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15:39 Uhr, 20.09.2024

KONJUNKTUR IM BLICK/Gemäßigtes globales Gurren

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Nach den Zinsentscheidungen von Europäischer Zentralbank (EZB) und Federal Resereve ist die Luft von einem gemäßigten globalen Gurren der geldpolitischen "Tauben" erfüllt. Die Botschaft beider Zentralbanken lautet: Wir sind auf einem guten Weg, die Inflation zu besiegen. Den Finanzmärkten verleiht das ordentlich Auftrieb und lockert die Finanzierungsbedingungen zusätzlich. Und in der vor uns liegenden Woche stehen keine Daten an, die diese positive Stimmung zu trüben drohen.

"Ich denke wir sind auf einem guten Weg", sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel nach dem EZB-Beschluss, die Zinsen um 25 Basispunkte zu senken - das Inflationsbild sehe "sehr ordentlich aus". Normalerweise warnt der "Falke" Nagel vor den Unwägbarkeiten der Entwicklung der Dienstleistungspreise.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos, ein "moderater Falke", sagte: "Wir haben die Leitzinsen bereits zweimal um jeweils 25 Basispunkte gesenkt, und ich denke, die wichtigste Botschaft, die wir jetzt vermitteln wollen, ist, dass sich die Inflation unserem Ziel von 2 Prozent nähert und wir davon ausgehen, dass sie das Ziel Ende 2025 erreichen wird." Sieht der Spanier die EZB "hinter der Kurve"?

Eine ähnliche Botschaft vermittelte die Zinssenkung der Federal Reserve um 50 Basispunkte bei gleichzeitig unveränderten Wachstumsprognosen.

Nun zu den Daten der Woche:

Euroraum-Einkaufsmanagerindizes sinken im September

Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) des Euroraums dürften im September gesunken sein. Für den PMI des Verarbeitenden Gewerbes wird ein Rückgang auf 45,6 (August: 45,8) prognostiziert, was auf eine beschleunigt rückläufige Aktivität in diesem Sektor hinwiese. Der PMI des Dienstleistungssektors soll der Prognose zufolge auf 52,5 (52,9) Punkte sinken. Das würde auf eine langsamer zunehmende Aktivität hindeuten. Hinter dieser Prognose steht unter anderem die Erwartung von Analysten, dass der von den Olympischen Spielen ausgelöste Boom im französischen Dienstleistungssektor ausgelaufen ist. Die Daten werden am Montag (10.00 Uhr) veröffentlicht.

Ifo-Index setzt Talfahrt im September fort

Die Talfahrt des Ifo-Geschäftsklimaindex dürfte sich im September fortgesetzt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Index auf 86,0 (August: 86,6) Punkte gesunken ist. Die Gründe sind seit Monaten die immer gleichen: Die Industrie hat mit schwacher Auslands- und Inflandsnachfrage zu tun, und die Konsumenten sind ebenfalls verunsichert und geben nicht so viel aus, wie sie angesichts gestiegener Reallöhne könnten.

Gleichwohl gibt es vorsichtige Anzeichen einer Bodenbildung: Im August fiel der Ifo-Rückgang nicht ganz so stark wie erwartet aus und Auftragseingänge und Außenhandel stiegen deutlicher als prognostiziert. Die Produktion allerdings sank unerwartet deutlich. Die Erwartungen für den Ifo-Index dürften noch von den Ergebnissen der Einkaufsmanagerumfrage beeinflusst werden, die am Vortag anstehen. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Daten am Dienstag (10.00 Uhr).

US-PCE-Kerninflation steigt im August leicht

Der Preisdruck in den USA dürfte im August nach dem von der Notenbank favorisierten Indikator leicht gestiegen sein. Analysten erwarten, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator) ohne Energie und Nahrungsmittel gegenüber dem Vormonat wie im Juli um 0,2 Prozent gestiegen ist. Für die Jahresrate von ein Anstieg auf 2,7 (Juli: 2,6) Prozent erwartet. Die Gesamtrate dürfte dagegen auf 2,3 (2,5) Prozent gesunken sein. Das Bureau of Economic Analyses veröffentlicht die Zahlen am Freitag (14.30 Uhr).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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