Kommentar
08:12 Uhr, 08.12.2014

Jubel über US Daten ist der Schreck für den Januar

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der US Arbeitsmarkt boomt wie lange nicht. Über 300.000 neu geschaffene Stellen im November - kann man da noch meckern?

Meckern kann man natürlich immer. In diesem Fall darf man es auch mit gutem Grund tun. Zuletzt hatte ich schon auf meinem Desktop darüber berichtet, dass die Daten vom Freitag sehr viel besser ausfallen könnten als erwartet. Der Grund dafür ist etwa nicht die höhere Dynamik auf dem Arbeitsmarkt, sondern die Anpassungen, die das Statistikbüro vornimmt. Die Anpassungen sollen die Entwicklung über das Jahr gesehen glätten, weil es saisonale Effekte gibt.

Lässt man die saisonalen Effekte außen vor, dann wurden in den USA im November 497.000 Stellen neu geschaffen. Durch die Adjustierung von -176.000 waren es dann offiziell nur noch 321.000. Über das Gesamtjahr müssen die Adjustierungen 0 ergeben. In diesem Jahr wurde insgesamt um 35.000 Stellen nach unten adjustiert. Im Dezember muss auf die Zahl der tatsächlich neu geschaffenen Stellen dann dieser Wert hinzugefügt werden. Sonst ergeben die Anpassungen über das Jahr gesehen nicht 0.

Eine Anpassung von 35.000 nach oben im Dezember ist sehr wenig. In den letzten Jahren wurden die Zahlen kräftig nach oben adjustiert - und zwar um durchschnittlich 300.000 Stellen. Betrachtet man die langjährige Datenreihe, dann werden im Dezember zwischen 130.000 und 250.000 Stellen abgebaut (die Reihe Non Adjusted im Chart). Adjustiert wird daraus für gewöhnlich ein positiver Wert (Reihe Adjusted). Die Anpassung ist in der Reihe Adjustment zu sehen.

Theoretisch hat das Statistikbüro jetzt aber nur noch 35.000 Stellen zur Verfügung, die sie auf die Dezemberdaten draufschlagen können. Das ist viel zu wenig. Damit ist relativ vorhersehbar, dass die saisonal bereinigten Daten einen Arbeitsplatzabbau anzeigen werden. Nur, wenn der US Arbeitsmarkt spontan an Dynamik gewinnt, wovon nicht auszugehen ist, kann es einen positiven Wert geben.

Die Daten für Dezember werden Anfang Januar veröffentlicht. Das kann eine böse Überraschung werden. Wie das mit Statistiken so ist, muss der Absturz nicht unbedingt und in jedem Fall kommen. Es werden die Zahlen aus den Vormonaten oft noch mehrere Monate lang revidiert. Die September und Novemberdaten wurden z.B. mit der heutigen Veröffentlichung noch einmal nach oben adjustiert. Damit dann die Dezemberdaten nicht so schlecht aussehen, könnten die Vormonate (Oktober und November) nachträglich nach unten revidiert werden.

Wenn man sich mit diesen Adjustierungen eine Weile befasst, frägt man sich, wieso der Markt überhaupt auf die Veröffentlichungen reagiert. Die endgültigen Zahlen stehen erst Monate später fest und können sich auch noch um 100.000 in die eine oder andere Richtung bewegen. Immerhin kann man auf Basis der unbereinigten Daten sagen, dass der November tatsächlich gut war, nicht überragend, aber gut.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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