Kommentar
09:41 Uhr, 27.10.2006

Japan: Energie und Lebensmittel dämpfen Inflation

1. Die japanischen Verbraucherpreise haben in den vergangenen Monaten eine ereignisreiche Achterbahnfahrt hinter sich gebracht. Die Inflationsdaten für den Juli wurden aufgrund der Umbasierung des Verbraucherpreisindex auf das neue Basisjahr 2005 kräftig nach unten revidiert, im August sorgten deutliche Anstiege der Preise für Lebensmittel sowie Energie für einen kräftigen Anstieg der Inflation. Im September nun wieder alles auf Retour: Der nationale Verbraucherpreisindex fiel um 0,3 % mom (saisonbereinigt), bzw. stieg nur noch um 0,6 % yoy an. Dagegen verzeichnete die Kernrate (Verbraucherpreise ohne die Komponente frische Lebensmittel) einen Stagnation im Vormonatsvergleich, sodass sich die Jahresrate auf +0,2 % yoy verringerte. Die nun ebenfalls vom japanischen Statistikamt ermittelte Inflationsrate ohne Lebensmittel und Energie stagnierte ebenfalls im Vergleich zum August, wies jedoch einen Rückgang um 0,5 % yoy auf.

2. Nach dem jüngsten, kräftigen Rückgang der Ölpreise an den internationalen Märkten war im Vorfeld der heutigen Veröffentlichung bereits zu erwarten, dass sich der energiepreisgetriebene Inflationsanstieg vom August im September nicht fortsetzen wird. Dagegen ist die Komponente „frische Lebensmittel“ mit ihren teilweise riesigen monatlichen Schwankung kaum zu prognostizieren. Daraus wird deutlich, dass hinter der Verlangsamung der Inflation im September die gefallenen Kosten für frische Lebensmittel sowie Energie stehen. Die Preise für frische Lebensmittel fielen um 2,7 % mom, was bereits 0,26 Prozentpunkte zur Verringerung des Verbraucherpreisindex beitrug. Darüber hinaus dämpften rückläufige Preise für Rohöl bzw. Energie die Inflation. Die Kosten für „Heizung, Strom und Wasser“ stagnierten im Monatsvergleich. Dagegen fielen die Preise im Bereich „Transport und Kommunikation“ um 0,5 % mom. Rechnet man die Inflationsbeiträge diese zwei Komponenten zusammen, so zeigt sich, dass sie mit 0,32 Prozentpunkten für den gesamten monatlichen Rückgang des Verbraucherpreisindex verantwortlich zeichnen.

3. Die Detailergebnisse der restlichen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex zeigen nach wie vor das übliche Bild: Weiterhin stiegen die Kosten in den Bereichen „Bekleidung und Schuhe“ (+0,5 % yoy), „Bildung“ (+0,7 % yoy), und „Sonstiges“ (+1,5 % yoy). Dagegen verbilligten sich die Preise für „Haushaltswaren“ (-2,0 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-1,2 % yoy), „Gesundheit“ (-0,9% yoy), sowie „Wohnungsnutzung“ (-0,2 % yoy).

4. Was bedeuten diese Inflationszahlen für die Bank of Japan? Zunächst einmal zeigen die Daten, dass es übertrieben erschien anzunehmen, der kräftige Rückgang der Rohölpreise könnte ausreichen, wieder einen Rückgang des Verbraucherpreisindex herbeizuführen –dass Japan also erneut in die Deflation fällt. Daher dürften die heutigen Inflationszahlen von der Bank of Japan mit einiger Erleichterung aufgenommen worden sein, denn sie zeigen, dass es zwar starke monatliche Schwankungen im Index gibt, aber dass der generelle Aufwärtstrend der Inflation ungebrochen bleibt.

5. Der nächste wichtige Termin für die Bank of Japan ist die Veröffentlichung des Halbjahresberichts am 31. Oktober. Darin publiziert sie ihre Einschätzung hinsichtlich der weiteren Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Inflation in den kommenden Jahren. Wir prognostizieren, dass die Mitglieder des Zentralbankrates an ihrer Erwartungen eines steigenden Inflationstrends festhalten, und diese gegenüber ihren Projektionen vom April möglicherweise sogar leicht anheben. Vor dem Hintergrund unseres Konjunkturund Inflationsbildes gehen wir davon aus, dass die BoJ im November die nächste Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 0,5 % durchführen wird. Für den Verlauf des kommenden Jahres prognostizieren wir dann drei weitere Zinsschritte, sodass der Leitzins gegen Jahresende 2007 bei 1,25 % liegen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 140 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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