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13:30 Uhr, 25.11.2016

Long/Short-Strategien immer beliebter

Die Unsicherheit an den Aktienmärkten wird GAM-Portfoliomanagerin Désirée Müller zufolge weiter anhalten, wobei Long/Short-Strategien das Verlustrisiko begrenzen könnten.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Das Brexit-Votum sowie die Präsidentschaftswahl in den USA dürften nur vorläufige Höhepunkte in einer Zeit anhaltender politischer Risiken sein. In den USA könnte sich auch die Inflationsentwicklung auf einem höheren Niveau als erwartet bewegen – und nicht nur der US-Notenbank Fed, sondern auch vielen Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen, wie Désirée Müller, Portfoliomanagerin bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Investoren, die auf ein baldiges Ende der Unsicherheit gehofft hatten, müssen sich auf ungemütliches Fahrwasser an den Aktienmärkten einstellen“, so Müller. „In diesem Umfeld können Renditequellen ihre Vorteile ausspielen, die von der allgemeinen Marktentwicklung unabhängig sind.“ Dieses Ziel verfolgten zum Beispiel Long/Short-Strategien, die bei Investoren immer beliebter würden. Zu diesem Ergebnis kommt der 2016 Investor Survey der Credit Suisse. Im Ranking der beliebtesten alternativen Anlagestrategien belegten Strategien, die sich auf den Einsatz von Long/Short-Instrumenten stützten, fünf der sechs ersten Plätze, heißt es weiter.

Dabei seien aktuell besonders marktneutrale Strategien gefragt, die darauf abzielten, das Marktrisiko vollständig zu minimieren. „In einer Welt ohne risikolose Zinsen ist es eine strategische Herausforderung für institutionelle Investoren, das Portfolio immer stärker marktneutral und extrem diversifiziert aufzubauen. Dabei kommen vermehrt Long/Short-Strategien zum Einsatz“, erläutert Müller. Diese zeichneten sich im Allgemeinen durch eine geringere Volatilität aus als Strategien, die sich alleine auf Long-Positionen stützten. Auf diese Weise lasse sich einerseits das Verlustrisiko begrenzen, andererseits sei das Aufwärtspotenzial ebenfalls begrenzt, heißt es weiter.

„Ob eine Long/Short-Strategie das Portfolio sinnvoll ergänzt, hängt davon ab, ob das Verhältnis von Verlustreduktion und Ertragsverzicht zu den individuellen Präferenzen eines Investors passt“, betont die Expertin. Der Markt dieser Produktklasse weise jedenfalls ein konstantes Wachstum auf, wie eine Erhebung des Analysehauses Hedge Fund Research zeigt. Dabei seien Strategien mit Long/Short-Ansatz in der Kategorie „Equity Hedge“ zusammengefasst. Das Anlagesegment habe Ende 2015 weltweit ein Volumen von rund 829 Milliarden US-Dollar erreicht. Das sei doppelt so viel wie noch im Jahr 2008, heißt es weiter.

Die verschiedenen Indexanbieter ordneten die am Markt verfügbaren Long/Short-Strategien in unterschiedliche Kategoriensysteme ein. Dabei würden die derzeit besonders gefragten marktneutralen Strategien oft unabhängig von anderen Long/Short-Ansätzen aufgeführt. Der Löwenanteil der weltweiten Hedgefonds entfalle auf direktionale Strategien mit Long Bias – also einem Überschuss an Long-Positionen und einer mehr oder weniger ausgeprägten positiven Korrelation mit dem Aktienmarkt. „Ein Sonderfall sind Strategien mit sogenanntem Short Bias. Sie zeichnen sich durch ein Übergewicht auf der Short-Seite aus und weisen daher eine negative Korrelation mit den Aktienmärkten auf“, erklärt Müller, und betont: „Das macht sie aus Diversifikationsgesichtspunkten interessant.“

Marktneutrale Strategien versuchten, systematische Risiken (also Beta) durch Hedging zu minimieren, Alpha zu maximieren und absolute Renditen möglichst unabhängig von der Marktentwicklung zu erwirtschaften. Da das Marktrisiko als Renditetreiber fehle, basierten diese Strategien allein auf den Fähigkeiten des einzelnen Managers. Eine Möglichkeit des marktneutralen Investierens sei das Long/Short Pair Trading. Dabei gehe das Fondsmanagement jeweils gleichgewichtete gegenläufige Positionen in prinzipiell ähnlichen Anlageinstrumenten ein, also etwa durch die Kombination einer Position in einer attraktiven Aktie (Long Position) mit dem Leerverkauf einer unattraktiven Aktie (Short Position) aus dem gleichen Sektor. So solle die erwartete relative Wertentwicklung eingefangen werden, heißt es weiter.

Long/Short-Strategien könnten Verluste auch in extremen Schwächephasen begrenzen. Das zeigten Daten von Absolut Research. Sie erlaubten einen Blick auf die wichtigsten Verlustphasen an den globalen und europäischen Aktienmärkten seit 2007. So sei der MSCI World Index beispielsweise im Oktober 2008 um 16,3 Prozent eingebrochen, und habe im darauf folgenden Januar 2009 noch einmal Verluste von 7,1 Prozent hinnehmen müssen. Direktionale Long/Short-Strategien hätten in diesen Zeiträumen jeweils nur 4,9 bzw. 0,7 Prozent verloren. Noch deutlicher sei die Absicherung bei marktneutralen Strategien: Hier seien im Oktober 2008 mit 0,2 Prozent fast gar keine Verluste angefallen, und im Januar 2009 habe der entsprechende Index wieder moderate Zuwächse von 0,8 Prozent verzeichnet.

Die Daten unterstrichen die Wirkung von Long/Short-Instrumenten, sie zeigten aber auch: Selbst marktneutrale Strategien könnten sich nicht zu allen Zeiten vollständig von der Marktentwicklung lösen. Wenn die Fondsmanager einen gewissen inhärenten Stil verfolgten, beispielsweise einen Value- oder Growth-Bias hätten oder momentumgetrieben investierten, stelle sich in den Zeiten eine schlechte Performance ein, in denen ein Stil nicht besonders gut funktionierte. Hinzu komme, dass gerade bei Long/Short-Strategien Herangehensweise, Erfahrung und Kompetenz des Fondsmanagements entscheidende Faktoren seien. „Der Erfolg einer Strategie hängt letztlich von der Fähigkeit des Managers ab, Risiken korrekt einzuschätzen und die richtigen Mittel auszuwählen, um ihnen zu begegnen“, fasst Müller zusammen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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