Kommentar
16:40 Uhr, 10.12.2020

Kommt ein letzter "Hurra-Moment" für die Ölaktien?

Die langfristigen Aussichten für Öl sind so schwarz wie der Rohstoff selbst. Trotzdem kann es zu einem letzten Hurra kommen.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 47,35500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 47,35500 $/bbl. (FXCM)

Langfristig, also über mehrere Jahrzehnte, wird Öl ersetzt werden, zumindest im Transport. Öl wird immer noch in der Chemie benötigt. Es ist ein wichtiger Grundrohstoff. Ohne ihn gäbe es kein Plastik. Nun wird auch vermehrt Plastik der Kampf angesagt, jedoch gilt dies vor allem für den Alltagsgebrauch. Viele industrielle Anwendungen und auch der Gebrauch in der Pharmaindustrie stehen nicht vor dem Aus. Wie schnell Öl ersetzt werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Es ist vor allem eine Frage des Geldes. Die Ölinfrastruktur komplett zu ersetzen kostet viel Geld und benötigt Zeit. Zudem werden weder morgen noch bis 2030 nur noch Elektroautos auf den Straßen unterwegs sein. Das dauert länger. Man kann sich auch nicht vorstellen, dass bereits in den 30er Jahren Elektroflugzeuge und Elektrocontainerschiffe unterwegs sind und es keinen Bedarf an Öl mehr gibt. Öl wird noch lange Zeit benötigt werden. Wie viel, das steht auf einem anderen Blatt. Die Meinungen gehen stark auseinander.

Die OPEC prognostiziert den maximalen Verbrauch bei 115 Mio. Barrel/Tag im Jahr 2040. BP prognostiziert, dass wenn sich nichts ändert, der Verbrauch ab 2035 sinkt. Die meisten anderen Szenarien gehen von einem stetigen Sinken des Verbrauchs aus. Bereits 2050 könnte sich der Verbrauch mehr als halbiert haben (Grafik 1).


Nicht zuletzt deswegen performen Ölaktien gegenüber erneuerbaren Energien schlecht. Das ist wegen der Coronakrise besonders ausgeprägt. Der Trend hat allerdings schon 2011 begonnen (Grafik 2). Man kann nicht alles auf Corona schieben.

Keiner weiß wie sich der Verbrauch wirklich entwickeln wird. Wir wissen aber, dass Ölunternehmen derzeit sehr wenig investieren. Bleibt die Ölnachfrage für länger als gedacht auf dem Vorkrisenniveau von 100 Mio. Barrel, dürfte Ölknappheit entstehen. Die derzeitigen Investitionen reichen nicht aus, um die Produktion langfristig konstant zu halten.

Genau das hält die Hoffnung für Anleger am Leben. Öl kann tatsächlich noch einmal knapp werden, weil derzeit zu wenig investiert wird. Das ist ein mögliches Szenario, welches sich ab 2025 materialisieren kann. Es kann daher einen letzten Hurra-Moment für Öl geben.

Derzeit ist es zu früh, genau darauf zu spekulieren. 2025 ist noch zu weit weg. Stattdessen sollte sich jeder überlegen, der bei erneuerbaren Energien noch nicht dabei ist, ob sich eine Position lohnt. Die Weltbevölkerung wächst weiter und mehr Länder werden industrialisiert. Der Energiebedarf wird weiter steigen.


Nicht zuletzt deswegen liefen die Kurse von Ölaktien gegenüber dem breiten Markt über weite Strecken besser (Grafik 3). Dazu kamen weitaus höhere Dividenden als im Durchschnitt. Die Outperformance inklusive Dividenden lag bei Ölaktien über die Jahrzehnte bei mehreren 100 %.

Ein ähnlicher Trend dürfte bei den Erneuerbaren möglich sein. Aktuell ist sehr viel Euphorie in den Kursen. Rücksetzer und Käufe in diesen Rücksetzer sollten sich vor allem mit Blick auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte als gute Entscheidung herausstellen.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Also ich kann mir Elektroflugzeuge in den 2030er Jahren extrem gut marktbreit vorstellen.

    Von Charles Lindberg bis zum Mond waren es bummelig 50 Jahre. Grundsätzlich nimmt der gesellschaftsbreite technische Fortschritt in dramatischer Geschwindigkeit zu. Das sagt jemand U55, der noch S/W-TV, Fernschreibmaschinen, Lochkarten und C64`er kennt.

    Das dümmste, was Mensch tun könnte, wäre das Unterschätzen von Greta und Co. sowie das Unterschätzen der menschlichen Bereitschaft machbares auch zu machen.

    21:00 Uhr, 10.12.2020
    1 Antwort anzeigen
  • mkronen
    mkronen

    Inflation !

    17:18 Uhr, 10.12.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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