Konjunktur auf gutem Weg, Aktien nehmen Fahrt auf
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Kopenhagen (GodmodeTrader.de) - Seit der Finanzkrise haben die Zentralbanken Billionen von Dollar in die entwickelten Volkswirtschaften gepumpt. Jetzt aber scheinen die Patienten endlich auf eigenen Füßen zu stehen, und die Weltwirtschaft benötigt keine Beatmungsmaschine mehr. Vor diesem Hintergrund ist Tine Choi, Chefstrategin der Danske Bank, zu europäischen und US-amerikanischen Aktien positiv gestimmt.
Nach einer langen und instabilen Phase im Nachgang der Finanzkrise hat die Weltwirtschaft endlich wieder festen Boden gewonnen. Das globale Wachstum hat sich seit Anfang 2016 beschleunigt und im ersten Halbjahr 2017 beeindruckende 3,4 Prozent erreicht. Damit wurden die langfristigen Erwartungen um fast einen kompletten Prozentpunkt übertroffen. An den Arbeitsmärkten geht es aufwärts, der private Konsum ist robust und die Unternehmensinvestitionen steigen. Kurz gesagt: Wir befinden uns jetzt in einer Phase der Erholung, in der das Wachstum auf eigenen Füßen zu stehen scheint und nicht länger von der Beatmungsmaschine der Zentralbanken abhängig ist, wie Choi in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Deshalb sei davon auszugehen, dass der globale Aufschwung bis in 2018 andauern werde, wenn auch mit einer geringeren Dynamik als dieses Jahr. Ein globaler Aufschwung in Kombination mit einer niedrigen Inflation bedeute, dass sich die Wirtschaft in einem sogenannten „Goldlöckchen-Szenario“ befinde – ein für Anleger ideales Umfeld, heißt es weiter.
„Robuste Unternehmensgewinne und ein freundliches gesamtwirtschaftliches Klima erhöhen die relative Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen. Daher haben wir Aktien um zehn Prozent übergewichtet und Anleihen im gleichen Umfang untergewichtet. Wir erwarten, dass globale Aktien in den nächsten zwölf Monaten in Lokalwährung eine Rendite von acht bis zwölf Prozent erzielen werden. Natürlich können Wechselkursschwankungen das Ergebnis in unterschiedlichen europäischen Währungen beeinträchtigen“, so Choi.
Der Weg bis zu diesem Punkt sei allerdings beschwerlich und manchmal nervenaufreibend. Die Weltwirtschaft habe fast acht Jahre der Erholung benötigt bis das Wachstum ein Selbstläufer geworden sei. Acht Jahre mit großer Unsicherheit und der fortwährenden Befürchtung, dass das Wachstum in die falsche Richtung kippen könnte. Und acht Jahre, in denen die Weltwirtschaft am Tropf gehangen habe und von massiven geldpolitischen Stimulus-Paketen unterstützt worden sei, die nach der Finanzkrise und der europäischen Schuldenkrise von den großen Zentralbanken geschnürt worden seien. Aber glücklicherweise könne man jetzt den Schluss ziehen, dass diese Rechnung aufgegangen sei, heißt es weiter.
„Die Finanzkrise setzte die Politiker schachmatt, denn die sehr umfangreichen Rettungspakete hatten enorme Haushaltsdefizite und steigende Staatsschulden zur Folge. Nachdem der Sturm überstanden war, gab es nur geringen fiskalischen Spielraum für Steuersenkungen oder Infrastrukturinvestitionen. Also bekamen die Zentralbanken den Auftrag, die Beschleunigung der Wirtschaft zu unterstützen. Das Rennen in Richtung Null kam in Mode. Die Zentralbanken senkten die Leitzinsen, um billiges Geld bereitzustellen und Verbraucher und Unternehmen dazu zu ermutigen, mehr Kredite aufzunehmen und damit die Wirtschaft anzukurbeln. Obwohl das ein klassisches geldpolitisches Manöver war, blieb der Effekt nur minimal. Deshalb betraten einige der weltgrößten Notenbanken fiskalisches Neuland und starteten das größte geldpolitische Experiment in der Geschichte“, so Choi.
