Kommentar
17:30 Uhr, 23.10.2018

Italien in der Krise: Ansteckungsgefahr für die Eurozone NOCH gering!

Das Hickhack um Italien geht weiter. Die erste Abstufung der Bonität ist erfolgt. Anleger kauften das zunächst, dann stellten sie sogleich auf Verkauf um. Für Italien sind das schlechte Neuigkeiten. Für den Rest der Eurozone gilt das noch nicht.

Italien wird von Anlegern relativ isoliert betrachtet. Das ist eine gute Neuigkeit. Eine Neuauflage der Eurokrise braucht niemand. Italien allein ist schon groß genug, um die Möglichkeiten des Euro-Rettungsschirms zu sprengen. Da braucht es definitiv keine Ansteckungsgefahr.

Dass die Angelegenheit relativ isoliert betrachtet wird, zeigen die Renditen der Staatsanleihen (Grafik 1). Die Rendite italienischer Anleihen ist seit den Wahlen im Frühjahr ansteigend. Bei den Renditen früherer Krisenländer kann man diesen Anstieg so nicht beobachten. Es gibt einen leichten Aufwärtstrend, allerdings gibt es diesen in allen Ländern. Immerhin geht QE zu Ende und bis Ende 2019 wird die erste Zinserhöhung erwartet.

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Das sind gute Neuigkeiten für den Rest Europas. Italien hat sich allerdings etwas eingebrockt, was es noch bereuen dürfte. Schon jetzt ist die Rendite der Anleihen so hoch, dass die Kreditwürdigkeit des Staates heruntergestuft werden muss (Grafik 2).

Offiziell befindet sich Italien noch im Investment-Grade Bereich. Geht es jedoch nach der Einschätzung der Anleger, dann müsste Italien bereits im Ramschanleihen-Bereich sein. Das zeigt wieder einmal, dass Anleger schneller sind als die Ratingagenturen.

Diese werden die Kreditwürdigkeit Italiens wohl in den nächsten Tagen und Wochen revidieren – nach unten. Eine Ratingagentur hat das bereits am Wochenende getan. Italien befindet sich damit nur noch eine Stufe über dem Ramschbereich. Versehen die Ratingagenturen ihren Ausblick mit dem Prädikat „negativ“, wird Italiens Kreditwürdigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach innerhalb von 6 Monaten noch einmal nach unten revidiert.

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Für Italien ist das ein sehr großes Problem. Die institutionellen Anleger, die noch Anleihen halten, müssten größtenteils verkaufen. Das führt zu einem weiteren Renditeanstieg und schnell zu weiteren Abstufungen.

Gleichzeitig gibt es niemanden mehr, der die Anleihen aufkaufen könnte. Schon jetzt kaufen viele Anlegergruppen keine Anleihen mehr, sondern bauen ihre Bestände ab. Unterm Strich hat lediglich die Notenbank ihren Anteil an den Schulden ausgebaut (Grafik 3). Das Ende von QE ist für Italien daher ein sehr großes Problem.

Flammt die Eurokrise wieder auf, wenn es zu einer Ansteckung kommt, könnte die EZB wieder Anleihen kaufen. Bis dahin hat Italien dann aber vermutlich kein Investment-Grade Rating mehr, sodass die EZB die Anleihen nicht kaufen darf.

Italien bleibt dann nur der Weg unter den Euro-Rettungsschirm. Ob Anleger die Sache dann immer noch isoliert betrachten, sei dahingestellt, denn der Euro-Rettungsschirm ist für Italien zu klein.

Aktuell geht von Italien keine große Gefahr für die Eurozone aus. Spitzt sich die Lage jedoch weiter zu, insbesondere durch ein Abstufung in den Ramschbereich, wird es ernst, für alle in Europa.

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4 Kommentare

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  • Goethe63
    Goethe63

    Und ich möchte einen draufsetzen: Her mit der starken DeMARK und werden wir wieder Exportweltmeister, wenn schon nicht Fussballweltmeister. Und jedem Land seine eigene Währung, damit der Spuk der BürgerVerar...ung ein Ende hat. Seit 2002 fühle ich mich nicht mehr als Europäer. denn alles das unter Zwang und Vorschriften erstickt wird, kann letztendlich nicht überleben und muss verdorren.

    21:48 Uhr, 23.10. 2018
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Für uns Aktionäre wären Anleihekäufe durch die EZB doch nicht das Schlechteste :)

    19:27 Uhr, 23.10. 2018
  • Hein_Bloed
    Hein_Bloed

    Es steht jeden Tag ein Trottel auf, Italien hat ihn in Berlin gefunden. Ich bin blöd, wohne aber nicht in Berlin.

    18:32 Uhr, 23.10. 2018
  • AndyBörse
    AndyBörse

    Her mit der Lira, alles andere zahlt Europa, ... also wir alle. Mal gespannt wie lange diese Zwangsehe Europa noch hält?!

    17:36 Uhr, 23.10. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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