Kommentar
15:04 Uhr, 03.11.2020

Korrektur schon vorbei? Sind das Kaufkurse am Aktienmarkt?

Der Dax steht 13% unter seinem bisherigen Hoch der Erholung, die seit Ende März läuft. Sind das Kaufkurse?

In etwas mehr als zwei Wochen verlor der Dax 13 % an Wert. Das zeigt, dass der Markt immer fallen kann, Notenbanken hin oder her. Für viele war die Geldschwemme der Notenbanken das Argument für Aktien. Die Geldschwemme läuft immer noch, doch der Markt fiel. Blindes Vertrauen auf die Notenbanken ist keine gute Strategie. Sie können zwar immer mehr Geld drucken, doch effektiv tun können sie wenig. In dieser Krise hilft Gelddrucken allein wenig. Es braucht den Staat, der das Geld auch ausgibt, um der Wirtschaft über die schweren Monate hinwegzuhelfen. Genau darauf konnten Anleger bisher vertrauen. Zuletzt kamen Zweifel auf. Im Frühjahr erwarteten Anleger nicht, dass sich ein Lockdown wiederholen könnte. Wenn man sich in Erinnerung ruft, was damals notwendig war, um den Kollaps zu verhindern, wird sofort klar, dass das ein zweites Mal nicht so einfach geht.

Die Korrektur war daher berechtigt. Das gilt nicht nur beim Dax, sondern überall auf der Welt. Auch US-Indizes haben inzwischen zweistellig korrigiert. Für mutige sind das Kaufkurse. Risikoscheue Anleger fürchten sich zu Recht vor weiteren Verlusten.

Bisweilen habe ich den Ruf als Permabär. Das liegt daran, dass ich tendenziell antizyklisch agiere. Im März habe ich beim S&P 500 bei einem Kursstand von 2.700 Punkten mit Käufen begonnen. Die Investitionsquote wurde bis Ende März auf 80 % nach oben gefahren. Seither halte ich.

Ich kaufe lieber, wenn die Kurse tief stehen und nicht nahe der Allzeithochs. Steigen die Kurse, analysiere ich lieber, woher Gefahr droht und was die Kurse drücken kann. Das führt zu einer skeptischen Haltung, wenn die Kurse steigen. Wenn es dann „schön“ wie im März crasht, kann man kaufen, zumal alle Probleme bereits bekannt und analysiert sind.

Was tue ich also aktuell? Aktuell halte ich weiter. Die nächsten Wochen können ungemütlich bleiben. Da ich tief gekauft habe, beunruhigt mich das nicht. Mich interessiert auch nicht das Kursgeschehen des nächsten Tages oder des nächsten Monats. Stattdessen ist die mittelfristige Perspektive ausschlaggebend.

Bei der mittelfristigen Perspektive kann man Entwarnung geben. Der Aktienmarkt und die konjunkturelle Entwicklung sind natürlich miteinander verflochten. Gerade jetzt machen sich Anleger wieder um die Konjunktur Sorgen. Kurzfristig scheinen Anleger einen glimpflichen Ausgang bei den US-Wahlen zu erwarten. Das half dem Markt am Montag und kann auch in den nächsten Tagen stützen, wenn es einen klaren Wahlausgang gibt. Danach dürften Konjunktursorgen wieder die Oberhand gewinnen. Wie sieht es aber mittelfristig aus?

Die Konjunkturerwartungen werden sehr gut durch die Zinskurve abgebildet. Der Markt erreicht sein hoch, wenn die Zinskurve negativ ist, crasht im Anstieg der Zinskurve und steigt dann jahrelang bei fallender Zinskurve (Grafik 1).


Den Crash hatten wir bereits. Nach einem Crash und Bärenmarkt bleibt die Lage für gewöhnlich noch mehrere Quartale unsicher und volatil. Nach der Finanzkrise gab es mehrere Korrekturen im Bereich von 20 %. Solange die Zinskurve aber weiter ansteigt, ist der Ausblick positiv. Das ist, was zählt.

Die Zinskurve und die Geldmenge sind ebenfalls eng verflochten (Grafik 2). Man kann davon ausgehen, dass die Zinskurve dank der Notenbank- und Fiskalpolitik weiter konstruktiv bleibt. Mittelfristig ist der Konjunkturausblick positiv. Das vierte Quartal, das gerade läuft, wird hingegen schwierig. Generell sollte der Bullenmarkt jedoch intakt bleiben.


Korrekturen wie die jetzige sind Kaufgelegenheiten. Ob das Tief bereits am Freitag erreicht wurde oder noch auf sich warten lässt, sei dahingestellt. Die Zinskurve zeigt jedoch recht eindeutig an, dass der mittelfristige Trend weiter nach oben zeigt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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