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12:25 Uhr, 13.07.2012

Italien zieht den Hals aus der Schlinge

Rom (BoerseGo.de) - Italien kann sich am Kapitalmarkt trotz der jüngsten Bonitätsherabstufung durch Moody’s zu akzeptablen Konditionen refinanzieren. Wie die italienische Notenbank am Freitag mitteilte, ging der Zinsaufschlag bei einer Auktion dreijähriger Staatsanleihen binnen Monatsfrist um 65 Basispunkte auf 4,65 Prozent zurück. Bei der vorigen Emission im Juni lag sie mit 5,3 Prozent noch auf dem höchsten Stand seit Dezember 2011. Wie geplant, konnte das Land 3,5 Milliarden Euro frisches Kapital einsammeln. Die Nachfrage der Anleger war größer als das Angebot, die Auktion war 1,7-fach überzeichnet.

Rom platzierte darüber hinaus drei weitere Anleihen mit geringerem Volumen und Laufzeiten bis zu 11 Jahren. Auch hier gingen die zu zahlenden Renditen zurück, die Nachfrage blieb robust. Für zehnjährige Staatsanleihen im Volumen von 600 Millionen Euro zahlt Italien 5,82 Prozent Zinsen. Und für die 384 Millionen Euro, die sich Italien bis 2023 leiht, muss das Land 5,89 Prozent Zinsen zahlen.

Dabei war zuvor vermutet worden, dass für Italien das Schuldenmachen unmittelbar teuer wird. Die Rating-Agentur Moody's hat in der Nacht die Kreditwürdigkeit des Landes um zwei Stufen - von "A3" auf "Baa2" - herabgestuft. Damit liegt das Rating nur noch zwei Stufen über Ramschniveau. Der Ausblick für Italien bleibe negativ, teilte Moody's weiter mit. Die Begründung gleicht einem Teufelskreislauf: Es sei zu erwarten, dass die Kosten für die Refinanzierung der Staatsschulden weiter steigen oder das Land angesichts des Vertrauensverlusts den Zugang zum Finanzmarkt verliert, so die Agentur. Nach Ansicht von Moody’s könnte Italien angesichts einer Verschlechterung der Wirtschaftslage tiefer in die Schuldenspirale rutschen.

Die Reaktionen aus Rom ließen am Vormittag nicht lange auf sich warten. Die Einschätzung des politischen Risikos durch Moody’s sei vollkommen willkürlich, hieß es aus dem italienischen Finanzministerium. Die Herabstufung basiere zudem auf einer wenig belastbaren ökonomischen Analyse.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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