig am "längeren" Hebel. Hier "wedelt momentan der Schwanz mit dem Hund" und dies zurecht. Das Spiel wird erst aufhören, wenn die EU (und alle Regierungen, ganz vorne dabei unsere) eingesteht, dass die sogenannte Griechenlandrettung nichts anderes als eine Rettung von Banken aus Deutschland, Frankreich und anderen Banken aus der EU waren, die Griechen hatten davon so gut wie nichts. Was noch wichtiger ist, die Griechen haben "geliefert", solche Einschnitte wie man in Griechenland in den letzten 5 Jahren vollzogen hat, hätten in Deutschland zu einer Revolution geführt. Dies geht in der momentanen Diskussion vollkommen unter. Die einzige Quintessenz die man aus dem "griechischem Drama" ziehen kann, ist die, dass unser derzeitiges Finanzsystem am Ende ist.

    20:02 Uhr, 05.06. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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