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12:31 Uhr, 28.12.2018

Kommt die Rezession in den USA 2020?

Steuersenkungen und die Erholung des Ölpreises überdecken LGIM-Finanzexperte Tim Drayson zufolge eine Verschlechterung der US-Margen. 2020 könnte die Wachstumsverlangsamung in eine Rezession übergehen.

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  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.416,62 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) - Die Gewinnwachstumsraten von US-Unternehmen sind weiterhin hoch, das könnte sich jedoch radikal ändern: Ein Rückgang der Gewinne im Jahr 2020 scheint nahezu unvermeidlich, schreibt Tim Drayson, Head of Economics bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Marktkommentar.

Trotz volatiler Märkte in der Berichtssaison des dritten Quartals 2018 sollte das Gewinnwachstum für Unternehmen im S&P 500 im Vergleich zum Vorjahr bei fast 25 Prozent liegen. Allerdings dürfte dieser Trend nicht anhalten, heißt es weiter. „Steuersenkungen und die Erholung des Ölpreises überdecken eine grundlegende Verschlechterung der US-Margen. Zudem kurbeln die fiskalischen Impulse zwar derzeit das Wachstum und die Gewinne an, gleichzeitig trüben sich jedoch die Aussichten für das künftige Gewinnwachstum durch eine Überhitzung der Wirtschaft ein“, erklärt Drayson.

Denn sobald sich die Wirtschaft über ihr Potenzialwachstum hinaus entwickle, entstünde daraus ein doppeltes Problem für zukünftige Gewinne. Erstens sei tendenziell ein schnellerer Anstieg der Arbeitskosten aufgrund der niedrigen Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Zweitens erfordere es eine schärfere Verlangsamung des Wachstums, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Diese Veränderung der Dynamik wiederum würde die Unternehmen zumindest mit Blick auf ihre Fixkosten treffen, heißt es weiter.

Ein wichtiges Warnzeichen für den spätzyklischen Trend sei die wachsende Kluft zwischen den Gewinnen im S&P 500 und den Gewinnen der allgemeine Wirtschaftstätigkeit im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (National Income and Product Accounts, NIPA). „Tendenziell haben die Gewinne des S&P 500 gegen Ende eines Zyklus die NIPA-Gewinne immer übertroffen. Allerdings waren die Unternehmen während der anschließenden Rezession in der Lage, Ergebnisse und Gewinne wieder neu auszurichten“, sagt Drayson.

Steuersenkungen und Aktienrückkäufe könnten rund zehn Prozentpunkte der diesjährigen großen Lücke zwischen den Gewinnen im S&P 500 und den NIPA-Gewinnen erklären. Darüber hinaus seien die Gewinne des S&P 500 generell zyklischer und profitierten von den höheren Preisen für Lagerbestände und Vermögenswerte gegen Ende der langanhaltenden Bullenmärkte, heißt es weiter.

„In der zweiten Jahreshälfte 2019, wenn die fiskalischen Impulse und das Wachstum nachlassen, dürften die Margen erneut unter Druck geraten, zumal die Arbeitskosten voraussichtlich weiter steigen werden“, prognostiziert der Experte. Preiserhöhungen und ein Anstieg der Inflation dürften kaum ausreichen, um die steigenden Kosten auszugleichen. Für die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) entstehe eine große Herausforderung, heißt es weiter.

„Um eine Überhitzung zu vermeiden, muss die US-Notenbank 2019 schrittweise die Zinsen anheben. Doch selbst wenn es gelingt, im Jahr 2020 mit einem Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts von einem Prozent eine sanfte Landung zu erzielen, ist es schwierig, einen Gewinnrückgang zu vermeiden“, sagt Drayson. Denn bei relativ konstanten Kosten sei die Veränderung des Wachstums der Treiber des Gewinnzyklus. Darüber hinaus bestehe die Gefahr eines sich selbst verstärkenden Abschwungs, heißt es weiter.

Höhere Zinsen und niedrigere Gewinne könnten zu einer Schwäche der Vermögenspreise, größeren Finanzierungslücken, strafferen Kreditbedingungen und zu hohem Druck in einem fremdfinanzierten US-Unternehmenssektor führen. „Eine Verlangsamung des Wachstums im Jahr 2020 könnte in eine Rezession übergehen, die zu einem noch stärkeren Rückgang der Gewinne führt“, befürchtet der Experte.

Dieses Szenario könnte durch ein ausgedehntes starkes Wachstum und mehr fiskalische Impulse verzögert werden, doch dies berge das Risiko eines noch größeren Zusammenbruchs. Eine überraschende sofortige Wachstumsverlangsamung würde zumindest eine stärkere Überhitzung verhindern und es der Fed ermöglichen, die Zinsanhebungen früher einzustellen. Auch ein angemessenes Wachstum außerhalb der USA und ein schwächerer Dollar wären hilfreich. „Die einzige langfristige Lösung besteht in einem viel stärkeren Beschäftigungsangebot und in einer höheren Produktivität. Das hält die Lohnstückkosten in Grenzen und steigert das Potenzialwachstum“, sagt Drayson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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