Kommentar
11:02 Uhr, 01.12.2006

Japan: Sonder- und Basiseffekte beeinflussen Inflation

1. Die Entwicklung der japanischen Verbraucherpreise wird am aktuellen Rand weiterhin sehr stark von Sonder- und Basiseffekten beeinflusst. Kräftige Verwerfungen bei den Preisen von Energie, Telekommunikation und wie üblich stark schwankende Lebensmittelpreise haben im Oktober zu einer weiteren Verlangsamung der Inflation geführt. Der nationale Verbraucherpreisindex fiel um 0,3 % mom (saisonbereinigt), bzw. stieg nur noch um 0,4 % yoy an. Auch die Kernrate (Verbraucherpreise ohne die Komponente frische Lebensmittel) verzeichnete einen Rückgang im Vormonatsvergleich (-0,1%), sodass sich die Jahresrate auf +0,1 % yoy verringerte. Der nun ebenfalls vom japanischen Statistikamt ermittelte Index ohne Lebensmittel und Energie fiel ebenfalls im Vergleich zum September, wies jedoch nur noch einen Rückgang um 0,4 % yoy auf.

2. Es stand bereits zu erwarten, dass sich die in den Vormonaten stark rückläufigen Rohstoffpreise mit einer gewissen Zeitverzögerung auch im Oktober noch einmal dämpfend auf den allgemeinen Preisauftrieb auswirken werden. Die Kosten für „Heizung, Strom und Wasser“ stiegen nur noch um 2,9 % yoy, die für „Transport und Kommunikation“ stagnierten sogar. Rechnet man die Inflationsbeiträge diese zwei Komponenten zusammen, so zeigt sich, dass sie nur noch 0,19 Prozentpunkte zum Anstieg der Jahresrate beigetragen haben. Der restliche nennenswerte Inflationsbeitrag rührt von den Lebensmittelpreisen her.

3. Die Detailergebnisse der übrigen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex zeigen ein leicht geändertes Bild: Weiterhin stiegen die Kosten in den Bereichen „Bekleidung und Schuhe“ (+0,9 % yoy), „Bildung“ (+0,7 % yoy) und „Sonstiges“ (+1,3 % yoy). Der Bereich „Gesundheit“ (+0,2% yoy) trägt zum ersten Mal seit über 2 ½ Jahren wieder leicht positiv zum Preisauftrieb bei. Dagegen verbilligten sich die Preise für „Haushaltswaren“ (-1,9 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-1,3 % yoy) sowie „Wohnungsnutzung“ (-0,2 % yoy).

4. Welche Auswirkungen können diese Inflationszahlen für die Zinsentscheidung der Bank of Japan haben? Die Mitglieder des Zentralbankrates und insbesondere Gouverneur Fukui hatten in verschiedenen Interviews immer wieder auf die mittelfristige Ausrichtung der japanischen Geldpolitik hingewiesen. Mittelfristig ist die BoJ besorgt über einen potenziellen Inflationsdruck, der sich aufgrund der aktuell bereits geschlossenen Outputlücke und der anhaltend robusten Investitionstätigkeit der Unternehmen ergeben könnte. Diese Überlegungen sind für die BoJ wichtiger als die Entwicklung der aufgrund von Sondereffekten verzerrten Inflationszahlen. Die vierteljährliche Unternehmensumfrage der BoJ (Tankan-Bericht) dürfte im Dezember ein unverändert positives Bild von der Stimmung bei den japanischen Unternehmen zeichnen. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die BoJ am 19. Dezember die nächste Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 0,5 % durchführen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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