Lateinamerika: Aufstieg und Fall des Populismus
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San Mateo (GodmodeTrader.de) - In den letzten Jahren haben sich populistische Tendenzen in verschiedensten Ländern verstärkt. Diese Strömung leistete einen erheblichen Beitrag zum Brexit. Auch in verschiedenen anderen EU-Ländern haben populistische und nationalistische Parteien an Beliebtheit gewonnen, was die Unsicherheit bezüglich der 2017 anstehenden Wahlen erhöht, wie das Team von Templeton Global Macro unter der Leitung von Chief Investment Officer (CIO) Michael Hasenstab in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Während der jüngsten US-Präsidentschaftswahlen hätten sich populistische Elemente ebenfalls auf sowohl republikanischer als auch demokratischer Seite deutlich bemerkbar gemacht. Sie hätten für einen stärker inländisch orientierten, interventionistischen wirtschaftlichen Fokus plädiert sowie für einen stärker isolationistischen Ansatz im Hinblick auf den globalen Handel. Die Vorschläge umfassten unter anderem Maßnahmen wie hohe Importzölle, die Kündigung oder Neuverhandlung von Handelsabkommen und die Beschränkung der Einwanderung. Eine scharfe Kritik am nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) sowie an der Immigration aus Mexiko signalisierten, wie verlockend es für die USA erscheinen könne, Lateinamerika den Rücken zuzukehren. Dies würde der US-Wirtschaft schaden und sei insbesondere angesichts der Tatsache ironisch, dass sich lateinamerikanische Länder derzeit in die entgegengesetzte Richtung entwickelten – weg von einer populistischen Wirtschaftspolitik und hin zur freien Marktwirtschaft und wirtschaftsfreundlichen Reformen, heißt es weiter.
„Wir haben die Erfahrungen lateinamerikanischer Länder während der letzten Jahre analysiert. Wir haben uns dabei uns vor allem auf drei Länder konzentriert, die auf eine populistische Wirtschaftspolitik gesetzt hatten: Argentinien, Brasilien und Venezuela. Die ersteren beiden steuern inzwischen in die entgegengesetzte Richtung, Venezuela jedoch nicht. Unserer Ansicht nach liefert ein Vergleich der jeweiligen Erfahrungen einige wertvolle Lektionen für politische Entscheidungsträger, die derzeit Gefahr laufen, dem Sirenengesang des Populismus zu verfallen“, so Hasenstab.
Natürlich befänden sich fortgeschrittene Volkswirtschaften in Bezug auf sowohl makroökonomische Fundamentaldaten als auch Institutionen in einer sehr viel stärkeren Position als die in diesem Kommentar besprochenen Länder. Dennoch sei man der Ansicht, dass die wirtschaftlichen Folgen einer fehlgeleiteten Politik aus qualitativer Sicht ähnlich ausfallen würden. In einer Situation, in der die Versuchung insbesondere einer protektionistischen Politik stark sei, könne diese Analyse daher hilfreiche Hinweise liefern. Darüber hinaus unterstreiche man die potenzielle Attraktivität von Anlagechancen in Argentinien und Brasilien sowie allgemein in Ländern mit einer soliden, orthodoxen makroökonomischen Wirtschaftspolitik, heißt es weiter.
„In allen drei Ländern, in denen populistische politische Maßnahmen umgesetzt wurden, waren die negativen Folgen erheblich: Die Inflation stieg auf ein sehr hohes Maß, das Wirtschaftssystem wurde stark verzerrt, das Produktivitätswachstum wurde belastet, die Manipulation des Wechselkurses führte in Kombination mit der hohen Inflation zu einer deutlichen Aufwertung des realen Wechselkurses (wodurch die Wettbewerbsfähigkeit zurückging), und in einigen Fällen stieg zudem die öffentliche Verschuldung rasant an.
Der Schaden, der in diesen Volkswirtschaften durch die Abkehr von einer umsichtigen makroökonomischen Politik angerichtet wurde, wird derzeit in Argentinien und Brasilien wieder rückgängig gemacht. Die Erfahrungen Venezuelas, das sich geweigert hat, diesem Pfad zu folgen, sprechen für sich...Kolumbien ist hierbei ein Sonderfall, da das Land eine konsequent umsichtige Politik beibehielt“, so Hasenstab.
Die lateinamerikanischen Beispiele können der entwickelten Welt einige wertvolle Lektionen liefern. Man wolle zwar nicht suggerieren, dass die USA oder die verschiedenen europäischen Länder, die derzeit mit Populismus kokettieren, Gefahr liefen, eine extreme Entwicklung zu durchlaufen. Diese Fälle dienten jedoch als abschreckendes Beispiel in einer Zeit, in der eine orthodoxe wirtschaftspolitische Orientierung zunehmend unbeliebt werde, heißt es weiter.
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