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17:00 Uhr, 09.03.2020

Japan steckt womöglich bereits in der Rezession

Die Regierung in Tokio hat ihre Zahlen zur Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2019 revidiert. Das Minus fällt nun größer aus als zunächst gedacht. Analysten befürchten nun, dass Japan in eine Rezession abgerutscht ist. Denn die Corona-Krise setzt Japan im ersten Quartal schwer zu.

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Tokio (Godmode-Trader.de) - Die japanische Wirtschaft ist im vierten Quartal 2019 noch stärker eingebrochen als zunächst gedacht. Auf das Jahr hochgerechnet sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den drei Monaten bis Ende Dezember im Vergleich zum Vorquartal um 7,1 Prozent gesunken, teilte die Regierung am Montag in einer zweiten Schätzung mit. Zunächst war ein Rückgang um 6,3 Prozent ermittelt worden. Im Quartalsvergleich brach die Wirtschaftsleistung im Schlusquartal um 1,8 Prozent ein (zunächst -1,6 %).

Als Hauptgrund für den Wirtschaftseinbruch insgesamt gilt die Erhöhung der Mehrwertsteuer Anfang Oktober. Die Regierung um Ministerpräsident Shinzo Abe hatte die Verbrauchsteuer von acht auf zehn Prozent angehoben. In der Folge ist der private Verbrauch deutlich zurückgegangen. In Japan tragen die Konsumenten mit ihren Ausgaben zu rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes bei.

So stark wie im Schlussquartal 2019 ist das BIP der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt seit dem zweiten Quartal 2014 nicht mehr zurückgegangen. Auch damals hatte eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf die Wirtschaftsleistung gedrückt.

Der Hauptgrund für die Abwärtsrevision der zweiten BIP-Berechnung aber war, dass die Unternehmensinvestitionen deutlicher als zunächst ermittelt zurückgegangen sind. Das Wachstum der Wohnungsbauinvestitionen wurde hingegen leicht nach oben revidiert.

Eine Erholung im ersten Quartal ist durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus im Keim erstickt. Das Virus brach erstmals in China aus, einem der wichtigsten Handelspartner Japans. Eine Schrumpfung des BIP ist wahrscheinlich, mit dem Ergebnis, dass Japan in der Rezession steckt.

Da andere große Zentralbanken in den letzten Tagen die Zinssätze gesenkt haben, um den Auswirkungen des Coronavirus zu begegnen, könnte auch die Bank of Japan nachziehen und ihren kurzfristigen Leitzins auf ihrer Sitzung nächste Woche senken. „Die Auswirkungen einer Zinssenkung um schätzungsweise 10 Basispunkte auf die Wirtschaft wären marginal, so dass die Fiskalpolitik die schwere Aufgabe übernehmen muss“, kommentierte Capital Economics. Die Regierung will am Dienstag ein Maßnahmenpaket vorstellen, zu dem unter anderem zinslose Kredite für von der Coronavirus-Epidemie betroffene Firmen zählen soll.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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