Kommentar
14:46 Uhr, 30.10.2024

Kehrt die Inflation zurück?

Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Oktober unerwartet stark beschleunigt. Ist das Gespenst der hohen Inflation noch nicht endgültig besiegt?

Die Verbraucherpreise erhöhten sich in Deutschland im Oktober um 2,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag auf vorläufiger Basis mitteilte. Im September hatte die Jahresveränderungsrate 1,6 % betragen, nachdem sie im August mit 1,9 % zum ersten Mal seit März 2021 wieder unter dem EZB-Ziel von 2 % gelegen hatte.

Im Oktober hat sich die Teuerung in Deutschland damit stärker als erwartet beschleunigt. So hatten die Ökonomen der Banken nur mit einem Anstieg der Inflationsrat auf 1,8 % gerechnet. Im Laufe des Vormittags waren Inflationsdaten aus mehreren Bundesländern gemeldet worden, die bereits eine deutliche Beschleunigung der Teuerung gezeigt hatten. Die Inflationsrate gibt an, wie stark sich die Verbraucherpreise gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat verändert haben.

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Die sogenannte Kerninflationsrate, bei der die stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise ignoriert werden, legte von 2,7 % auf 2,9 % zu. Die Nahrungsmittelpreise stiegen im Oktober mit einer Jahresrate von 2,3 %, während die Energiepreise um 5,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat sanken.

Überdurchschnittlich stark blieb die Inflation bei den Dienstleistungen, die sich mit einer Jahresrate von 4,0 % verteuerten.

Im Vergleich mit dem Vormonat legten Verbraucherpreise im Oktober um 0,4 % und damit ebenfalls deutlich stärker als erwartet zu. Die Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg um 0,2 % gerechnet, nach keiner Veränderung im September.

Auf Basis des europaweit einheitlich definierten HVPI-Index beschleunigte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Oktober sogar auf eine Jahresrate von 2,4 %, nach 1,8 % im September. Vorläufige Inflationsdaten für die Eurozone als Ganzes werden am Donnerstag veröffentlicht.

Fazit: Die Daten zeigen, dass das Gespenst der hohen Inflation noch nicht endgültig besiegt ist. Die Kerninflation und die Inflation im Dienstleistungssektor bleiben strukturell deutlich zu hoch. Gut möglich, dass die EZB in den kommenden Monaten und Quartalen die Zinsen nicht so stark senken kann, wie sie dies eigentlich tun müsste, um die Konjunktur anzukurbeln. Während in den USA ein Goldilocks-Szenario realistisch ist, könnte in Europa die gefürchtete Stagflation drohen. Spannend werden die vorläufigen Inflationsdaten aus der Eurozone am Donnerstag.

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