Kommentar
15:23 Uhr, 04.03.2014

Krim-Krise: Doppelte Einstiegschance?

Nach einem ersten Schock angesichts der Eskalation auf der Krim erholen sich die Aktienmärkte bereits sehr deutlich. Neben einer möglichen Entspannung könnte aber auch ein weiterer Faktor als Triebfeder für wieder steigende Kure dienen.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (FOREX)
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Das ist wohl eine der ältesten und meist auch korrekten Börsenweisheiten. Auf der Krim donnert es noch nicht, und wir wollen auch hoffen, dass dies so bleibt. Aber auch dieser Konflikt kann eine gute Einstiegschance an den Börsen darstellen.

Zur politischen Lage dort möchte ich gar nicht viel sagen. Machen wir uns nichts vor – wir sind doch alle keine intimen Kenner der russischen Geschichte und politischen Lage vor Ort. Aber was auch ein Laie beurteilen kann:

  • Präsident Putin im Speziellen und Russland im Allgemeinen werden seit geraumer Zeit vom Westen gedemütigt (unabhängig davon, was man von diesem Herrn hält). Es dürfte ihm langsam egal sein, was man über ihn denkt.
  • Russland ist nach wie vor eine militärisch sehr potente Großmacht.
  • Die Krim ist ganz ohne Zweifel russisches Einflussgebiet, und nicht amerikanisches. Die Halbinsel war die längere Zeit russisch und nicht ukrainisch, und es leben überwiegend Russen dort. Man muss sich nur mal vor Augen führen, wie eine analoge Situation in der Nähe der USA von den Amerikanern gehandhabt würde.
  • Insbesondere Kritik aus Deutschland wirkt reichlich deplatziert; es ist gerade mal 70 Jahre her, dass deutsche Truppen die damals russische Krim besetzt hielten. In diesem Fall gilt als Grundregel: Einfach mal heraushalten.

Meine Meinung ist: Der Westen wird akzeptieren müssen, dass die Krim wieder russisch wird. Entweder ganz offiziell, oder als formal unabhängiger Marionetten-Staat. Keiner kann ernsthaft einen militärischen Konflikt riskieren wollen oder eine Rückkehr zum Kalten Krieg, um die 2 Mio. Einwohner fassende Halbinsel für die Ukraine zu "retten".

So, nun aber zu den Märkten!

Die Krim-Krise hat den Börsen vorübergehend nicht nur einen deftigen Schlag versetzt. Er könnte auch den Notenbanken, ganz konkret der EZB, als Begründung dienen, die Geldschleusen weiter zu öffnen. Dies wäre wiederum gut für Aktien. Die Europäische Zentralbank - bzw. die Protagonisten der Tauben-Fraktion darin - denken ja schon eine ganze Weile darüber nach, eine europäische Variante des „Quantitative Easing“ zu errichten. Und welcher Zeitpunkt wäre besser geeignet als eine handfeste Krise? Von der „Wunsch-Inflation“ in Höhe von knapp 2% sind wir meilenweit entfernt (zuletzt 0,8%). Eine Eskalation könnte zu weiteren Verwerfungen in Europa führen, so das Kalkül der Währungshüter. Warum dann nicht jetzt die Chance ergreifen und massenhaft Anleihen aufkaufen? Experten debattieren schon fleißig und kommen auf Größenordnungen bis 500 Mrd. EUR / Jahr, die möglich wären. Das entspricht in etwa dem Niveau des amerikanischen QE, die Volkswirtschaften sind auch in etwa gleich groß.

Falls das so kommt, dann sehe ich eine länger anhaltende Trendwende im EUR/USD-Währungspaar. Ehrlich gesagt warte ich da schon länger drauf, die Euro-Stärke finde ich geradezu unheimlich. Kommt aber ein europäisches QE und fahren die Amerikaner parallel ihre Version der quantitativen Lockerung weiterhin planmäßig zurück, wird sich der Euro m.E. auf diesem Niveau nicht halten können.

Ein niedrigerer Eurokurs ist aber nicht nur das, was sich ein Großteil der europäischen politischen Elite wünscht. Er hilft auch tendenziell den Aktienmärkten.

Insgesamt eine Mischung, die mich annehmen lässt, dass der DAX die 10.000er-Bastion bald nehmen wird. Wie nachhaltig das ist? Wahrscheinlich gar nicht. Ich erwarte im Jahresverlauf 2014 oder aber 2015 noch eine heftige Korrektur, die an das alte Alltimehigh bei gut 8100 zurückführen könnte.

Ihr

Daniel Kühn

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9 Kommentare

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  • motörhead
    motörhead

    "Die Halbinsel war die längere Zeit russisch und nicht ukrainisch, und es leben überwiegend Russen dort."

    Provokative Frage an den Verfasser: Bedeutet es, dass das Deutsche Reich, respektive Hitler, im Jahre 1939 ein berechtigtes Interesse an den "polnischen Korridor" hatte, der nach WK I zu Lasten Dtlds. enstanden ist? Auch dort lebten in den Jahren 1919 -1939 überwiegend Deutsche. Ich glaube es ist egal, wie lange man ein Gebiet "besitzt". Entscheidend ist das Völkerrecht, und hier hat Putin gegen verstoßen. So wie Hitler 1939 oder Schorsch Dabbeljuu 2003.

    16:04 Uhr, 04.03.2014
    2 Antworten anzeigen
  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    George Friedman hat über die kommenden Konflikte mit der Ukraine schon vor Jahren geschrieben. Die Ukraine-Frage ist für Moskau vor allem anderen eine geografische. Russland braucht aufgrund seiner unvorteilhaften Lage die Tiefe um verteidigungsfähig zu sein. Strategisches Denken gilt in Europa weitestgehend als archaisches Relikt aus längst vergangenen Zeiten, es ist aber weiterhin die bestimmende Kraft im großen Spiel um Macht und Einfluss. Die Lage scheint sich nun zwar zu entspannen, ich denke jedoch, dass wir nur eine (zweite) Overtüre zu einem lange anhaltenden Konflikt zwischen dem Westen und der Ukraine gesehen haben. Solange die Ukraine geografisch nicht unter russischem Einfluss steht wird sich Putin nicht zufrieden geben. Teilung/Protektorat etc. sind m.M. nur Scheinlösungen.

    15:36 Uhr, 04.03.2014
  • BOPPO
    BOPPO

    warum hat niemand an August 1939 einmarsch in Polen gedacht. Damals sollte auch die Deutsche Bevölkerung geschützt werden. Von dem blutsonntag in Bromberg habe ich nach dem Krieg 1945 nichts mehr gehört. Ich weiß nicht war da damals propagande? Vermutlich!

    14:17 Uhr, 04.03.2014
  • Toolist
    Toolist

    selten war, wie in den letzten Wochen, so deutlich zu erkennen wie sehr unsere westliche Medienwelt, bzw deren Berichterstattung - offensichtlich in den Händen weniger - so einseitig manipuliert ist. Verkümmerte, degenerierte Presse"Freiheit".

    14:10 Uhr, 04.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Toolist
    Toolist

    absolut d´accord!

    14:00 Uhr, 04.03.2014
  • HolsteinsDynamit
    HolsteinsDynamit

    Sehr gut kommentiert!

    13:26 Uhr, 04.03.2014

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Chefredakteur

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Seit 2012 leitet Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader)
Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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