Fundamentale Nachricht
16:41 Uhr, 25.09.2020

Kehrt der Irak dem OPEC-Deal den Rücken?

Der Irak scheint mehr als die übliche Menge am Spot-Markt für Oktober anzubieten, wie Ölhändler in Asien und Europa der Finanzagentur Bloomberg mitteilten. Wird der zweitgrößte Produzent der OPEC seine Quote im Rahmen des OPEC+-Deals einhalten?

New York (Godmode-Trader.de) - Der Irak fühlt sich offenbar nicht mehr an die Vorgaben der OPEC-Förderbeschränkungen gebunden. Schätzungen eines Händlers zufolge bietet das zweitgrößte OPEC-Mitglied zwischen 160.000 Barrel pro Tag (bpd) und 320.000 bpd mehr als gewöhnlich am Spot-Markt für Oktober an, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Ein paar zusätzliche Fässer dürften die irakische Quote nicht verletzen, sagte ein irakischer Offizieller mit Kenntnis der Exportpläne des Landes gegenüber Bloomberg lapidar.

Dem Irak, dem größten Nachzügler bei der OPEC+-Produktionskürzungen, wurde Zeit bis Dezember dieses Jahres gegeben, um die frühere Überproduktion auszugleichen. Noch also ist Zeit, doch bisher hat Bagdad noch keine Anstalten gemacht, Disziplin in Sachen Förderung zu wahren. Sollte das Land die Genehmigung für höhere Ölausfuhren erhalten, dürfte die ohnehin schwächelnde Förderdisziplin innerhalb der OPEC weiter sinken, warnen Experten. Das wiederum würde den Ölpreis belasten.

In der ersten Hälfte dieses Monats scheint der Irak seine Ölexporte in die Höhe getrieben zu haben, obwohl der zweitgrößte Produzent der OPEC in den letzten Monaten immer wieder versprochen hat, sich an die OPEC+-Förderkürzungen zu halten. Zwischen dem 1. und 15. September beliefen sich die irakischen Rohölexporte auf 3,26 Mio. bpd und lagen damit um 8 Prozent über dem August-Durchschnitt, wie Bloomberg-Berechnungen ergeben. Es ist allerdings noch nicht absehbar, ob der ansteigende Trend der ersten Septemberhälfte sich auch bis Monatsende fortsetzen wird, da die Lieferungen in der Regel ungleichmäßig über einen Monat verteilt werden.

Am Donnerstag tauchten Meldungen auf, denen zufolge der Irak erwartet, dass die OPEC+ es ihm erlauben wird, die Ölexporte ab dem nächsten Jahr wieder zu steigern. Mittlerweile hat das irakische Ölministerium den Bericht aber dementiert.

Saudi-Arabien, Top-Produzent und De-facto-Führer der OPEC, griff zuletzt unwillige Mitglieder des Kartells an, weil sie offenbar versuchten, „den Markt zu überlisten“. „Versuche, den Markt auszutricksen, werden keinen Erfolg haben und sind kontraproduktiv, wenn wir die Augen der Welt auf uns gerichtet haben", sagte Saudi-Arabiens Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman vergangene Woche mit Blick auf Staaten, die die Förderbeschränkungen umgingen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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