Kommentar
09:31 Uhr, 02.03.2015

Japanisches Renditewunder

In Japan tut sich etwas. Ob es das ist, was Regierung und Notenbank wollen, steht auf einem anderen Blatt.

Vor zwei Wochen berichtete ich hier bereits, dass eine Auktion japanischer Staatsanleihen daneben ging . Die Lage hat sich seitdem nicht grundlegend verschlechtert. Die Regierung kann sich nach wie vor Geld beschaffen. Es wird jedoch teurer.

Nach der fehlgeschlagenen Auktion Anfang Februar stiegen die Renditen für japanische Anleihen dramatisch an. 5 jährige Anleihen bewegten sich von der Nulllinie weg. In der ersten Januarhälfte lag das bisherige Tief bei 0,007%. Dieses Tief hielt nur einen Tag. Von diesem Tief ausgehend stieg die Rendite zuletzt auf 0,144%. 10 jährige Anleihen stiegen von 0,2% auf 0,45%. Das ist innerhalb kurzer Zeit eine Verdopplung der Rendite. Auch die Ultralangfristanleihen legten ordentlich zu. Die Rendite stieg von 1,23% auf über 1,6%. Die Kosten für neue Schulden haben sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt.

Temporäre Rallys sind für Renditen nicht ungewöhnlich, schon gar nicht in Japan. In der Zeitreihe seit 2007 sieht man immer wieder starke Einbrüche wie auch beeindruckende Rallys. Die letzten 2 sehr impulsiven Abwärtsbewegungen bei den Renditen sind mit QE Änderungen der Notenbank eng verknüpft. In Erwartung einer Ausweitung des QE Programms sind die Renditen kräftig gesunken.

Die aktuelle Rally ist daher vielleicht nicht ganz verwunderlich. Sie passt soweit ganz gut ins Bild. Dennoch muss man den Renditeanstieg genau im Auge behalten. Die Notenbank hatte zuletzt angekündigt jetzt erst einmal die Füße still zu halten, doch der Glaube daran ist nicht besonders fest. Hat sich ein längerer Renditeanstieg in den vergangenen Jahren angedeutet, dann hat die Notenbank eingegriffen. Vor allem das lange Ende schien dafür ausschlaggebend zu sein.

Nicht zu vergessen ist auch der Währungstrend. Die Notenbank zeigt sich mit dem derzeitigen Wechselkursverhältnis des Yen gegenüber anderen Währungen recht zufrieden. Die Zufriedenheit ist allerdings etwas erzwungen. Ein gewisser Unmut zeigte sich zuletzt in der Bevölkerung über den schwachen Yen. Das ist verwunderlich, da die Inflationsrate exkl. Mehrwertsteuererhöhung zu Jahresende wieder ins Negative rutschte. Verbraucher können ggf. bei einzelnen Importprodukten Preissteigerungen wahrnehmen. Insgesamt aber ist das Preisniveau stabil bis rückläufig.

Sollte sich ein längerer Zinsanstieg zeigen, dann dürfte der Yen wieder aufwerten. Das wiederum ist nicht im Interesse der Notenbank und der Regierung. Weitere Lockerung seitens der Notenbank wäre angebracht, wenn sie ihr Inflationsziel von 2% erreichen will. Man kann sogar schon fast mit einer gewissen Sicherheit sagen, dass sie ihr Programm noch einmal ausweiten muss. Selbst unter Berücksichtigung des schwachen Ölpreises ist die Inflation zuletzt wieder rückläufig gewesen. Der Import von Inflation ist nur möglich, wenn der Yen weiter abwertet. Kann sich die Notenbank dazu nicht durchringen, dann ist das gesamte Programm infrage gestellt.

Vielleicht gibt es auch noch eine andere Erklärung für den Renditeanstieg. Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber auch nicht ganz auszuschließen. Investoren könnten an die Abenomics glauben und eine Beschleunigung des Wachstums und einen Anstieg der Inflation erwarten. Dann macht der Renditeanstieg auf Makroebene Sinn. Nach den Erfahrungen der letzten 3 Jahre ist das jedoch sehr unwahrscheinlich.

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2 Kommentare

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  • Jarakoff
    Jarakoff

    Eine andere Erklärung für den Renditeanstieg wäre folgende:

    Investoren sehen, dass die Notenbank verrückt spielt, der JPY entsprechend immer weiter abwertet und verlieren somit ihr Vertrauen in die Währung. Als folge legen sie die Gelder z.B. lieber in USD zu 2% an oder schichten in den Aktienmarkt (also in Sachwerte) um.

    Der Anleihenmarkt in Japan ist völlig verzerrt und durchmanipuliert. Aus diesem Markt Schlüsse bezüglich der Konjunkturerwartungen der Investoren abzuleiten (wie man es in normalen Zeiten machen kann) erscheint mir ausgerechnet in Japan nicht besonders plausibel...

    16:39 Uhr, 02.03.2015
  • Investor
    Investor

    Wie wäre es mit einem Umschichten in US treasuries? Die jap. Bestände sind seit Okt um rd 150 Mrd gestiegen und haben die chin. Reduktionen überkompensiert.

    09:54 Uhr, 02.03.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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