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17:30 Uhr, 07.09.2011

Konjunkturflaute kann noch abgewendet werden

Frankfurt/ Zürich (BoerseGo.de) - Die konjunkturelle Situation spitzt sich zu. Anfang September wurde eine ganze Liste von Konjunkturindikatoren veröffentlicht, die einträchtig auf langsameres Wachstum hindeuten. „Seitdem die Wachstumsindikatoren im ersten Quartal 2011 ihren Zenit erreicht hatten, sind sie seit dem zweiten Quartal massiv eingebrochen“, beobachtet Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Bank Sarasin & Cie. So sei etwa der viel beachtete US-ISM-Index von seinem Boom-Niveau von 60.4 im Februar auf 50.6 im August gefallen. Auch der Schweizer Einkaufsmanagerindex rutschte im selben Zeitraum von 63.4 auf nur noch 51.7. Das deute eine extrem rasche Verlangsamung des Produktionswachstums an, so Poser in seiner aktuellen Marktkolumne

Der Experte ist dennoch erleichtert darüber, dass beide Indizes noch immer über der Schwelle von 50 notieren, welche Wachstum und Schrumpfung voneinander trennt. Insbesondere die Schweizer Konjunktur scheine in Anbetracht der belastenden Frankenstärke vorerst sehr robust. Doch der Einkaufsmanagerindex Eurolands notiere schon auf 48.9, aber auch die Nicht-Euroländer Großbritannien und Schweden sind unter 50 in einen Bereich gefallen, der eine Industrierezession impliziert. Auch vor den exportabhängigen Schwellenländern Asiens mache die Verlangsamung nicht Halt: China, Taiwan und Korea zeigten ebenfalls Schrumpfungstendenzen in der Industrie.

„Die ursprüngliche Hoffnung, dass der Unterbruch der Lieferketten im Gefolge des Erdbebens von Japan und der Anstieg der Ölpreise im Zuge der Libyenkrise nur einen nur kurzfristigen Wachstumsdämpfer ausgelöst haben, scheint sich zunehmend zu zerschlagen“, befindet Poser. Auch wenn sich in einigen Daten – wie zum Beispiel der Produktion und dem Konsum in den USA – eine gewisse Erholung des durch Japans Katastrophe besonders betroffenen Auto-Bereichs zeige, habe der konjunkturelle Abwärtstrend inzwischen eine Eigendynamik entwickelt.

„Entgegen der landläufigen Meinung denken wir aber, dass die globalen Wirtschafspolitiker eine harte konjunkturelle Landung abwenden können, wenn sie rechtzeitig handeln“, zieht der Sarasin-Ökonom sein Fazit. „Auch wenn die Staaten aufgrund ihrer hohen Verschuldung mit dem Rücken zur Wand stehen, haben sie Spielraum. Wenn sie kurzfristige Stimuluspakete ankündigen und gleichzeitig darstellen, mit welchen Maßnahmen sie des Schuldenanstieges langfristig Herr zu werden gedenken, zeigen sie sowohl ihren Willen zur Stützung der Wirtschaft und festigen das Vertrauen in ihren Sparwillen“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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