Nachricht
16:41 Uhr, 20.01.2012

Märkte bleiben auch Anfang 2012 turbulent

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Experten von Edmond de Rothschild Asset Management (AM) geben in einem aktuellen Marktausblick eine Übersicht über die Probleme der Eurozone, die Situation in den USA und den Schwellenländern sowie den sich daraus ergebenden Anlagemöglichkeiten.

Dreh- und Ausgangspunkt ist für die Analysten die Lage in Europa. Ihrer Ansicht nach steht die Eurozone derzeit eindeutig unter dem Eindruck rezessionärer Kräfte. Mittelfristig werde der Abbau öffentlicher Haushaltsdefizite aber durch die Umsetzung wichtiger Strukturreformen in europäischen Ländern gestützt. Im Ergebnis dürften diese Maßnahmen das Wachstum beschleunigen. In der Zwischenzeit werde die stockende Konjunktur in Europa die Weltwirtschaft 2012 aber zwangsläufig belasten, wenn auch weniger direkt, weil sich die Wachstumsentwicklung in den USA als äußerst robust erwiesen habe. In den Schwellenländern nehme das Wachstumstempo dagegen ab, doch rückläufige Inflationsraten bieten hier größeren Handlungsspielraum. Grundsätzlich bestehe bei Unternehmen in den entwickelten und in den aufstrebenden Volkswirtschaften weiterhin der Wille, zu expandieren und zu investieren.

Im Hinblick auf Märkte und Investoren meint das Team von Edmond de Rothschild AM, dass die Staatsschuldenkrise in den entwickelten Ländern, die ein bisher völlig beispielloses Phänomen sei, die Investoren aus der Bahn geworfen hat. Die Märkte werden daher wohl auch Anfang 2012 trotz des guten Starts im Januar turbulent bleiben. Anlegern raten die Experten angesichts der abkühlenden globalen Wachstumsdynamik zur Vorsicht und zur Konzentration auf defensive Werte. Die positive Kehrseite der Medaille ist, dass sich aufgrund des weit verbreiteten Pessimismus interessante Chancen bei überverkauften Assets ergeben. Mit Blick auf die einzelnen Weltregionen schreiben die Anlagestrategen von Edmond de Rothschild AM:

US-Markt

Nun da sich die Sorgen der Investoren auf alle globalen Finanzzentren ausgebreitet haben, steht das Wirtschaftswachstum in den USA nicht mehr im Mittelpunkt ihrer Bedenken. Der US-Markt, der das Wachstumsgefälle gegenüber Europa offenbar bereits einpreist, wird bei Turbulenzen von seinem Status als „sicherer Hafen“ profitieren. Im Zuge sinkender Risikoscheu könnten Value-Titel deutlich aufholen. Edmund de Rothschild AM hält einige stark unterbewertete Aktien mit ausgesprochen soliden Finanzen, die auf einem Niveau gehandelt werden, das bereits eine Rezession vorwegnimmt. Der Gesundheitssektor und Dividendenrenditen bleiben die Kernthemen.

Europa

Europäische Unternehmen sind sehr viel besser aufgestellt, um mit einer Rezession in 2012 umgehen zu können. Ihr Schuldenstand ist sehr niedrig und sie sind weitaus weniger vom Bankensektor abhängig. Andererseits sind Regierungen in Europa fragiler und weniger in der Lage, das Wirtschaftswachstum aus eigener Kraft anzukurbeln. Bei den Unternehmensgewinnen ist mit weiteren Korrekturen nach unten zu rechnen.

Wenngleich europäische Unternehmen aufgrund ihrer kräftigen Cashflows weniger von Banken abhängen, so erschweren höhere Zinsen und Steuern dennoch die Finanzierung. Deshalb setzen die Anlageexperten von Edmund de Rothschild auf Unternehmen mit robustem Cashflows und der Kapazität für steigende Dividendenzahlungen, auf Sondersituationen, die von Konjunkturtrends relativ abgekoppelt sind, und auf Unternehmen, die vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren. Sie bleiben hingegen bei einer Untergewichtung von Zyklikern, vor allem, wenn sie eine hohe Fremdverschuldung aufweisen und zu stark auf ihren Heimatmarkt ausgerichtet sind. Von einigen nichteuropäischen Banken und bestimmten soliden Versicherungsgesellschaften abgesehen, vermeiden sie weiterhin Finanzwerte.

Emerging Markets

Auf makroökonomischer Ebene ist in vielen Ländern mit einer zunehmenden Lockerung der Geldpolitik zu rechnen, da man sich nun stärker auf Wachstum konzentriert. Bei Rohstoffen dürften die Spannungen in Nahost sowie das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage den Ölpreis auf hohem Niveau halten. Edmund de Rothschild AM rechnet auch mit einer anhaltenden Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen. Auf mikroökonomischer Ebene haben die Unternehmen aus der Vergangenheit gelernt. Dank gesunder Finanzen und hoher Profitabilität sind sie jetzt gut gerüstet für die Zukunft. Das Universum der Schwellenländeraktien weitet sich kontinuierlich aus, da bessere Staatsführung, weiterentwickelte Kapitalmärkte und leistungsfähigere Institutionen neue Anlagechancen schaffen. Eines der wichtigsten Investmentthemen sei aber nach wie vor die wachsende Konsumentenbasis in den Schwellenländern. Andere Kernthemen: Infrastrukturentwicklung, expandierende Finanzmärkte sowie Unternehmen, die vom steigenden Energiebedarf und dem Outsourcing von IT-Leistungen profitieren.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten