Fundamentale Nachricht
14:07 Uhr, 26.07.2017

Keine geldpolitische Wende der EZB

Eine über einen längeren Zeitraum fortgeführte expansive Geldpolitik der EZB ist Natixis-Chefvolkswirt Philippe Waechter zufolge das beste Rezept für ein stärkeres und eigenständigeres Wachstum in der Eurozone.

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Paris (GodmodeTrader.de) – Die EZB bleibt noch für einen längeren Zeitraum bei ihrem sehr expansiven, geldpolitischen Kurs. Die Diagnose der EZB zur wirtschaftlichen Lage in der Eurozone weist keine strategische Veränderung auf, wie Philippe Waechter, Chefvolkswirt von Natixis Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Erholung verstärke sich, und die Risiken seien jetzt weitgehend ausgeglichen. Doch die Inflationsrate liege weiterhin deutlich unter dem Ziel der EZB von knapp unter zwei Prozent. Der niedrige Ölpreis, so die EZB, tauge nicht als alleinige Erklärung – auch die Kerninflationsrate liege weiterhin nahe einem Prozent. Draghi schätze, dass die Inflation in den kommenden Monaten um das aktuelle Niveau von 1,3 Prozent schwanken werde. Daher erwarte die Europäische Zentralbank nicht, dass das Ziel in vorhersehbarer Zukunft erreicht werde, heißt es weiter.

„Mit anderen Worten: Die realwirtschaftliche Erholung ist stark, führt aber bislang kaum zu Nominalwachstum. Solange die Inflationsrate niedrig bleibt, wird die ultralockere Geldpolitik fortgesetzt. Die EZB wird weiterhin in großem Maßstab Wertpapiere kaufen, bis die langfristigen Inflationserwartungen im Zielkorridor liegen. Eine vorzeitige Kursänderung für den Fall, dass die Inflation in den kommenden Monaten anziehen sollte, ist ebenfalls eine Option, würde aber dem Rollenverständnis der EZB eher widersprechen. Ich sehe in der EZB-Mitteilung keine Hinweise darauf, dass sich die Geldpolitik in Zukunft ändern wird“, so Waechter.

Wer auf der EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra eine neue Botschaft zu vernehmen glaubte, habe sich geirrt. Über das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten werde im Herbst verhandelt (wahrscheinlich im September), denn das aktuelle Programm solle im Dezember auslaufen, falls die langfristigen Inflationserwartungen bei annähernd zwei Prozent lägen oder die tatsächliche Inflationsrate nahe bei diesem Ziel liege. Der Umfang des Programms, momentan 60 Milliarden Euro im Monat, werde 2018 wahrscheinlich reduziert werden, da die Erholung stark sei. Ein konkretes Datum für das Auslaufen werde aber wohl erst verkündet, wenn die Inflationsrate von zwei Prozent in Sicht sei, heißt es weiter.

„Wir rechnen mit einem Umfang von 30 oder 40 Milliarden Euro nach Dezember 2017. Die EZB hat keine Eile, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern, da sich eine solche Änderung asymmetrisch auswirkt. Eine zu rasche Wende würde ein Risiko für die Erholung darstellen und damit den Wünschen der EZB für die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone entgegenlaufen. Die Zentralbank kann auf eine höhere Inflationsrate warten, bevor sie diesen Schritt vornimmt. Ziel der EZB muss ein stärkeres und eigenständigeres Wachstum sein, das getragen ist von der privaten Inlandsnachfrage. Eine über einen längeren Zeitraum fortgeführte expansive Geldpolitik ist dafür weiterhin das beste Rezept“, so Waechter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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