Kommentar
14:50 Uhr, 08.06.2010

Krisenmodus der Geldpolitik bleibt trotz Verbesserung der Makroindikatoren bestehen

1. Der EZB-Kompass lag im Mai bei 42,2 Punkten. Der Aprilwert wurde auf 41,1 Punkte hochrevidiert. Die Daten weisen ein interessantes Muster auf: Die vorlaufenden Konjunkturindikatoren wie das Economic Sentiment und der Einkaufsmanagerindex haben nach zahlreichen Anstiegen ihren Höhepunkt offensichtlich gesehen und weisen im Monatsvergleich Rückgänge auf. Die gleichlaufenden Aktivitätsindikatoren wie die Outputlücke und die Industrieproduktion steigen weiter an und die eher nachlaufenden Indikatoren wie die Kreditvergabe sowie die Inflationsindikatoren beginnen einen leichten Anstieg. Insgesamt zeigt sich in den Indikatoren ein typisches Konjunkturerholungsmuster, wobei die Stärke und Länge des Aufschwungs sehr unsicher bleibt.

2. Trotz der Konjunkturerholung erwarten wir die erste Zinserhöhung nun erst im September 2011. Auch von einem „Exit der Geldpolitik“ ist derzeit bei der EZB keine Rede sein – und das sicherlich nicht nur aus der Sorge heraus, dass jemand das mit dem „Austritt aus der Eurozone“ verwechseln könnte. Die Hauptaufgabe der EZB wird es die nächsten Quartale sein, für Stabilität in Euroland zu sorgen. Angesichts deflationär wirkender Sparanforderungen für einige Länder ist dies kein leichtes Unterfangen. So notwendig geringere Haushaltsdefizite und ein wettbewerbsfähiger Privatsektor einiger Staaten sind, beides begrenzt die Binnennachfrage. Ein geringeres Wachstum führt wiederum dazu, dass die Verschuldung im Vergleich zum Einkommen bzw. BIP ansteigt. Der Erfolg der Sparbemühungen hängt daher stark von der Nervosität der Gläubiger ab. Die EZB wird daher ihre praktische Geldpolitik sehr stark vom Vertrauen des und in die Bankensysteme der einzelnen Länder abhängig machen müssen. Zusätzlich muss sie sich selbst und die europäischen Institutionen auf deflationäre Entwicklungen einzelner Staaten vorbereiten. Deflationäre Tendenzen einzelner Länder wären am leichtesten zu verdauen, wenn die Eurozone insgesamt eine höhere Inflationsnorm hätte. Die EZB sollte erklären, dies in der jetzigen Situation keine gute Lösung wäre, bevor die Finanzmärkte sie für unabdingbar halten.

Zusätzlich zu den oben genannten Punkten werden auf der Pressekonferenz folgende vier zu Themen im Vordergrund
stehen:
a) die Staatsanleihenkäufe der EZB sowie ihre nationale Streuung
b) die Liquiditätssteuerung um den 1. Juli, wenn der erste 12-Monatstender der EZB ausläuft
c) den Kursrückgang des Euro
d) der Finanzmarkt-Stabilitätsbericht der Eurozone sowie die institutionellen Herausforderungen, die sich aus
ihm ergeben.

Wir erwarten tendenziell eine rentenmarktfreundliche Pressekonferenz.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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