Fundamentale Nachricht
10:55 Uhr, 21.11.2016

Kapitalflucht aus Italien zeigt Rückkehr der Krise

Immer mehr privates Kapital flieht aus dem Krisenland Italien. Droht nach dem Verfassungsreferendum am 4. Dezember ein Euro-Austritt?

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Vor dem wichtigen Verfassungsreferendum am 4. Dezember ist aus Angst vor einer Rückkehr der Euro-Krise wieder vermehrt privates Kapital aus Italien geflohen.

Die sogenannten Target2-Verbindlichkeiten der italienischen Notenbank gegenüber dem Eurosystem erreichten im Oktober ein neues Rekordniveau. Die Banca d'Italia stand gegenüber den anderen nationalen Notenbanken und der EZB im Rahmen von Target2 mit rund 355,5 Milliarden Euro in der Kreide.

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Die Target2-Salden geben die Höhe der Nettoguthaben bzw. -verbindlichkeiten der nationalen Notenbanken der Eurozone gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) bzw. den anderen nationalen Notenbanken an. Die Target-2-Salden sind ein Indikator für die Kapitalflucht aus den Krisenländern und werden deshalb auch als "Krisenindikator" betrachtet. Während der Zuspitzung der Euro-Krise flüchtete mehr privates Kapital aus den Krisenstaaten ins Ausland. Dieses private Kapital wurde durch Notenbankkredite der Überschussstaaten (insbesondere Deutschland) ersetzt.

Der bisherige Höchststand der Target2-Forderungen der Bundesbank war Ende August 2012 mit 751,4 Milliarden Euro erreicht worden, kurz bevor EZB-Präsident Mario Draghi das Anleihenkaufprogramm OMT ankündigte und versprach, alles für die Rettung des Euro zu tun.

Anschließend waren der Überschuss der Bundesbank und die Verbindlichkeiten vieler Krisenstaaten wieder zurückgegangen. Seit Mitte 2014 steigen allerdings die Verbindlichkeiten der Krisenstaaten und die Guthaben der Überschussländer wieder. Dafür sind die Anleihekäufe der EZB im Rahmen ihres QE-Programms mitverantwortlich, denn diese führen zu überschüssiger Liquidität. Da die Verkäufer der Anleihen die aus den Verkäufen resultierenden Guthaben bevorzugt bei Banken z.B. in Deutschland halten, erhöht das die Ungleichgewichte im Rahmen des Target2-Systems. Allerdings sind auch die auf QE zurückzuführenden Ungleichgewichte letztlich ein Ausdruck der weiterhin existierenden Fragmentierung im Euroraum, bei der private Investoren überschüssige Gelder nicht in Krisenländern wie Italien oder Spanien parken wollen.

In Italien steht am 4. Dezember ein wichtiges Verfassungsreferendum an, an das Premierminister Matteo Renzi seine politische Zukunft geknüpft hat. Umfragen zufolge steuert Renzi dabei auf eine Niederlage zu. Die Folge könnten Neuwahlen ab Frühjahr 2017 sein. Dabei wird befürchtet, dass die Euro-kritische Bewegung MoVimento 5 Stelle ("5 Sterne-Bewegung"), die ein Referendum über den Euro-Austritt Italiens befürwortet, an die Regierung kommen könnte.

Ein Ausstieg Italiens könnte aber gleichzeitig das Ende des Euros einläuten, da in zahlreichen anderen Staaten wie Spanien oder Griechenland ebenfalls Euro-kritische Parteien die Oberhand gewinnen könnten. Nicht für Italien, sondern für ganz Europa steht am 4. Dezember viel auf dem Spiel.

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5 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Wahl in den USA war ein "Game-Changer". Alles wird sich jetzt beschleunigen. Auch der Zerfall der EU. Ich persönlich tippe allerdings eher auf Frankreich als auf Italien. Oder kippen doch beide zusammen? Das wäre natürlich besonders "wirkungsvoll"...

    2017 wird jedenfalls turbulent und Angela Merkel dürfte schon bald bereuen, dass sie sich so weit aus dem Fenster gelehnt hat mit ihrer erneuten Kandidatur...

    10:24 Uhr, 23.11.2016
  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    Gold & Bitcoins sind wieder im Kommen!

    Alles ist besser als momentan ein italienisches Konto voller Euros zu besitzen.

    14:31 Uhr, 22.11.2016
  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Beim Verfassugsreferendum geht es darum die Demokratie so wie wir sie kennen in Italien abzuschaffen damit Gesetzesvrogaben aus Brüssel problemlos durchgewunken werden können. Jeder Italiener mit einem letzten Funken Verstand muss gegen das Referendum sein. Jeder Europäer der noch Wert legt auf Freiheit, Recht, Demokratie sollte bei seinen italienischen Freunden anrufen und darum bitten dagegen zu stimmen.

    Frau Merkel entscheidet wer EU-Kommissionspräsident wird oder nicht. Der Präsident benennt die 27 Mitglieder der Kommission die sinnigerweise Exekutive und Legislative (wenn auch kaschiert) miteinander vereint und sämtliche Gesetzesvogaben vorschlägt. Sie kann demokratisch nicht belangt werden. Das gewählte EU-Parlament mit 750 Abgeordneten kann einen vorgelegten Gesetzesentwurf annehmen oder ablehnen, mehr auch nicht. Abgelehnte Gesetze werden dann eben in leicht geänderter Form erneut zur Abstimmung vorgelegt. Undemokratischer geht es kaum noch, blickt man auch mal hinter die Kulissen und für die Allgemeinheit funktionieren tut es sowieso nicht. In acht Jahren Eurokrise und Zugrunderichtung einiger unabhängiger EU-Staaten wurde nichts gemacht um die Funktionsweise des Euro zu verbessern - oder ihn eben wieder abzuschaffen. Je schwächer der Euro, desto besser laufen die deutschen Exporte - 1400 Milliarden und mehr im Jahr, 58% der Gesamtexporte der EU, die anderen 27 Länder teilen sich die verbleibenden 42% untereinander auf. Kein Wunder, das sich da nichts tut.

    19:13 Uhr, 21.11.2016
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Na, wenn die Umfragen diesmal die Niederlage Renzis voraussagen, dann wird er also siegen ... ;-)

    14:34 Uhr, 21.11.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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