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08:37 Uhr, 27.05.2015

M&A: Qualität wird bevorzugt – und bezahlt

Die M&A-Aktivitäten werden nach Meinung von Walter Sommer, geschäftsführender Gesellschafter von GS&P Grossbötzl, Schmitz & Partner, derzeit stark durch Niedrigzinsen und legale Steuervermeidungsstrategien befeuert.

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Düsseldorf (BoerseGo.de) - Übernahmen und Transkationen, sog. M&As (Mergers & Acquisitions), sind im Wirtschaftsleben üblich. Immer wieder werden zwecks Expansion Konkurrenten übernommen oder Firmen als Ergänzung des eigenen Produktportfolios akquiriert – wie zuletzt die angekündigte Mega-Übernahme des britischen Gas-Unternehmens BG Group durch Royal Dutch Shell für rund 73 Milliarden Euro, wie Walter Sommer, geschäftsführender Gesellschafter von GS&P Grossbötzl, Schmitz & Partner, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Solch große Geschäfte seien in letzter Zeit das Resultat einer Kombination aus der extremen Niedrigzinspolitik der vergangen Jahre und legalen Steuervermeidungsstrategien internationaler Konzerne, aus denen vereinzelt enorme Liquiditätspositionen in den Unternehmensbilanzen resultierten. Diese beiden Aspekte machten etwaige Übernahmefinanzierungen im Moment sehr günstig. Vor allem außereuropäische Firmen könnten aufgrund des günstigen Euros in Europa billig „einkaufen gehen“. Gleichzeitig stünden alle Unternehmen unter einem hohen Erwartungsdruck, Umsatz und Gewinn zu erhöhen, da die Aktienmärkte dies in ihren Kursen teilweise schon vorweg genommen und in die Kurse eingepreist hätten. Das seien für so manchen Anleger interessante Zeiten – erhofften sich doch viele durch rechtzeitigen Kauf der Aktien eines potentiellen Übernahmekandidaten oder Akquisiteurs große Kursgewinne, heißt es weiter.

„Doch: Geht diese Strategie tatsächlich auf? Die Antwort: Ja, dies kann funktionieren. Die Einschränkung: Übernahmegerüchte dürfen nur einer von mehreren Gründen zum Kauf einer Aktie sein – nicht der Einzige. Ein sehr aktuelles Beispiel zeigt dies: H.J. Heinz, unter anderem bekannt für „Heinz Ketchup“, kündigte an, Kraft Foods für rund 55 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Dadurch entsteht der am Umsatz gemessen fünftgrößte Lebensmittelkonzern der Welt – The Kraft Heinz Company. Dieser Gigant war schon lange geplant. Bereits im Februar 2013 erwarben Warren Buffet´s Berkshire Hathaway und 3G Capital die Aktiengesellschaft H.J. Heinz mit damals noch 20 Prozent Aufschlag zum aktuellen Börsenwert. Kurz darauf wurde Heinz von der Börse genommen. Der nächste Schritt war dann zwei Jahre später die Ankündigung der Übernahme von Kraft Foods durch Heinz. Also: Wer noch vor Februar 2013 bei Heinz eingestiegen war, hätte allein durch den Kauf der Investoren um Warren Buffet rund 20 Prozent verdienen können. Wer die Kraft-Übernahme gewittert hatte, noch mehr“, so Sommer weiter.

Traditionell sei die Lebensmittelbranche stark durch Konzentrationsprozesse geprägt. Dabei seien die Summen, die in der Branche gezahlt würden, keineswegs gering. Teils lägen die Aufschläge auf die jeweiligen Marktpreise bei bis zu 50 Prozent. Das gelte auch für andere Branchen: aktuell stünden die Telekom- und Pharmabranche unter Konsolidierungsdruck, so dass auch dort mit erhöhten Aktivitäten zu rechnen sei. Immer wieder als potentielle M&A-Kandidaten würden der Bierbrauer SABMiller und das Pharmaunternehmen AstraZeneca – beide aus England – gehandelt. Zu beachten sei: Übernahmegerüchte bzw. eine gute Ausgangsposition für eine potenzielle Übernahme sollte man aus unserer Sicht immer nur als ergänzenden Faktor in eine Kaufentscheidung mit einbeziehen. Zentral blieben die Kennzahlen des Unternehmens und die Geschäftsaussichten, heißt es weiter.

„In Deutschland ist das Pharmaunternehmen Stada aufgrund seiner vergleichsweise niedrigen Bewertung ins Blickfeld geraten. Darüber hinaus sehen wir wenig Übernahmekandidaten. Dies liegt auch daran, dass viele attraktive Unternehmen aus dem Bereich der Familienunternehmen stammen und die starken Anker-Aktionäre ein gewisses Schutzschild gegen feindliche Übernahmen darstellen.

Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Welle der großen Fusionen und Übernahmen noch nicht abgeschlossen und noch so lange akut ist, wie die Zinsen niedrig und die Liquidität vorhanden sind. Daher macht es durchaus Sinn, etwaige Übernahmekandidaten in den jeweiligen Branchen zu identifizieren und bei entsprechender Qualität in die Portfolios aufzunehmen. Der Maßstab: Die Bewertung muss für den Übernehmenden attraktiv sein, die Akquisition zur vorhandenen Geschäftsstrategie passen. Das können sowohl Ergänzungen zum bisherigen Produktportfolio des Unternehmens – auch geografischer Natur –, eine Diversifikation bestehender Strukturen oder auch eine Vergrößerung der Wertschöpfungskette sein. Denn eine Regel gilt trotz Kaufrausch nach wie vor: Qualität wird bevorzugt und bezahlt“, so Sommer.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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