Kommentar
11:22 Uhr, 17.08.2022

Aktien lieber "zu spät" als "zu früh" kaufen?

Viele Anleger schauen der jüngsten Kurserholung ungläubig zu und ärgern sich, am (bisherigen) Tief nicht gekauft zu haben. Eine Untersuchung der UBS gibt den eher zögerlichen Anlegern jetzt allerdings Recht.

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  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 13.852,07 Pkt (XETRA)

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, nach einem starken Kursrutsch am Gesamtmarkt in den Aktienmarkt einzusteigen, so viel ist klar. "Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen", lautet ein berühmtes Börsenzitat von Carl Mayer von Rothschild. Auch US-Starinvestor Warren Buffett kauft am liebsten, nachdem die Kurse am Gesamtmarkt stark eingebrochen sind.

Ebenso wahr ist allerdings, dass es in der Praxis schlicht nicht möglich ist, exakt zu bestimmen, wann der Gesamtmarkt seinen Tiefpunkt erreicht hat. Theoretisch und vor allem im Rückblick ist natürlich sonnenklar, wo und warum der Markt gedreht hat. Und natürlich werden einige Anleger exakt am Tiefpunkt kaufen. Aber das hat dann in der Regel mehr mit Zufall und Glück zu tun als mit einer fundierten Analyse.

Die Kunst besteht darin, in Echtzeit zu entscheiden, ob der Markt seinen Tiefpunkt bereits erreicht hat oder "ob da noch mehr kommt". Aktuell sehen nicht wenige Anleger der Kurserholung ungläubig zu und ärgern sich, am bisherigen Tiefpunkt nicht gekauft zu haben.

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Aber wie sollten sich Anleger angesichts eines größeren Kursrutsches tatsächlich verhalten? Sollten sie bei der ersten Chance auf eine Kurserholung wieder in den Markt springen oder sollten sie lieber zögerlich sein und etwas abwarten? Genau dieser Frage ist Jason Draho, Chef der Asset Allocation für Amerika bei UBS Global Wealth Management, nachgegangen.

Der Analyst wertete für eine Studie die Kursentwicklung der letzten 14 Bärenmärkte aus, und zwar jeweils einen 18-Monats-Zeitraum, der die sechs Monate vor jedem Tief und die zwölf Monate danach umfasst. Draho verglich dann die hypothetischen Renditen eines Investors, der bereits sechs Monate vor dem Tief Aktien besaß und sie über den gesamten Zeitraum bis zwölf Monate nach dem Tief hielt, mit einem Anleger, der erst sechs Monate nach dem Tief in den Markt einstieg.

Die Ergebnisse der Studie fallen eindeutig aus: In neun der 14 letzten Bärenmärkte schnitt der Anleger, der erst sechs Monate nach dem Tief wieder in den Aktienmarkt einstieg, besser ab als der Anleger, der bereits sechs Monate vor dem Tief Aktien besaß.

Mit anderen Worten: In der Regel zahlt es sich aus, zögerlich zu sein und erst zu kaufen, wenn sich die Kurse wieder auf dem Weg nach oben befinden, statt zu kaufen, wenn sich die Kurse noch in einer Abwärtsbewegung befinden. (Dazu fällt einem natürlich sofort die Börsenweisheit "Greife nie in ein fallendes Messer" ein).

In der Praxis bietet sich allerdings noch eine weitere Variante an, die in der UBS-Studie nicht untersucht wurde: Der gestaffelte Einstieg. Da man den Tiefpunkt einer Marktbewegung ohnehin nicht exakt erwischen wird, bietet es sich an, nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder vollständig in den Markt zu gehen, sondern mehrfach jeweils nur kleinere Tranchen zu kaufen. So wird man zwar garantiert nicht den Tiefpunkt exakt erwischen, man wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ein gutes Ergebnis erzielen, sofern man das nötige Sitzfleisch mitbringt.


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Oliver Baron
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Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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