Das Ziel sei Reflation gewesen, oder in anderen Worten: die Ankurbelung einer dem Untergang geweihten Wirtschaft. Die Mittel der Wahl seien negative Zinsen und massive Ankäufe von Wertpapieren durch die Notenbanken (gewesen), die die entwickelten Volkswirtschaften mit Geld geflutet hätten, um Wachstum und Inflation anzuheizen. Quantitative Lockerung („Quantitative Easing“, QE) sei plötzlich in aller Munde gewesen. Die angewandte Geldpolitik des QE habe weitreichende Folgen gehabt. Die niedrigen Zinsen und Renditen hätten die relative Attraktivität von Risikoanlagen wie Aktien gegenüber niedrig rentierlichen Staatsanleihen gesteigert. Insofern hätten die Zentralbanken dazu beigetragen, Anleger in Aktien zu drängen, da steigende Aktienkurse für Kapitalzuwächse gesorgt hätten. Dies wiederum habe optimistischere Zukunftsaussichten begünstigt, was die Bereitschaft der Konsumenten, Geld auszugeben, zusätzlich stimuliert habe, heißt es weiter.
„Und nun, acht Jahre später, genießen wir die echten ökonomischen Vorteile in Form einer sich selbsttragenden Wirtschaft – wenn auch mit dem Vorbehalt, dass das geldpolitische Experiment der Zentralbanken noch keineswegs vorüber ist. Auf eine quantitative Lockerung folgt die quantitative Straffung, die eines der großen Themen in diesem Herbst sein wird. Nichtsdestotrotz ist die Operation gut verlaufen, der Patient hat sein Krankenbett verlassen und jetzt ist es an der Zeit zu sehen, ob er ohne Krücken gehen kann. Angeführt von der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank haben die Notenbank im Laufe des Jahres 2017 zunehmend davor gewarnt, dass sich der Zeitpunkt für eine Drosselung der massiven Stimulus-Pakete und die Reduzierung ihrer enormen Wertpapierbestände nähert“, so Choi.
Die große Frage sei nun, wie die Finanzmärkte auf die quantitative Straffung der Zentralbanken reagieren würden. Es gebe vor allem zwei Herausforderungen: Erstens müssten andere Nachfrager einspringen und das Steuer von den Zentralbanken übernehmen. Denn ohne andere Käufer würden die Anleihenkurse fallen und die Renditen steigen, es sei denn, das Angebot an Anleihen gehe zur gleichen Zeit zurück. Für letzteres sei die Wahrscheinlichkeit aber gering, da die meisten entwickelten Volkswirtschaften ein Defizit hätten und sich Geld zu Finanzierungszwecken leihen müssten. Zweitens werde die Liquidität abnehmen. Das Geld, das die Fed nicht wieder anlege, werde aus dem Wirtschaftskreislauf verschwinden, was tendenziell die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe begrenzen dürfte, heißt es weiter.
„Abgesehen von diesen beiden Herausforderungen gehen wir davon aus, dass die anstehende Straffung behutsam, erwartungsgemäß und gut angekündigt verlaufen wird. Von daher erwarten wir keine dramatischen Auswirkungen auf die Zinsen oder die Wirtschaft. Diese Entwicklung bleibt spannend, ändert aber nichts an unserer grundlegenden Ansicht, dass die Weltwirtschaft auf gutem Kurs ist und weiterhin passable Renditen an den Finanzmärkten gewährleisten wird“, so Choi.
Ein Weg, in die weltweiten Aktienmärkte zu investieren, wäre z.B. der Kauf des BV Global Balance Fonds (WKN A0MVXF). Es handelt sich dabei um einen Mischfonds, der weltweit in ETFs, Aktien und Anleihen investiert.
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