Kommentar
14:57 Uhr, 07.10.2014

Konvergenz: Der Nutzen von Aktien aus Grenzmärkten und Industrieländern für Schwellenländer-Portfolios

In den letzten Jahren haben wir die Anleger immer wieder auf das Wertpotenzial hingewiesen, das wir auf Grenzmärkten wahrnehmen, denn unseres Erachtens herausragende Wirtschaftswachstumsaussichten und institutionelle Reformen liefern die Voraussetzungen für Ertragssteigerungen und Neubewertungen von Unternehmen. Unlängst stellen wir bei vielen Grenzmarktaktien gesteigerte Liquidität und Transparenz fest, die sie unseren Augen zu potenziell geeigneten Anlagen für Schwellen- und Grenzmarktfonds machen. Parallel dazu entdecken wir immer mehr Unternehmen, die an Börsen in Industrieländern notieren und deren Geschäftstätigkeit, Umsatz oder Gewinn hauptsächlich auf Schwellenmärkte entfällt. Unserer Ansicht nach können geeignete Aktien aus Grenzmärkten und Industrieländern das Wertpotenzial von Schwellenmarktportfolios steigern.

Ein traditionelles Argument gegen ein Engagement in Grenzmärkte ist, dass es sich nicht lohnt, weil die Börsen dort keine ausreichende Größe und Liquidität bieten. Diese Sorgen sind unseres Erachtens ungerechtfertigt. Eine Marktkapitalisierung der Grenzmärkte in der Größenordnung von insgesamt 1,8 Bio. US-Dollar bei einem Tagesumsatz von 3,6 Mrd. US-Dollar eröffnet unserer Ansicht mehr als ausreichende Möglichkeiten. Eine beträchtliche Zahl von Einzeltiteln, etwa Banken aus Pakistan und Nigeria, ein Telekommunikationsunternehmen aus Argentinien und eine Öl- und Gasgesellschaft aus Zentralasien, stammen zwar aus Grenzmärkten, können aber nach Kapitalisierung und täglichem Handelsvolumen locker mit vergleichbaren Kandidaten aus Schwellenländern mithalten.

Außerdem ist zu beachten, dass auch innerhalb der Schwellenmärkte verbesserte Liquidität an Börsen in Ländern wie Indien bedeutet, dass Aktien, die wir zuvor womöglich nur für spezialisierte Small-Cap-Portfolios in Betracht gezogen hätten, mittlerweile so rege gehandelt werden, dass sie auch für globale Schwellenländerfonds infrage kommen.

Die jüngsten Aktivitäten des Schwellen- und Grenzmarktindexanbieters MSCI stützen unser Konvergenzargument. MSCI hat mit Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei Grenzmärkte hochgestuft, auf die zum Umstellungszeitpunkt ein erheblicher Teil der Gesamtkapitalisierung des MSCI Frontier Markets Index entfällt. Damit erkennt MSCI die höhere Liquidität und die ausländischen Anlegern zugestandenen Rechte an. Gleichzeitig gibt es eigene Indizes für acht weitere Märkte, für die eine spätere Aufnahme in die breiteren Indexfamilien zur Debatte steht. Die meisten dieser acht Länder sind zurzeit noch eher klein, doch mit Saudi- Arabien verfügt eines davon über einen großen Markt mit einer Kapitalisierung von rund 602 Mrd. US-Dollar – auf dem Niveau von Mexiko und Südafrika. Die zuletzt angekündigten Pläne, ausländischen Investoren direkten Zugang zum saudischen Markt zu gewähren, haben die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme des Landes in die MSCI-Indizes in den nächsten Jahren stark erhöht.

Für uns reicht das Schwellen- und Grenzmarktuniversum allerdings weit über die Grenzen der verschiedenen MSCI-Indizes hinaus. Sobald in einem Entwicklungsland attraktiv bewertete Aktien erhältlich sind, ist es für uns eine Überlegung wert. So ein Land bietet nicht immer eine Wertpapierbörse, ausreichende Liquidität oder angemessenen Schutz für die Aktionäre, doch man kann sich dort über Unternehmen engagieren, die an Börsen von Industrieländern notieren. Solche Anlagen können Zugang zum Wachstum eröffnen, welchen Länder wie Georgien, Mosambik oder Turkmenistan bieten.

Eine weitere interessante Entwicklung ist, wie sich das wirtschaftliche Gewicht der Schwellenmärkte im globalen Kontext ausnimmt – das inzwischen nach manchen Maßstäben rund die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts ausmacht. In unseren Augen haben diverse, teils namhafte Unternehmen aus Industrieländern ihren geografischen Schwerpunkt so verschoben, dass ihre Aktien letztlich in jeder Hinsicht Schwellenländertitel sind. Als von Indexeinschränkungen unabhängige Investoren meinen wir, dass solche Aktien für Schwellenländerfonds in Betracht gezogen werden sollten.

Wir sind nach wie vor überzeugt, dass ein maßgebliches und wichtiges Spektrum potenzieller Chancen abgedeckt wird, indem an Entwicklungsländern interessierten Anlegern Nischenfonds angeboten werden, die auf Bereiche wie Grenzmärkte und kleinere Unternehmen abgestellt sind, aber auch renditeorientierte, Scharia-konforme und auf Einzelländer beschränkte Fonds. Breiter aufgestellte Schwellenländerfonds genießen unserer Auffassung nach aber mittlerweile ebenfalls Zugang zu einer wachsenden Palette von Wertquellen. Und wir sollten Schwellenmarktinvestoren nicht verwehren, aus solchen Gelegenheiten potenziell Kapital zu schlagen, wie wir finden.

Autor: Dr. Mark Mobius, Executive Chairman bei der Templeton Emerging Markets Group

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