Kommentar
08:28 Uhr, 01.11.2016

Kann dieses Instrument QE ersetzen?

Quantitative Easing bleibt vorerst das beliebteste Instrument der Notenbanken. Wenn man nicht weiß, was man tun soll, dann macht man eben QE. Die Bank of England hat das zuletzt eindrucksvoll bewiesen.

QE soll die Zinsen entlang der Zinskurve senken. Um dieses Ziel zu erreichen, kauft die Notenbank Staatsanleihen mit neu geschaffenem Geld. Die erhöhte Nachfrage nach Anleihen lässt die Preise der Papiere steigen und senkt so die Rendite. Der Trick hinter QE ist sehr einfach: die Nachfrage wird erhöht.

Wie sich nun herausstellt, braucht es kein QE, um die Nachfrage nach Staatsanleihen massiv zu erhöhen. Der gleiche Effekt lässt sich auch anders erzielen – und zwar durch Regulation. Eine Veränderung der Regulation in den USA hat dazu geführt, dass in den vergangenen vier Monaten Geldmarktfonds 747 Mrd. mehr an Staatsanleihen nachgefragt haben.

Die Grafik zeigt die wöchentliche Veränderung der von Geldmarktfonds gehaltenen Wertpapiere. In den vergangenen 21 Wochen haben Geldmarktfonds ausnahmslos Woche um Woche mehr Staatsanleihen nachgefragt. Insgesamt ist das Anlagevolumen jedoch nicht gestiegen (graue Linie).


Wenn das Anlagevolumen insgesamt nicht gestiegen ist, aber 747 Mrd. an Staatsanleihen gekauft wurden, dann müssen Geldmarktfonds andere Wertpapiere abgestoßen haben. Das haben sie tatsächlich. Prime Funds (kurzfristige Schuldpapiere von Unternehmen) wurden abgestoßen.

Die Motivation der Geldmarktfonds hinter dieser Entwicklung ist einfach zu erklären. In der Finanzkrise zeigte sich, dass auch Prime Funds starken Preisschwankungen unterworfen sind. Das hat viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Die Regulation hat darauf reagiert und festgelegt, dass Geldmarktfonds nun immer den tatsächlichen Wert ihrer Anlagen ausweisen müssen.
Bisher haben die Fonds einen konstanten Wert ausgewiesen. Das können sie nun nicht mehr. Bei kurzfristigen Staatsanleihen, die geringeren Schwankungen unterworfen sind, ist das kein Problem, auch, weil sie teilweise von den neuen Regelungen ausgenommen sind. Das hat dazu geführt, dass viele Geldmarktfonds nun nur noch Staatsanleihen halten.

Innerhalb weniger Monate haben Geldmarktfonds nun so viele Staatsanleihen nachgefragt, dass die Nachfrage das QE Programm der Fed um ein Vielfaches übersteigt. Die Fed hatte bei ihrem letzten QE Programm 80 Mrd. an Wertpapieren pro Monat nachgefragt. Darunter vielen nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Hypothekenpapiere. Kurz gesagt: Geldmarktfonds haben in ungefähr drei Monaten so viele Staatsanleihen gekauft wie die Fed innerhalb eines Jahres.

Theoretisch brauch mein kein QE, um für einen Nachfrageanstieg zu sorgen. Die Regulation kann das erledigen. Man kann Finanzmarktakteure durch Regeln zwingen, Staatsanleihen zu kaufen. QE wird dann überflüssig.

Ersetzen lässt sich QE dadurch allerdings nicht. Regulation ist permanent. Wollte man die Nachfrage wieder senken, müsste sich die Regulation wieder ändern. Solche Änderungen lassen sich nicht schnell umsetzen. Regulation als geldpolitisches Instrument ist extrem träge. Zur Steuerung der Zinsen eignet sie sich nicht sonderlich gut.

Geldmarktfonds fragen zudem nur kurzfristige Staatsanleihen nach. Die langfristigen Zinsen über Geldmarktfonds zu regulieren funktioniert nicht. Da müsste man sich schon etwas anderes einfallen lassen. Dennoch ist der Effekt der Regulation auf die Nachfrage absolut bemerkenswert. Finanzmarktakteure haben innerhalb kurzer Zeit für kurzfristige Staatsanleihen praktisch ein QE Programm veranstaltet, welches viermal größer war als jenes der Notenbank.

Clemens Schmale

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Na ja, es lässt sich auch nicht beliebig viel Geld in Staatsanleihen umschichten ... - irgendwann ist halt alles von einem Topf in den anderen gewandert und das ist Ende im Gelände ...

    16:03 Uhr, 01.11. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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