Kommentar
16:32 Uhr, 10.06.2011

Ist jetzt Italien dran?

Montag:
Der sentix-Gesamtindex für Deutschland fällt im Juni auf 3,5, von 10,9 im Vormonat.

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im April zum Vormonat um 0,9 % gestiegen nach zuvor +0,7 %. Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 6,7 % geklettert nach zuvor +6,7 %.

Für Unsicherheit am Markt sorgt eine Rede von US-Notenbankchef Ben Bernanke. Dieser attestiert der US-Wirtschaft eine neue Schwächephase. Zugleich deutet er die Bereitschaft der Notenbank an, die Konjunktur weiter zu stützen.

Unser Kommentar:

Allmählich bemerkt sogar die US-Notenbank, dass es mit dem Wirtschaftsaufschwung in den USA nicht zum Besten bestellt ist. Die Schwäche auf dem US-Arbeitsmarkt sowie bei den Immobilien lassen diesen Schluss allerdings schon lange zu.

Das Statement des Fed-Chefs könnte nun darauf hindeuten, dass die Notenbank das Programm der quantitativen Lockerung fortsetzt und weiterhin die eigenen Staatsanleihen kauft. Das bisherige Programm läuft im Juni aus...

Dienstag:

Der japanische Frühindikator notiert in seiner vorläufigen Veröffentlichung für April bei 96,4. Im Vormonat hatte der Index bei 100,1 gelegen.

Die Australische Notenbank hat die Zinsen in ihrer heutigen Sitzung bei 4,75 % belassen. Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen am 2. November 2010 um 25 Basispunkte erhöht.

Die Zahl der Beschäftigten in ausgewählten Dienstleistungsbereichen insgesamt ist in Deutschland im ersten Quartal letzten Jahres gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,1 % gestiegen. Gleichzeitig ist der Umsatz um 6,2 % gewachsen.

Die schweizerische Jahresteuerung lag im Mai bei 0,4 % nach zuletzt 0,3 %.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im April gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,9 % gestiegen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurozone im Berichtsmonat um 1,1 % geklettert .

Der Auftragseingang der Industrie ist im April in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 2,8 % gegenüber Vormonat gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um etwa 2,0 %. Im Vormonat war der Auftragseingang revidiert um 4,0 % gesunken.

Mittwoch:

Die Arbeitslosenquote ist in der Schweiz im Mai auf 3,0 % gesunken von 3,1 % im Vormonat.

Im März ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,0 % auf 14.727 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 11,6 % auf 2.762 gesunken.

Im Zeitraum Januar bis März 2011 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,8 % auf 40.235 gesunken, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 8,5 % auf 7.529 zurückgegangen sind.

Die deutsche Handelsbilanz weist für April einen Überschuss in Höhe von 10,9 Mrd. Euro aus nach 15,1 Mrd. Euro (revidiert von 15,2 Mrd. Euro) im Vormonat und 13,2 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 51,7 Mrd. Euro, verglichen mit 51,0 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im April Saldo ein Plus in Höhe von 8,8 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 19,6 Mrd. Euro, im Vorjahr bei 12,0 Mrd Euro. In den ersten 4 Monaten 2011 lag der Überschuss bei 44,2 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 46,6 Mrd. Euro.

Die Ausfuhren sind im April zum Vorjahr um 13,4 % auf 84,3 Mrd. Euro geklettert. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-April um 20,1 % auf 73,4 Mrd. Euro gestiegen.

Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal 2010 in der Eurozone um 0,8 % gestiegen. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei 0,3 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 2,5 % nach 2,0 % im Quartal zuvor.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im April zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 0,6 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg in Höhe von 0,2 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 1,2 % geklettert.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 4,8 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +2,9 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,2 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 2,6 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 0,8 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor -1,0 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Der Index für das japanische Verbrauchervertrauen notiert im Mai bei 34,2. Einen Monat zuvor hatte der Vertrauensindex bei 33,1 gelegen.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im April um 10,1 % gestiegen. Im Vormonat hatte das Plus 10,5 % betragen. Der Inlandsumsatz ist im April-Jahresvergleich um 9,4 % geklettert, der Umsatz mit dem Ausland um 10,9 %.

Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat legte der Umsatz-Volumenindex im April um 0,6 % zu nach 1,1 % im Vormonat. Im Inlandsgeschäft stieg der Index dabei um 2,2 %, im Auslandsgeschäft fiel er um 1,3 %.

Der deutsche Arbeitskostenindex ist im ersten Quartal 2011 um 2,0 % gestiegen. Zum Vorjahresquartal kletterte der Index in Deutschland um 2,8 %.

Die britische Leistungsbilanz weist für April ein Defizit in Höhe von 2,8 Mrd. Britische Pfund aus, nach einem Minus von 2,8 Mrd. im Vormonat.

Das britische Handelsdefizit liegt bei 7,4 Mrd. Pfund nach zuvor -7,66 Mrd. Pfund. Die Dienstleistungsbilanz weist hingegen einen Überschuss in Höhe von 4,6 Mrd. Pfund aus. Im Vormonat hatte das Plus hier noch bei 4,9 Mrd. Pfund gelegen.

Die Leistungsbilanz aller 27 EU Mitgliedsstaaten weist im ersten Quartal in der ersten Veröffentlichung ein Defizit in Höhe von 32,8 Mrd. Euro aus. Im vorangegangenen Quartal lag das Defizit bei 18,2 Mrd. Euro. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte die Bilanz ein Minus in Höhe von 27,7 Mrd. Euro ausgewiesen.

Die Dienstleistungsbilanz der EU zeigt im ersten Quartal in der ersten Veröffentlichung einen Überschuss in Höhe von 19,2 Mrd. Euro. Im Vorquartal lag das Plus bei 20,8 Mrd. Euro, im Vergleichsquartal ein Jahr zuvor bei 11,5 Mrd. Euro.

Unser Kommentar:

Sieht man sich die internationalen Zahlen zur Entwicklung der Leistungsbilanzen an, stellt man fest, dass sich im Vergleich zu den Vorkrisenzuständen der Jahre 2007 und 2008 eigentlich gar nichts geändert hat: Pleitekandidaten wie die USA, Griechenland und Großbritannien leben weiterhin über ihre Verhältnisse, während die skandinavischen Länder, China und auch Deutschland zu den solideren Vertretern gehören.

Spätesten in 2012 haben wir, was die Bilanzen der Volkswirtschaften betrifft, wieder Verhältnisse wie vor Ausbruch der Finanzkrise. Da sich auch sonst nichts geändert hat, dürfen wir uns auf ein „spannendes Jahr“ freuen.

Zur Erläuterung der folgenden Grafiken:

Der Leistungsbilanzsaldo ist die Summe der Salden aller Teilbilanzen (Warenhandel, Dienstleistungen, Ergänzungen zum Warenhandel, Primäreinkommen, laufende Übertragungen). Einen Leistungsbilanzsaldo größer Null bezeichnet man als Leistungsbilanzüberschuss, einen Saldo kleiner Null als Leistungsbilanzdefizit.

Ein Land mit einem solchen Defizit importiert mehr als es exportiert, was gleichbedeutend ist mit einem Vermögensrückgang, also einem Sinken des Nettoauslandsvermögens. Problematisch wird ein negativer Außenbeitrag vor allem dann, wenn gleichzeitig ein Haushaltsdefizit vorliegt, so wie etwa in den USA. Man spricht dann von einem Doppeldefizit („twin deficit“).

Die untere Grafik zeigt, wo in naher Zukunft die größten Probleme zu erwarten sind. Es ist keine Überraschung, dass die USA hier eine einsame Spitzenposition einnehmen. Man achte aber auch auf Italien und Frankreich...

Die Bank of England belässt die Zinsen bei 0,5 %. Damit war im Vorfeld mehrheitlich gerechnet worden.

