Kindern schon früh den Umgang mit Geld beibringen
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Ich war neugierig und fragte, ob sie die auch selbst bezahlt hatte. Zwei fragende Augen blickten mich an und ich merkte, dass Geld schon in ihrem jungen Leben angekommen war, es für sie aber vermutlich noch völlig unklar war, was Geld überhaupt ist und wo es herkommt.
Ich musste selbst an meine eigene "Gelderziehung" denken und mit wie vielen guten, aber leider auch nachteiligen Wertvorstellungen meine Eltern mich auf das Finanzleben vorbereitet hatten.
Der Finanzautor Robert Kiyosaki vertritt die These, dass reiche Menschen immer reicher werden und arme Menschen immer ärmer werden, weil Reiche eben ihren Kindern den richtigen Umgang mit Geld beibringen. (1)
Der Autor des Finanzbestsellers „Rich Dad Poor Dad“ sagt:
„Der Hauptgrund dafür, dass sich die Leute finanziell abrackern, ist, dass sie jahrelang zur Schule gehen, aber nichts über Geld lernen. Das Ergebnis: Menschen lernen, für Geld zu arbeiten – aber nicht, wie man es schafft, das Geld für sich arbeiten zu lassen.“ (2)
Der Starinvestor Warren Buffett hat sein Herz bekanntermaßen am rechten Fleck und eine Kinderfernsehserie mit dem Titel „Secret Millionaires Club“ produziert, die Kindern auf unterhaltsame Art und Weise Ratschläge zum Umgang mit Geld gibt und sie zu unternehmerischen Tätigkeiten ermutigt. Damit gibt Buffett ein Stück Lebenserfahrung weiter. Er selbst hat bereits in frühen Jahren angefangen sein Geld zu sparen und zu investieren, z.B. indem er Coca-Cola-Sixpacks kaufte und jede Flasche einzeln für 25 Cent wieder verkaufte. Diese Erfahrung hat ihn mit Sicherheit für sein weiteres Leben geprägt. Heute ist Buffett mit 400 Millionen Aktien oder 9 % des Aktienkapitals Großaktionär von Coca Cola. (3)
Ich habe mich gefragt, wie man Kindern denn eigentlich eine frühe und gute Finanzbildung vermittelt und habe mich auf die Suche nach guten Tipps gemacht.
Tipp 1: Ein gutes Vorbild sein
Alles was Kinder sehen und hören adaptieren sie.
Ein ziemlich einleuchtender Tipp ist, mit gutem Beispiel als Eltern voranzugehen. Das eigene Verhalten ist mit Sicherheit einer der wichtigsten prägenden Erfahrungen für Kinder, wenn es um das Geld sparen und ausgeben geht. Gehen wir selbst unachtsam mit Geld um, so werden auch unsere Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Kontrolle über ihre Finanzen bekommen. Woher auch – in der Schule gibt es leider (noch immer) keine Finanzbildung.
Tipp 2: Erfahrungen sammeln lassen mit Taschengeld
Eines der wichtigsten Lernmethoden im Umgang mit Geld ist das Taschengeld.
Hier wird in verschiedenen Ratgebern gleichermaßen empfohlen, dass Kinder selbst über ihr Taschengeld bestimmen sollten. Die Erfahrung, dass Geld nicht unendlich zur Verfügung steht und es schnell weg ist, wenn man nicht umsichtig damit umgeht, ist eine prägende Erkenntnis fürs Leben. Taschengeld-Vorschüsse oder Zugaben für größere Anschaffungen werden überwiegend kritisiert, da damit der Eindruck entsteht, Geld stehe unbegrenzt zur Verfügung.
Das Bundesfamilienministerium empfiehlt folgende Höhen des Taschengeldes:
- 4-5 Jahre: 50 Cent wöchentlich
- 6-7 Jahre: 1,50 – 2,00 Euro wöchentlich
- 8-9 Jahre: 2,00 – 3,00 Euro wöchentlich
- 10-11 Jahre: 15,00 – 20,00 Euro monatlich
- 12-13 Jahre: 20,00 – 25,00 Euro monatlich
- 14-15 Jahre: 25,00 – 37,50 Euro monatlich
- 16-17 Jahre: 37,50 – 60,00 Euro monatlich
- ab 18 Jahre: 60,00 – 75,00 Euro monatlich (4)
Wichtig für Eltern: Das Taschengeld muss regelmäßig, am besten an festen Stichtagen, gezahlt werden. Damit können Kinder planen und lernen über einen bestimmten Zeitraum mit ihrem Geld zu haushalten.
Tipp 3: Wie das Geld verdient wird: Berufe und Schülerjobs
Die Arbeitswelt der Eltern kennenzulernen und kleine Ferienjobs sind wichtig.
