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11:02 Uhr, 29.01.2016

Japanische Notenbank schüttelt Negativzinsen aus dem Ärmel

Entgegen der noch bis Mitte Januar vertretenen Haltung der Bank of Japan, keine weiteren Lockerungsmaßnahmen zu erwägen, kündigten die Währungshüter in Tokio heute ebendies in Form einer Einführung von Negativzinsen an. Die Aktienmärkte reagierten begeistert.

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Tokio (Godmode-Trader.de) - Die Bank of Japan (BoJ) hat auf ihrer ersten Sitzung im Jahr 2016 gleich mit einer Überraschung aufgewartet. Im Kampf gegen eine Konjunkturabkühlung und die schwachbrüstige Inflation führt die Notenbank Strafzinsen ein. Sie beschloss am Freitag nach Abschluss zweitägiger Beratungen in einer knappen Entscheidung, dass Finanzinstitute auf ihre laufenden Konten bei der Bank von Japan ab dem 16. Februar 2016 einen Zins von 0,1 Prozent zahlen müssen. „Die Notenbank wird die Zinssätze im negativen Bereich weiter senken, wenn sich dies als notwendig herausstellen sollte", heißt es in einer Erklärung.

Bei Zinsen im Minusbereich müssen Banken eine Gebühr entrichten, wenn sie ihr Geld, statt es per Kredit weiter zu reichen, bei der Zentralbank parken. Ziel der Maßnahme ist es, den Wirtschaftskreislauf anzukurbeln und mittelbar auch die Preise nach oben zu treiben. Der Negativzins gilt allerdings nicht für sämtliche Einlagen. Es soll ein Dreikategoriensystem zum Einsatz kommen: Während die „Existing Balance“ weiterhin mit 0,1 Prozent verzinst wird, liegt der Satz für die sog. „Macro Add-on Balance“, die die Reserveanforderungen beinhaltet, bei 0,0 Prozent. Der negative Zinssatz entfällt dann auf alle weiteren Einlagen, die sog. „Policy-Rate Balance“.

Die Notenbanker begründeten ihre Entscheidung auch mit dem Ölpreisverfall und möglichen Sorgen um die weitere Entwicklung an den chinesischen Finanzmärkten. „Der Rückgriff auf negative Zinsen kann durchaus als heftige Überraschung bezeichnet werden“, schrieb NordLB-Ökonom Frederik Kunze in einem Kommentar. Das klare Ziel sei es also weiterhin, schnellstmöglich das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. „Die negativen Zinsen sollen dabei die qualitativen und quantitativen Maßnahmen flankieren, um so sowohl das kurze als auch das lange Ende der Zinsstrukturkurve nach unten zu ziehen“, so Kunze.

In Marktkreisen hatte der Druck auf die Notenbank zuletzt zugenommen, die geldpolitischen Zügel abermals zu lockern. Ob die Anreize der negativen Zinssätze auf die tatsächlich die Kreditvergaben der japanischen Geschäftsbanken ankurbeln werden, bleibt aber abzuwarten. Dass die japanische Wirtschaft aber jedwede Unterstützung gut gebrauchen kann, zeigen frische Konjunkturdaten. So ist die japanische Industrieproduktion im Dezember erneut stärker gefallen als erwartet. Die Produktion sei um 1,4 Prozent zum Vormonat gesunken, teilte die Regierung am Freitag mit. Volkswirte hatten mit einem spürbar geringeren Rückgang gerechnet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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