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11:48 Uhr, 02.02.2016

Langfristige Inflationserwartungen und die Auswirkungen für Anleiheinvestoren

Möchte man ein Portfolio mit hohem Inflationsschutz, sollte man nach Meinung von Thomas Steinberger, CIO und Geschäftsführer der Spängler IQAM Invest, derzeit langlaufende festverzinsliche Anleihen deutlich untergewichten.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.064,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Salzburg (GodmodeTrader.de) - Trotz der Finanzkrise 2008 und der Staatsschuldenkrise 2011 haben steigende Preise für Anleihen und Aktien in den letzten Jahren zu deutlich positiven realen Erträgen für die meisten Anleger geführt. Nun stellen sich in der aktuellen Situation jedoch viele die Frage, ob diese deutlich positiven realen Erträge auch zukünftig noch erzielbar sein werden? „Historisch ist ein negativer Effekt steigender Inflationsraten auf die realen Veranlagungserträge eindeutig belegbar“, schreibt Thomas Steinberger, CIO und Geschäftsführer der Spängler IQAM Invest im aktuellen Spängler IQAM Report.

Die Finanzkrise 2007/2008 und die Staatsschuldenkrise 2011/2012 hätten zu einem dramatischen Verfall der nominellen Zinssätze geführt. Anleiheinvestoren liefen dadurch Gefahr zukünftig den Erhalt der realen Kaufkraft ihres aktuellen Vermögens nicht mehr erreichen zu können. Würden politische Risiken schlagend und Inflationsraten stiegen persistent an, könne es sogar zu erheblichen realen Verlusten kommen. „Es ist derzeit also besonders für traditionelle Anleiheinvestoren wichtig, das eigene Portfolio auf Zins- und Inflationssensitivität sowie die aktuell zu erwartende reale Rendite zu überprüfen und gegebenenfalls Änderungen in der Asset Allocation zu überlegen“, empfiehlt Steinberger.

Für drei europäische Staaten (Großbritannien, Frankreich und die Niederlande) seien systematische Aufzeichnungen der Preise für auf Märkten handelbare Güter sogar bis in das 13. Jahrhundert zurück verfügbar. Die Preise enthielten eine sehr starke Nahrungsmittel- und Gebrauchsgüterkomponente, spiegelten dadurch jedoch auch einen Großteil tatsächlicher Konsumausgaben der jeweiligen Zeit wider. „Mit Hilfe dieser Daten kann ein deutlicher Strukturbruch um die Zeit des Beginns der Industrialisierung und der Einführung des Papiergeldes festgestellt werden“, sagt Steinberger. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren Inflationsraten in der kurzen Frist sehr volatil, das Preisniveau blieb jedoch langfristig relativ stabil. In der jüngeren Historie sind hingegen drei starke Inflationswellen beobachtet worden. „Diese fallen in die Zeit der Weltkriege und der expansiven Fiskalpolitik der 70er Jahre. Anleiheinvestoren sind also in einem hohen Ausmaß politischen Risiken ausgesetzt, die schlagend werden können, wenn geopolitische Konflikte eskalieren oder wenn fiskalpolitische Entwicklungen persistente Effekte auf die Inflationsrate generieren“, so Steinberger. Die Finanzmärkte sind aktuell bezüglich der zu erwartenden Inflation relativ optimistisch und glauben nicht, dass die EZB ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent in den kommenden Jahren erreichen wird.

„Für die Anlageentscheidungen von Anleiheinvestoren sind diese Inflationserwartungen eine wesentliche Determinante. Nur wenn der angebotene nominelle Zinssatz über den Inflationserwartungen des Investors liegt, kann er einen positiven realen Ertrag erwarten und das Investment erscheint attraktiv“, so Steinberger abschließend. „Möchte man ein Portfolio mit hohem Inflationsschutz, sollte man im aktuellen Marktumfeld langlaufende festverzinsliche Anleihen deutlich untergewichten oder durch Zinsderivate absichern und gegebenenfalls den Anteil der Aktien und Geldmarktpapiere sowie der Rohstoffe erhöhen“, meint Steinberger.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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