Kommentar
12:59 Uhr, 04.05.2020

Ist Quantitative Easing schon wieder vorbei?

Wie schnell sich die Dinge doch ändern können... noch vor sechs Wochen war keine Zahl groß genug, um den Markt zu beruhigen. Die US-Notenbank war eine der ersten, die Maßnahmen ergriff. Die Ankündigung von Anleihenkäufen war allerdings zunächst auf 700 Mrd. begrenzt.

Das ließ Anleger nicht kalt. Sie gerieten in Panik und verkauften noch schneller. Das war am 15. März. Eine Woche später legte die Fed nach. Sie strich die Deckelung des QE-Programms. Stattdessen kündigte sie an, dass sie so viele Anleihen wie nötig kaufen würde. Dieses unbegrenzte QE war dringend notwendig, vor allem rückblickend betrachtet. Seit Beginn der Krise kaufte die Notenbank Staatsanleihen in der Höhe von 1,5 Billionen Dollar. Ursprünglich waren dafür nur 500 Mrd. vorgesehen. Innerhalb einer Woche wurden teils mehr als 300 Mrd. gekauft. So schnell die Käufe gestiegen sind, so schnell fallen sie nun auch wieder...

In der zurückliegenden Woche wurden nur noch Anleihen im Umfang von 62 Mrd. erworben. In der kommenden Woche würde die Fed dann wieder dort sein, wo sie vor der Krise begonnen hat – bei Käufen in der Höhe von 20-30 Mrd. pro Woche.

Das große, unbegrenzte QE-Programm ist damit schon wieder am Ende, kann aber jederzeit wieder nach oben gefahren werden. Vor einem Monat waren die enormen Beträge noch notwendig, da Anleger streikten. Inzwischen funktioniert der Markt wieder. Die Rolle der Notenbank ändert sich damit. Was aber bedeutet das für den Aktienmarkt?

Es bedeutet relativ wenig. Der Schock ist überstanden. Jetzt geht es zur Normalität über. Diese Normalität deutet auf eine zweite Schwächephase hin. Nach dem Chaos, sowohl im Abwärtstrend wie auch in der Rallye, dürfte wieder etwas rationaler gehandelt werden. Fakten werden wieder eine wichtigere Rolle spielen.

Die Fakten sprechen aktuell dafür, dass der Markt weiter zurückkommt. Grafik 2 zeigt dazu das Verbrauchervertrauen in den USA. Dargestellt ist es als Differenz zwischen den Erwartungen und der aktuellen Lage. Ist die aktuelle Lage gut und wird besser eingestuft als die Zukunft, sind wir im Aufschwung. Die Differenz ist negativ. Ist sie positiv wie jetzt, befinden wir uns im Abschwung.


Der Aktienmarkt und diese Konjunkturwahrnehmung verlaufen stark parallel. Zuletzt fiel das Sentiment weiter, der Aktienmarkt stieg jedoch. Das passt nicht zusammen. Anleger sind der Realität zu weit vorausgeeilt.
Eine ähnliche Story erkennt man beim Blick auf die Zinskurve (Grafik 3). Eine leichte Erholung war durchaus angebracht. Die Zinskurve ist im Vergleich zur Historie immer noch flach. Wegen QE ist nicht davon auszugehen, dass sich die Zinskurve genauso verhält wie etwa nach 2008. Doch selbst unter Berücksichtigung von QE wird klar, dass da noch Luft ist. Aktuell sagt die Zinskurve eine sehr langsame Erholung der Wirtschaft voraus. Tiefere Kurse erscheinen da angebracht.

Clemens Schmale

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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