Kommentar
06:49 Uhr, 15.09.2016

Japan in der Gewinnrezession

Mehr und mehr Länder rutschen in eine Gewinnrezession ab. Neuestes Mitglied ist Japan.

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In den USA ist die Gewinnrezession bekannt. Sie dauert nun schon 5 Quartale an. Das ist für eine Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs äußerst ungewöhnlich. Die USA stehen allerdings nicht alleine da. In der Eurozone sieht die Lage nicht viel besser aus. Das Gewinnwachstum der Unternehmen kam zuletzt vor allem durch den Finanzsektor unter Druck.

Neben den zwei großen Blöcken USA und Europa fehlte noch der dritte Block, Japan. Nun kann man offiziell sagen, dass sich auch japanische Unternehmen in einer Gewinnrezession befinden. Grafik 1 zeigt die Jahreswachstumsrate der Gewinne für produzierende und nicht produzierende Unternehmen. Der produzierende Sektor befindet sich bereits das dritte Quartal in Folge auf Schrumpfkurs. Nun kommt jedoch auch der nicht produzierende Sektor hinzu.

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Dass das produzierende Gewerbe in der Rezession steckt, ist nicht weiter verwunderlich. Der Yen wertet seit mehreren Quartalen auf. Exporte verteuern sich dadurch und machen es schwieriger Wachstum zu erzielen. Zudem schrumpfen die Gewinne ganz von alleine, wenn ausländische Währungen in Yen getauscht werden, wenn dieser anhaltend aufwertet.

Der Gewinnrückgang des produzierenden Gewerbes sagt vor allem etwas über den Wechselkurs aus. Das nicht produzierende Gewerbe beschreibt die Situation im Inland besser. Solange hier noch Wachstum herrschte, konnte man sich der Illusion hingeben, dass die Aufwertung der Währung nicht so schlimm ist. Der Außenhandel mag sich zwar zu Ungunsten Japans entwickelt haben, doch wenigstens lief es im Inland noch rund – bis jetzt.

Der Gewinnrückgang im nicht produzierenden Gewerbe ist ein herber Schlag. Er zeigt, dass sich die Abenomics nach wie vor in der Abwicklung befinden. Besonders eindrücklich wird dies, wenn man sich das Wachstum des Privatkonsums ansieht (Grafik 2). Der Konsum stiegt mit Beginn der Abenomics und erreichte eine Jahreswachstumsrate von 4 % kurz bevor die Mehrwertsteuer angehoben wurde. Nach der Steuererhöhung kam es zu einem extremen Einbruch des Konsums. Das Wachstum hat sich seither nicht mehr erholt. Die Lage ist aktuell schlimmer als vor Beginn der Abenomics. Das Wachstum war tendenziell positiv und nur in Phasen negativen Wirtschaftswachstums auf Kontraktionskurs. Das ist jetzt anders. Es hat sich etwas Fundamentales geändert.

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Es ist schwer zu sagen, was sich genau fundamental geändert hat. Der demographische Wandel ist natürlich ein Faktor. Es ist allerdings ein Faktor, der nicht schlagartig eine Änderung hervorruft, sondern ist vielmehr ein schleichender Prozess. Man kann den sinkenden Konsum also nicht nur auf diesen Faktor schieben. Japan ist ja nicht innerhalb der letzten zwei Jahre spontan überaltert.

Es ist gut möglich, dass der stagnierende Konsum Ausdruck der negativen Konsequenzen der Abenomics ist. Die ultralockere Geldpolitik und vor allem negative Zinsen haben Japaner dazu motiviert mehr zu sparen und weniger zu konsumieren und zu investieren. Der kurze, positive Effekt der Abenomics ist verpufft und scheint inzwischen negativ auf die Wirtschaft zu wirken.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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