Kommentar
09:19 Uhr, 21.10.2017

Japan: Manche Dinge ändern sich nie

Der japanische Aktienmarkt ist gerade der „place to be.“ Das liegt vor allem daran, dass Japans jahrzehntealtes Erfolgsrezept immer noch funktioniert.

Der japanische Aktienmarkt boomt, aber nicht nur der. Vielmehr befindet sich ganz Japan in einer Boomphase, die es so seit über 30 Jahren nicht mehr gab. Möglich wird dies durch eine Wiederbelebung der alten Erfolgsformel: mehr Export, mehr Wachstum, mehr Gewinne, höhere Kurse.

Japan ist eine Exportnation. Das unterscheidet das Land kaum von Deutschland. Japan ist im Gegensatz zu Deutschland allerdings noch etwas mehr auf Exportwachstum angewiesen. Das liegt an der Altersstruktur der Gesellschaft. Im Durchschnitt ist Japans Bevölkerung noch älter als die deutsche und schrumpft. Das bedeutet einerseits, dass der Konsum generell schwach ist und andererseits bei gleichzeitig schrumpfender Bevölkerung auch die Anzahl an Personen geringer ausfällt, die überhaupt konsumieren kann.

Deutschlands Bevölkerung stagnierte mehrere Jahre. Durch die Eurokrise und zuletzt auch die Flüchtlingskrise stieg die Bevölkerung wieder leicht an. In Japan ist das nicht zu beobachten. Zuwanderung gibt es so gut wie gar nicht. Flüchtlingswellen kennt das Land ebenso nicht.

Wie dem auch sei, wenn Japan wachsen will, dann kann dieses Wachstum nur von außen kommen. Das geht über Exporte. Die Grafik fasst dies zusammen. Es zeigt wie viel die einzelnen Komponenten der Wirtschaftsleistung auf Jahressicht wachsen. Das Wirtschaftswachstum als Ganzes folgt dem Exportwachstum.

Exporte machen zwar im Vergleich zum Konsum einen kleineren Teil der Wirtschaftsleistung aus, doch die Konsumausgaben sind real seit langem stabil. Der Staat sorgt immer wieder mit Konjunkturprogrammen für Wachstum, doch das sind keine nachhaltigen Impulse. Was bleibt, das sind die Exporte.

Die Exporte konnten seit 2013 wieder solide wachsen, nachdem sie in den Jahren 2010, 2011 und 2012 kaum vom Fleck kamen. Zu verdanken hatte das Japan dem schwächeren Yen, der wiederum von der Notenbank erzwungen wurde.

Dank dieser Abwertung kann Japan die beste Wachstumsstrecke seit den 90er Jahren vorweisen. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Global ist das Wachstum relativ hoch und stabil. Die 60 größten Nationen, die mehr als 90 % der Weltwirtschaftsleistung ausmachen, wachsen. So synchronisiert war das globale Wachstum lange nicht. Das hilft auch Japan und seinen Exporten.

Diese Party wird nicht ewig weitergehen, auch das ist klar. Auf Sicht von ein bis zwei Jahren gibt es aktuell aber keinen Grund, von einer Trendumkehr auszugehen. Solange das der Fall ist, bleibt auch Japan und sein Aktienmarkt im Aufwind.

Die anstehenden Neuwahlen werden dies höchstwahrscheinlich nochmals untermauern. Derzeitiger und wohl auch zukünftiger Premier Shinzo Abe hat die alte Erfolgsformel wiederbelebt und wird damit auch die Wahlen gewinnen. Noch ein Grund mehr für Japan weiterhin in diese Kerbe zu schlagen.

Was die Formel "Erfolg durch Export" angeht, das gilt übrigens auch für Deutschland. Die derzeitige Gleichschaltung des globalen Wachstums ist ein Segen für die deutsche Wirtschaft. Wie stark am Ende auch der Dax davon profitiert, hängt vom Währungstrend ab. Solange der Euro zum Dollar nicht über 1,30 steigt, gibt es für die deutsche Exportwirtschaft jedoch freie Fahrt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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