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09:03 Uhr, 27.11.2013

Konsum per Beschluss in China

Wie China dreihundert Millionen zusätzliche Konsumenten aktivieren und private Unternehmen fördern will, erklärt Raymond Ma, Fondsmanager des Fidelity China Consumer Fund

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Das „neue China" will durch eigenen Konsum wachsen, nicht durch Export. Aber 2013 waren nur geringe Fortschritte sichtbar. Die wirtschaftliche Erholung stockte, ebenso Reformprojekte der neuen Regierung. Doch die dreitägige Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, die gestern begann, könnte den Durchbruch bringen. Wie China dreihundert Millionen zusätzliche Konsumenten aktivieren und private Unternehmen fördern will, erklärt Raymond Ma, Fondsmanager des Fidelity China Consumer Fund:

„Zwei Kernthemen des Plenums sind Sozialreformen und Deregulierung. Erstere könnten zusätzliches Konsumpotenzial über Nacht aktivieren. Denn der Zugang zum ,Hukou' - jenem kleinen roten Meldeausweis, der Ortsansässige mit den vollen Bürgerrechten ausstattet - soll erleichtert werden. Das klingt nach einer simplen Maßnahme, hat aber zur Folge, dass Wanderarbeiter vom Land plötzlich viele öffentliche und private Dienstleistungen in den Städten in Anspruch nehmen können. Konsum, der ihnen bislang verwehrt ist, weil sie sich offiziell nie in der Heimat abmelden und am neuen Wohnort anmelden konnten. So können allein rund 300 Millionen zusätzliche Konsumenten in den kommenden 15 Jahren ,aktiviert' werden - fast so viele wie die Europäische Union Einwohner zählt.

Durch Deregulierung will die Regierung staatliche und private Unternehmen endlich auf dieselbe Stufe stellen. Premierminister Li Keqiang hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Wettbewerbsrecht für Banken, Telekommunikation und Energie zu reformieren. Zudem will die Regierung privatwirtschaftlichen Unternehmen den Zugang zu Finanzierungen erleichtern. Bislang waren staatliche Unternehmen bei Kreditkonditionen klar im Vorteil. Weitere Zinsliberalisierung soll hier zunehmend für Gleichbehandlung sorgen. Das würde den nicht-staatlichen Unternehmen erlauben, in den kommenden Jahren stark zu wachsen.

Ist der MSCI China Index heute noch von Schwerindustrien dominiert, so werden daran künftig - ähnlich wie im amerikanischen S&P 500 - Privatunternehmen in konsumnahen Branchen und Technologie einen großen Anteil haben. In den vergangenen Jahren haben sich chinesische Konsumaktien bereits deutlich besser entwickelt als der Index. Ihre Erfolgsgeschichte sollte sich mittel- und langfristig fortsetzen. Vielleicht wird man künftig vom 18. Zentralkomitee der Kommunistischen Partei mit der gleichen Ehrfurcht sprechen, wie von Deng Xiaopings Regierung, die vor 35 Jahren den Grundstein für die chinesische Marktwirtschaft legte."

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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