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09:46 Uhr, 24.08.2017

Jackson Hole: Endlich Normalisierung?

SYZ-Finanzexperte Fabrizio Quirighetti zufolge wird es interessant zu sehen, ob das Treffen in Jackson Hole Bewusstsein für die ungünstigen Effekte der aktuellen Geldpolitik schärft und so die Tür zur Normalisierung öffnet.

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Luxemburg (GodmodeTrader.de) - Die Zentralbanker der wichtigsten Wirtschaftsmächte treffen sich vom 24. bis 26. August in Jackson Hole, im US-Bundestaat Wyoming, für das sogenannte Economic Symposium der Federal Reserve Bank von Kansas City. „Wir müssen dieses Treffen und den vielleicht daraus resultierenden Konsens ganz aufmerksam verfolgen“, findet Fabrizio Quirighetti, Chief Investment Officer und Co-Head of Multi Asset bei SYZ Asset Management.

Wir erlebten gerade eine Zeit, die mit der Phase von 2004 bis 2006 vergleichbar sei. Damals hätten die größten Notenbanken begonnen, ihre Geldpolitik zu normalisieren. Zuvor hätten sie eine extrem entgegenkommende Geldpolitik betrieben, um die Effekte der geplatzten Internetblase zu dämpfen. Der Unterschied zur gegenwärtigen Situation bestehe darin, dass das Wachstum heute viel weniger spektakulär ausfalle und das Inflationsrisiko niedriger sei, heißt es weiter.

„Momentan steigen Löhne nur geringfügig, selbst in Volkswirtschaften mit bereits niedrigen Arbeitslosenquoten. Warenpreise schießen dieses Mal auch nicht in die Höhe… Es gibt also nicht viele Argumente, die dafür sprechen, den Geldhahn fester zuzudrehen. Es sei denn, um zuzugeben, dass die extrem akkommodierenden geldpolitischen Maßnahmen immer weniger Wirkung auf die Inflation der Güter- und Dienstleistungspreise haben, aber dafür umso mehr auf Finanzanlagen und Immobilien“, so Quirighetti.

Die aufgeblähten Bilanzen der Zentralbanken, gekoppelt mit zu niedrig gehaltenen Leitzinsen, seien ein großes Risiko für die finanzielle Stabilität. Die aktuelle Lage sei mit der Zeit kurz vor der Subprime-Krise vergleichbar, die Anfang der Jahre 2000 wegen (schon zu) niedrigen Zinsniveaus begonnen habe. Die großen Zentralbanker glaubten weiterhin, dass die verfügbaren geldpolitischen Instrumente die Macht hätten, Inflation zu ‚erzeugen‘ und sie dann bei Bedarf zu steuern. Diese Überzeugung möge in der Vergangenheit gestimmt haben, gelte heute aber nicht mehr, heißt es weiter.

„Deswegen wird es interessant zu sehen, ob das Treffen in Jackson Hole Bewusstsein für die ungünstigen Effekte der aktuellen Geldpolitik schärft und so die Tür zur Normalisierung öffnet. Oder ob Zentralbanker hartnäckig bei ihren akademischen Modellen verharren und damit die Schaffung einer neuen Welle an Börsenumsätzen und Immobilien riskieren werden“, so Quirighetti.

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1 Kommentar

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  • EsJay
    EsJay

    Die Normalisierung hat längst stattgefunden, indem man uns seit langer Zeit weismacht, dass Inflation unter 2% (also wie jetzt in D: 1.7% p.a, CPI) gar keine sei und deswegen eine Null-Zins-Politik mehr als angemessen sei.

    Für deutsche Staatsanleihen gibt es momentan für alle Laufzeitvon von 1 Monat bis zu 7 Jahren nur Negativzinsen! Z.B. für 1 Jahr: -0,711% und für 7 Jahre: -0,081%.

    Das, was man als normaldenkender Mensch unter Normalisierung versteht, nämlich Zinsen, die über der Inflation liegen, wird wohl so schnell nicht kommen. Schließlich hat die EZB mehrfach gesagt, dass die Zinsen erst nach Ende von QE angehoben werden. Und das dürfte wohl frühestens Ende 2018(!) sein, da ja QE evtl. ab 2018 nur sukzessive verringert werden soll.

    Drahgi hat übrigens gestern in Lindau vor Nobelpreisträgern gesprochen. Einige der Anwesenden vertreten ja die These, man müsse drastischere Maßnahmen ergreifen, da ja die nächste Finanzkrise vor der Tür stehe. Konkret: deutlich höhere Negativzinsen - und damit jeder diesen Strafzins zahlen muss, ist die Abschaffung des Bargeldes unumgänglich (so deren Meinung).

    10:14 Uhr, 24.08.2017

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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