Wer von Ihnen auch bereits als Schüler kleinere Nebentätigkeiten geleistet hat, der wird dem Rat zustimmen, dass eine frühe Begegnung mit der Arbeitswelt eine positiv prägende Erfahrung ist.
Beim Kontakt mit der Arbeitswelt der Eltern können Kinder lernen, woher das Geld kommt und wie es verdient wird. Damit entsteht ein Verständnis, dass Geld eben nicht einfach nur aus dem Automaten gesprudelt kommt.
Schülerjobs und sonstige kleine Zuverdienste werden in der Literatur überwiegend begrüßt. Babysitting, Auto waschen oder den Hund ausführen: jeder Job führt dazu, dass Kinder lernen, dass mit dem Geld verdienen auch Anstrengung verbunden ist. Dabei wird empfohlen, Kindern eine angemessene und realitätsbezogene Entlohnung zu bezahlen. Wenn es nämlich 50 EUR für 20 Minuten Hundausführen gibt, ist der Erziehungseffekt gleich zunichte.
Fazit
Wir alle sind mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Blickwinkeln auf Finanzen und Sparen in das Leben geschickt worden. Manche Erfahrungen oder Eindrücke der Kindheit sind dabei so prägend, dass es manchmal eine lange Zeit braucht, um diese zu überwinden. Das betrifft vor allem Bereiche wie unser Konsumverhalten oder die Perspektive auf Möglichkeiten, sein Geld zu investieren.
Wer schon als Kind lernt, wie positiv sich ein maßvolles Konsumverhalten, Arbeit und unternehmerische Tätigkeit auf den eigenen Geldbeutel auswirkt, der wird später weniger Probleme mit dem lieben Geld haben.
Oder vielleicht der nächste Warren Buffett.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
PS: Anbei noch ein paar persönliche Lese- und Spieletipps zu dem Thema Finanz- und Gelderziehung, auf die ich bei meiner Recherche gestoßen bin.
Buchtipp
Felix und das liebe Geld von Nikolaus Piper, Beltz Verlag, 2010
Felix und seine Freunde beschließen reich zu werden. Eine unterhaltsame Geschichte, die zugleich Wissen über Wirtschaft und Finanzen vermittelt.
Surftipps im Netz
Eine Informationsseite von Schülern und jungen Erwachsene über Geld und Konsum, mit Checklisten, Quiz und Videos.
thue4b1.thue.kunde.sserv.de/taschengeldgangster/tipps/tipps.html
Schöne Seite für Kinder über "Taschengeldgangster". Gut gemacht!
Spieletipp
„Wir spielen Einkaufen“ von Ravensburger
Ein kurzweiliges Brettspiel, in dem Kinder das Einkaufen und den Umgang mit Geld spielend erlernen. Auf Amazon wird das Spiel durchweg mit 5 von 5 Sternen bewertet.
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(1) (2) Tipps eines Selfmade-Millionärs. Den Fluch armer Eltern besiegen: sechs Regeln, um reich zu werden. Focus-Online-Artikel vom 15.03.2015, abgerufen am 01.09.2016.
(2) Buffett defends Berkshire's big Coke stake. Online-Artikel auf CNCB.com vom 02.05.2016, abgerufen am 02.09.2016.
(3) Finanzerziehung für Kinder: Spielerisch lernen. Blog-Artikel auf wissen.consorsbank.de vom 18.05.2016, abgerufen am 02.09.2016.
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so ein Humbug..."Das Ergebnis: Menschen lernen, für Geld zu arbeiten – aber nicht, wie man es schafft, das Geld für sich arbeiten zu lassen...."
Wer nicht reich geboren ist und keins hat, kann auch nix für sich arbeiten lassen !!!
Salut Herr Penndorf,
dass einer Dreijährigen "...noch völlig unklar war, was Geld überhaupt ist und wo es herkommt..." ist völlig normal. Das und den Wert von Dingen einschätzen können Kinder erst ab ca. acht Jahren. Bis dahin müssen sie eben damit leben, dass es nicht immer alles gibt, was man gerne hätte.
Ab dann halte ich kleine Jobs wie Prospekte oder die Wochenendzeitung austeilen für durchaus legitim, dann kann auch die Erziehung zum Sparen beginnen, mit den heutigen Zinssätzen leider etwas schwer.
Ein Investmentkonto und die Erklärung des Cost-Average-Effekts könnten hier ev. eine Alternative sein. Wenn dann auch noch die Grosseltern etc. zum Geburtstag da was zuschiessen müsste der Zinseszinseffekt bis zum Berufsstart ein schönes Polster gebildet haben, das auch für die weitere Zukunft einen erzieherischen Effekt bzgl. des Umgangs mit Geld hat und vor der bei jungen Erwachsenen weit verbreiteten Schuldenfalle bewahrt.
Schönes Wochenende