Die Europäische Zentralbank belässt die Zinsen unverändert bei 1,25 %. Zuletzt hatte die EZB im April dieses Jahres die Zinsen um 25 Basispunkte auf aktuell 1,25 % angehoben.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für April ein Defizit in Höhe von 43,7 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 47,5 bis 48,7 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 46,8 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten 48,2 Mrd. US-Dollar revidiert.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 427.000 gestiegen. Erwartet wurden 417.000 neue Anträge nach zuvor 426.000 (revidiert von 422.000).

Der Großhandelsumsatz in den USA ist im April um 0,3 % gestiegen.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind gleichzeitig um 0,8 % geklettert. Erwartet worden war hier ein Anstieg im Bereich 0,8 bis 0,9 % nach zuvor +1,3 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten 1,1 % nach oben revidiert.

Das Verhältnis Lagerbestände gegenüber Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt in den Staaten im Berichtsmonat leicht verbessert bei 1,14.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 80 Bcf auf 2.187 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 83 auf 2.107 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.442 Bcf gelegen.

Freitag:

Die deutschen Großhandelspreise sind im Mai gegenüber dem Vormonat stabil geblieben nach 0,2 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 8,9 % geklettert nach zuvor 9,2 %.

Die Verbraucherpreise sind zum Vormonat stabil geblieben nach zuletzt +0,2 %. Die Jahresteuerung liegt bei 2,3 % nach zuvor 2,4 %. Die offizielle Erstschätzung wurde damit bestätigt.

Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im Januar gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % erhöht. Im Monatsvergleich fiel der harmonisierte Index um 0,2 %. Die Schätzung vom 27. Mai 2010 wurde damit bestätigt.

Der britische Produktionsindex ist im April auf Jahressicht um 1,2 % gefallen. Im Vormonat lag der Jahresvergleich mit 0,1 % im Plus. Allein im April war die Produktion zum Vormonat um 1,7 % gesunken. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe kletterte in gleicher Zeit um 1,3 % nach zuvor 2,2 %.

Gegenüber dem Vorquartal lag das BIP-Wachstum in Italien bei 0,1 %. Auf das Jahr gesehen lag das Wachstum bei 1,0 %.

Unser Kommentar:

Griechenland ist inzwischen „abgefrühstückt“. Die dort in naher Zukunft anstehende Staatspleite dürfte die Börsenwelt nicht mehr allzu sehr erschüttern.

Mit Italien sieht die Sache schon ganz anders aus. Erst kürzlich war die Bonität des Landes herabgestuft worden. Was Italien jetzt dringend bräuchte, um von seinem immensen Schuldenberg herunterzukommen, das wäre ein solides Wirtschaftswachstum im Bereich von zwei bis drei Prozent.

Die jüngsten Zahlen weisen jedoch in eine ganz andere Richtung: Die italienische Wirtschaftsleistung stagniert. Weitere Herabstufungen der Kreditwürdigkeit sind deshalb zu erwarten.

Gut möglich, dass wir hier den nächsten Kandidaten für einen Staatsbankrott in Europa sehen – noch ist das kein Thema in den Medien, aber warten wir einmal einige Monate ab...

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im Mai insgesamt um 0,2 % gestiegen nach zuvor +0,9 %. Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,5 % geklettert nach zuletzt + 0,9 %. Damit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten +1,0 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Importpreise sind im Mai um 0,2 % gestiegen nach zuletzt +2,1 % (revidiert von 2,2 %). Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,4 % geklettert nach zuvor +0,6 %.

Unser Kommentar:

Eine Verlangsamung des Preisauftriebs in den USA passt zu dem Bild einer sich abschwächenden US-Konjunktur. Die US-Notenbank wird die Zinsen daher auf Rekordtief lassen und auch eine Neuauflage des „Quantitative Easing“ ist vor diesem Hintergrund zu erwarten.

Den Börsen konnte das unerwartet zu einer der seltenen Sommerrallyes verhelfen – denn wo soll man denn sein Geld noch anlegen? In Staatsanleihen etwa? Da gibt es sicher bessere Ideen. Aktien gehören dazu - und auch Edelmetalle....

Wie wir die Börsenlage einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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