Italien: Märkte reagieren paradox
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Berlin (BoerseGo.de) - Schon seit Ausbruch der europäischen Schuldenkrise zählt Italien mit zu den Sorgenkindern. Vor allem jüngste Berichte über demnächst anstehende Refinanzierungsrunden bei italienischen Staatsschulden sorgten in den letzten Wochen für kräftige Preisanstiege bei den Ausfallsversicherungen, den sog. Credit Default Swaps, für italienische Bonds. "Das Land schiebt einen Schuldenberg vor sich her, der größer ist, als dass ihn die Euro-Staaten im ungünstigsten Fall unter Kontrolle bringen könnten", sagt Adam Smears, Portfolio Manager und Leiter des Researchs bei Skandia Investment in seinem jüngsten Marktausblick. Die größte Sorge für die Märkte sei das Verhältnis von Staatsschulden zur gesamten Wirtschaftsleistung Italiens, so der Portfolio-Manager. Mit rund 119 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sind die Schulden nicht weit entfernt von Griechenland, das 140 Prozent erreicht.
Doch es gebe auch wesentliche Unterschiede im Vergleich zu diesen Ländern, betont Smears. Das laufende Haushaltsdefizit Italiens ist mit 4,5 Prozent verhältnismäßig niedrig. Zudem soll es planmäßig weiter schrumpfen, denn schließlich hat Italiens Parlament nach einigem Hin und Her bereits ein Sparprogramm im Umfang von 40 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Insgesamt geht man bei der Skandia davon aus, dass die laufende Haushaltslücke durch eine entlastende Kombination aus Wirtschaftswachstum, Inflation und Sparprogrammen weiter reduziert werden kann. Das Verhältnis von Schulden zu Wirtschaftsleistung dürfte sich damit mittelfristig sogar verbessern, so die Prognose.
Nach Einschätzung von Smears sind die jüngsten Befürchtungen der Finanzmärkte also nicht Ausdruck einer real stattfindenden Verschlechterung der Situation Italiens. Tatsächlich habe sich an den wichtigsten Eckpunkten der Schuldensituation des Landes seit Ausbruch der Eurokrise wenig geändert. Was also in der letzten Zeit passiert ist, lasse sich nur dadurch erklären, dass die Pessimisten derzeit die Sicht des Marktes prägen. "Die Staatsschulden des Landes mögen absolut betrachtet zwar riesig sein. Doch das Schuldenprofil, also die zeitliche Staffelung, mit der die einzelnen Anleihenpakete getilgt und in neue Bonds überwälzt werden müssen, ist im Vergleich zu den wirklichen Problemländern der Eurozone eher langfristig gestaltet und damit höchst komfortabel zu handhaben", meint Smears resümierend.
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