Lockere Geldpolitik der EZB unterstützt langlaufende Staatsanleihen
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London (BoerseGo.de) - Langlaufende Staatsanleihen aus den Euro-Staaten gewinnen durch die anhaltend lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) an Attraktivität. Das ist die Einschätzung von Michiel de Bruin, Head of Global Rates bei F&C Investments. „In Euro denominierte Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als 15 Jahren profitieren derzeit davon, dass die Geldpolitik in der Euro-Zone im Zyklus weniger weit vorangeschritten ist als in den USA oder im Vereinigten Königreich“, erklärt de Bruin, der gemeinsam mit Steven Bell den F&C Macro Global Bond Fund verwaltet. Während etwa die Kurse von US-Treasuries aufgrund steigender Zinsen fallen dürften, denke die EZB angesichts der drohenden Rezession und deflationärer Tendenzen laut darüber nach, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Derzeit falle die Inflationsrate weiter und liege nur knapp über 0,3 Prozent. „Dieses Umfeld drohender Deflation stärkt das langlaufende Anleihesegment weiter, unabhängig von der Geldpolitik“, fügt er hinzu. Obwohl die Papiere hoch bewertet sind, rechnet der Experte deshalb weiter mit steigenden Kursen.
Nach dem jüngsten Zinsschritt auf 0,05 Prozentpunkte und der Ankündigung eines Programms zum Kauf von Asset-Backed Securities durch EZB-Präsident Mario Draghi, beobachteten die Märkte die geldpolitischen Signale nun mit großer Spannung. „Quantitative Easing ist das letzte Mittel. Sollte sich die EZB jedoch tatsächlich zu einem Programm zum Kauf von Staatsanleihen nach US-amerikanischem Vorbild entschließen, dürfte das dem langlaufenden Marktsegment einen weiteren Schub verleihen“, schätzt de Bruin. Die Investoren hätten genau beobachtet, wie die Bondmärkte auf die Ankündigungen des Quantitative Easing in den USA und im Vereinigten Königreich reagiert hätten. Die Marktteilnehmer rechneten seit längerer Zeit mit weiteren unkonventionellen Maßnahmen, so de Bruin, und diese Erwartung habe bereits zu einer Rally an den Bondmärkten geführt.
Dieses positive Umfeld dürfte dem Markt zunächst erhalten bleiben. Vor 2016 rechnet Michiel de Bruin nicht mit einer Zinserhöhung in der Euro-Zone. Währenddessen, so betont er, unterstützten neben der Geldpolitik auch das unsichere wirtschaftliche und geopolitische Umfeld in Europa das Anleihesegment. „Langlaufende Staatsanleihen werden in der jüngsten Zeit wieder vermehrt als sicherer Hafen wahrgenommen, denn die Volatilität risikoreicherer Anlageklassen wie Aktien hat angesichts einer fragilen konjunkturellen Entwicklung zugenommen“, analysiert de Bruin. Dieser Trend dürfte sich durch die aktuellen sicherheitspolitischen Unsicherheiten um die Ukraine noch weiter verstärken.
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