Kann der Optimismus nach den US-Wahlen von Dauer sein?
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Boston (GodmodeTrader.de) - Nach den US-Wahlen reagierten die Märkte geradezu euphorisch. Angesichts der Wirtschaftslage – und der schon sehr langen Dauer des derzeitigen Konjunkturzyklus – muss man sich aber fragen, ob dies nachhaltig sein kann. Die positiven Aspekte von Trumps Politik sind in den Kursen vielleicht schon enthalten, die negativen, wachstumsdämpfenden, hingegen nicht, wie die Experten von MFS Investment Management in der aktuellen Ausgabe von „Märkte Aktuell“ schreiben.
Könne die neue Regierung in Washington nach Jahren des relativen Niedergangs wirklich den Unternehmergeist wiederbeleben, die sogenannten Animal Spirits? Zweifellos. Es wäre dumm, schon im Vorfeld völlig auszuschließen, dass eine große diversifizierte Volkswirtschaft wie die USA nach zehn Jahren des Vor-sich-hin-Dümpelns neuen Auftrieb erhalte. Eine Reihe häufig erhobener Daten wie die Einkaufsmanagerindizes (PMIs), das Verbrauchervertrauen und die Stimmung unter Kleingewerbetreibenden hätten in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht, heißt es weiter.
„Dennoch rechnen wir nicht mit einem nachhaltig höheren Wachstum. Dazu sind die Äußerungen von Trump vor und nach der Wahl zu vage. Noch immer gibt es keinen klaren Plan für die ersten 100 Tage, an dem sich Investoren orientieren können. Vielmehr fürchten wir, dass die Marktteilnehmer angesichts des Mangels an klaren Konzepten vor allem auf den möglichen Nutzen recht allgemeiner Ideen hoffen – Steuersenkungen und Deregulierung etwa. Die möglichen Probleme durch andere Ideen, wie massive Einschränkungen der Einwanderung und des Welthandels, haben sie hingegen ignoriert. Enttäuschungen scheinen vorprogrammiert“, so die Experten von MFS Investment Management.
In einigen Bereichen könnte es insbesondere zu Enttäuschungen kommen. Besonders ins Auge fielen dabei die Bereiche Infrastrukturausgaben, Steuersenkungen, Störungen des Welthandels sowie Schulden und Demografie. Nach zehn Jahren der Lethargie sei zu hoffen, dass eine wachstumsfreundliche Steuer- und Regulierungspolitik die Animal Spirits wiederbelebe, sodass die USA und damit auch die Weltwirtschaft wieder stärker wüchsen, heißt es weiter.
„Dennoch fürchten wir, dass gegen den konjunkturellen Gegenwind nur wenig auszurichten ist. Seit den Wahlen sind die Finanzbedingungen straffer geworden. Dies liegt am höheren Außenwert des US-Dollars und den höheren Zinsen, auch wenn die höheren Aktienkurse und die engeren Credit Spreads einen gewissen Ausgleich schufen. Die jüngere Geschichte hat uns gelehrt, dass steigende Zinsen und eine Dollaraufwertung einen Teufelskreis auslösen können, bei dem die Risikobereitschaft nachlässt – so wie wir es in diesem Konjunkturzyklus schon mehrfach erlebt haben. Die Folgen sind weniger Wachstum und Inflation, fallende Kurse risikobehafteter Wertpapiere, fallende Zinsen und eine Fed, die die Geldpolitik zunächst einmal nicht strafft“, so die MFS-Experten.
Für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum mangle es allerdings an Investitionen. Da die schwache Weltnachfrage in den letzten Jahren zu Kapazitätsüberschüssen geführt habe, hätten die Unternehmen ihre Investitionen nicht gesteigert. Vielleicht ändere sich das aber, wenn sich Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima verbesserten. In der besten aller Welten könnten marktwirtschaftliche Steuerreformen und Deregulierung zu einem nachhaltigen Anstieg von Unternehmensinvestitionen und Löhnen führen. Die dann höhere Produktivität könnte auch die Inflation in Schach halten. Die Fed könnte die Zinsen dann allmählich anheben, sodass die Renditen und der US-Dollar nicht zu stark stiegen. Angesichts der hohen Überschusskapazitäten in der Industrie und der politischen Unsicherheit dürfte die Notenbank aber zunächst wohl weiter abwarten, heißt es weiter.
„All dies spricht dafür, dass Investoren zu Beginn des neunten Jahres dieses langen Konjunkturzyklus sehr vorsichtig sein sollten. Sie sollten wissen, dass der Optimismus schnell nachlassen kann, wenn er mit der Realität konfrontiert wird. Das Risiko ist hoch, dass die Staatsausgaben weniger schnell und weniger stark steigen, als die Investoren erwarten. Eine große Enttäuschung noch in diesem Jahr wäre damit vorprogrammiert“, so die MFS-Experten.
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