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11:38 Uhr, 15.10.2024

Lindner sieht in Finanzbildung "ein Stück Lebenslaufsouveränität"

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bei einem von seinem Ministerium mitveranstalteten Kongress die Bedeutung finanzieller Bildung für die einzelnen Bürgerinnen und Bürger hervorgehoben. "Wir glauben, dass das ein Stück Lebenslaufsouveränität ist", sagte Lindner beim "Festival für Finanzbildung" in Berlin. "Wer gute Urteile über seine eigenen Finanzen treffen kann, der macht sich auf den Weg zur Unabhängigkeit." Es sei Teil einer fairen Gesellschaft, Menschen bessere Urteile über ihre eigene Lebenssituation und über ihre eigenen Finanzen zu ermöglichen.

Für die Veranstaltung seien viele Programmbeiträge erst "aus der Mitte der Community" vorgeschlagen worden. "Das ist zugleich eine Idee für unsere Finanzbildungsstrategie insgesamt", sagte Lindner. Zunächst werde eine Plattform für die bestehenden Angebote von öffentlicher Seite geschaffen. "In einem nächsten Schritt wünschen wir uns auch, dass qualitätsgesicherte private Angebote auf unserer Plattform vertreten sind", sagte er. Dabei seien die Bedürfnisse sehr unterschiedlich.

Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) habe in einer jüngsten Studie gezeigt, "dass wir an ganz unterschiedlichen Stellen einen zusätzlichen Bedarf haben, die finanzielle Bildung zu stärken", konstatierte Lindner. "Es sind Menschen mit einer geringeren formalen Bildung, geringerem Einkommen, Menschen mit Migrationsgeschichte, teilweise ältere Menschen und leider zu oft auch Frauen, die noch Informationsbedarf haben." Die Initiative für die Finanzbildung solle institutionalisiert werden, kündigte der Finanzminister an. Eine bereits bestehende Stiftung Geld und Währung wolle man weiterentwickeln zu einer Stiftung Finanzielle Bildung, Geld und Währung.

Das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium hatten voriges Jahr die Initiative Finanzielle Bildung gestartet, deren Eckpunkte die Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie, der Aufbau einer Finanzbildungsplattform und die Förderung von Forschung zu finanzieller Bildung sind. Als Grundlage für eine solche Strategie war die OECD beauftragt worden, einen Vorschlag zu entwickeln. Grundlage dafür waren Empfehlungen von Banken und Versicherungen, Verbraucherschützern, Verbänden, Schuldnerberatern, Lehrern und Schülern sowie der Politik auf Bundes- und Landesebene.

In ihrem Vorschlag empfiehlt die Organisation, in mehreren Themenbereichen die finanzielle Bildung durch konkrete Maßnahmen zu stärken: Langfristiges Sparen und Altersvorsorge, Teilnahme am Finanz- und Kapitalmarkt, zudem Haushaltsplanung, Verhinderung von Überschuldung und verantwortungsvoller Umgang mit Krediten sowie Stärkung der digitalen Finanzkompetenz und schließlich die Umsetzung von Nachhaltigkeitspräferenzen. Außerdem stellte die OECD fest, dass insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen und geringerem formellen Bildungsstand sowie junge Menschen und Frauen über einen grundsätzlich niedrigeren Wissensstand im Bereich Finanzen verfügten.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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