Jetzt ärgere ich mich!
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Sehr geehrte Privatanleger, in der vergangenen Woche gab das Deutsche Aktieninstitut e.V. (DAI) wieder die halbjährliche Statistik zum Aktienbesitz in Deutschland heraus. Die Zahlen zeigen einen weiteren, dramatischen Einbruch des privaten Aktienbesitzes.
Die Zahl der Besitzer von Aktien und Fondsanteilen sank sogar um 341.000 beziehungsweise 20,3 Prozent. Die Zahl der reinen Fondsanleger legte leicht zu, um 45.000 beziehungsweise 0,7 Prozent. Im ersten Halbjahr 2008 sank die Zahl der Anleger, die Aktien besitzen (direkte Aktionäre), gegenüber dem Vorjahr weiter um 528.000, das sind 13,1 Prozent. Die direkten Aktionäre machen nun nur noch 5,4 Prozent der Bevölkerung aus. Seit dem Höchststand im Jahr 2000, mit einem Anteil von 9,7 Prozent Direktaktionären in der Bevölkerung, ergibt sich ein Rückgang um 2,7 Millionen, also 43 Prozent. Wir haben heute so wenige Direktaktionäre wie zuletzt 1992, und das war weit vor dem Internet-Boom.
Warum ärgert mich das so sehr? Aktien sind nach wie vor die beste Form des privaten Vermögensaufbaus, wenn Sie in die richtigen Aktien investieren und wenig umschichten („Hin und her macht Taschen leer.“) Durch das verantwortungslose Handeln von Finanzbranche und Politik wurden um die Jahrtausendwende immer mehr Menschen in Aktien getrieben, obwohl damals die Bewertungen meistens extrem übertrieben waren. Was wollte man mit einer als sicher angepriesenen „Volksaktie“ Deutsche Telekom (WKN: 555750) bei einem Kurs von 100 Euro und einem KGV von 100?
Den quälenden Abstieg der Aktienkurse von 2003 bis 2006 haben viele Privatanleger noch im Kopf. Selbst ein Blue Chip wie die Allianz S.E. (WKN: 840400) verlor 90 Prozent seines Wertes. In den Jahren 2005 und 2006 kam dann gerade wieder etwas Vertrauen unter den Privatanlegern auf. Die Kurseinbrüche seit 2007 machten dieses nun jäh zunichte. Insbesondere die Deutschen verabschieden sich massiv aus Aktien.
Derzeit liegen so viele Schnäppchen am Markt, dass man nur aufzusammeln braucht. Natürlich sollten Sie einen Teil Ihres Vermögens als Liquidität und einen weiteren Teil in der Krisenwährung Gold halten, das meines Erachtens weit über 2.000 Dollar je Unze wert ist. Aber der Weltmarktführer Wienerberger (WKN: 852894) liegt mit einem KGV von 7,7 bei sechzig Prozent des Buchwertes? Wo gibt es denn das? Das Unternehmen ist bewertet, als ob nie wieder Ziegel benötigt würden. Der krisensichere Markenartikler Henkel (WKN: 604843) hat ein KGV von elf?
Hinzu kam, dass das letzte Jahr sehr schlecht für Value-Werte war. In einer Studie hat James Montier, den ich menschlich und fachlich sehr schätze, Aktien europäischer Werte nach Benjamin-Graham-Kriterien ausgesucht. Diese Aktien sind 2008 um 24 Prozent gefallen! Wie ich bereits früher schrieb, fallen Value-Aktien VOR einer Rezession oft stärker als der Markt. Sobald die Rezession da ist, schaffen sie aber eine massive Outperformance. Der Grund: So lange der Markt noch nicht gekippt ist, setzen die Leute lieber auf die Gewinner von gestern (und das sind nicht Value-Aktien, sondern die Momentum-Aktien). In der Rezession besinnen sie sich dann darauf, was wirklich billig ist.
Machen Sie es nicht wie hunderttausende verunsicherter und unwissender Privatanleger. Halten Sie durch! Sie werden dafür belohnt werden.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
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