Kommentar
11:50 Uhr, 19.10.2020

Ist ein zweiter Lockdown unausweichlich?

Corona ist mit Wucht zurück. Vor allem in Europa werden täglich neue Rekorde gemeldet. Ein zweiter Lockdown lässt sich kaum vermeiden.

Die steigenden Zahlen konnte man bis letzte Woche noch mit einer gewissen Gelassenheit zur Kenntnis nehmen. In einigen Ländern wurden zwar so viele Neuinfektionen an einem Tag gemeldet wie noch nie, allerdings wurde auch mehr getestet als im April. Relevanter als die absoluten Zahlen ist der Anteil an Tests, der positiv ausfällt. Im Frühjahr fielen je nach Land 10 % bis 35 % aller durchgeführten Tests positiv aus. Vor zwei Wochen waren Tschechien und die Niederlande mit 14 % und 11 % Spitzenreiter in Europa. In den meisten anderen europäischen Ländern lag die Rate bei deutlich weniger als 5 %. Das war einmal. Immer mehr Länder haben zweistellige Positivitätsraten. Eine Eindämmung ohne Lockdown wird da immer unwahrscheinlicher, zumal die meisten Regierungen die Maßnahmen erst jetzt verschärfen und etwaige positive Effekte erst in zwei Wochen sichtbar werden. Um die Kette zu brechen sind Lockdowns eigentlich nicht zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob sie kommen. Für Regierungen ist es eine schwere Entscheidung. Generell ist die Akzeptanz für die Maßnahmen gegeben. Sie schwindet aber und das, obwohl die Maßnahmen noch lange kein Lockdown sind.


Immer mehr Menschen verlieren die Geduld und haben Angst um ihre Existenz. Verschärfte Maßnahmen bedeuten für viele kleine Unternehmen weniger Umsatz. Die Existenz ist akut gefährdet. Da helfen auch neue Finanzhilfen der Regierung nur wenig.

Es wird sich zeigen, ob Restaurants viele Kunden anziehen, wenn man sein Schnitzel unterm Heizstrahler im Zelt essen muss. Es ist fraglich, dass die Nachfrage unter den zu befürchtenden Bedingungen reicht, um die Wintermonate profitabel arbeiten zu können.

Regierungen können die Infektionszahlen nicht ignorieren. Das Gesundheitssystem kann nicht unbegrenzt viele Personen aufnehmen. Eigentlich hilft nur ein Lockdown, aber aus wirtschaftlicher Sicht ist das kaum machbar. Die erste Welle wurde nur mit enormen Hilfen gerade so überstanden. Ein zweiter Lockdown würde irreparable Schäden hervorrufen.

Ein Lockdown hilft auch nicht, wenn sich weniger Menschen daran beteiligen. Die Akzeptanz bröckelt ja weiterhin. In Ländern wie Israel und Australien gab es weitere Lockdowns. Ausschließen kann man sie also nicht. Wird der Druck durch die Fallzahlen zu groß, wird vermutlich auch in Europa irgendwann die Notbremse gezogen.

Es ist nicht absehbar, wie sich Regierungen entscheiden werden. Es scheint nur schlechte Alternativen zu geben. Für Anleger ist die Kernfrage aber tatsächlich sehr einfach. Kommt ein neuerlicher Lockdown gibt es Korrekturbedarf. Bisher hat der Markt auf die Gefahr nicht reagiert. Man kann sich nicht vorstellen, dass trotz mangelnder Akzeptanz ein Lockdown kommt. Was die Börse aber am meisten bewegt, sind unerwartete Entwicklungen. Anleger sollten sich gedanklich darauf vorbereiten.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Für mich passiert an der Corona-Front nichts unvorhergesehenes. Alle wussten was im Herbst/Winter passiert. Insoweit: Auch wenn politische Börsen bekanntlich kurze Beine haben - ich denke die USA, Stimuli oder nicht - geben den Takt vor. Bekommen die Parteien vor der Wahl nichts mehr gebacken wird die FED aktiv (meine Spekulation).

    Gewinnt Biden deutlich, dann folgt die Erleichterungsrally. Ist es sehr eng folgt die Angst-Kerbe. Gewinnt Trump gehe ich fassungslos und bitterlich weinend in den Keller - und hätte kein Gefühl dafür, was der Markt daraus macht...

    Ein Biden-Sieg kostet allerdings Zeit - ich meine eine funktionsfähige Regierung wäre dann erst im Februar zu erwarten, richtig? Auch doof - also wäre die Erleichterungsrally eher kurz...

    23:00 Uhr, 19.10. 2020
  • Blya
    Blya

    "Regierungen können die Infektionszahlen nicht ignorieren. "

    DIe Infektionszahlen sind nicht ausschlaggebend. Infektion ist noch immer nicht erkrankt, egal wie oft man das jetzt noch wiederholt. Was nachwievor wichtig ist, sind die Hospitalisierungen und die Anzahl der Tode.

    Wir haben Stand heute nichtmal annähernd die Zahl an Hospitalisierungen wie noch im März. Auch die Todesrate ist weit davon entfernt von dem, was wir im 1. HJ hatten. Dennoch wird die gleiche Panik von der Politik geschoben. Da muss man sich natürlich fragen:

    Warum?

    Panikmodus?

    Oder ist das Virus einfach zweckdienlich?

    Eventuell schauen wir mal alle die Werbevideos zum World Economic Forum im März 2021 an und denken dann daran was einst Churchill sagte: Never let a good crisis go to waste.

    The Great Reset. Da kann man sich schon ausmalen was da kommt. Sozialismus, Umverteilung, Entmündigung für das "Greater Good".

    14:57 Uhr, 19.10. 2020
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Im November wird er kommen.. pünktlich zu den US-Wahlen! In Europa sowieso. Das ist keine Frage mehr, der dürfte mehr oder weniger bereits beschlossen sein. Rechne da auch mit Ende Oktober bis Anfang November. Mit der Börse rechne ich mit massivster Korrektur ab Ende Oktober. Dann Lockdown und US-Wahlen. Die werden im Desaster enden, egal wer gewinnt.. heisst besser, gewinnen wird keiner. Das wird dann im Januar vom Gericht entschieden. Also massivste Unsicherheit, massivste Unruhen, dazu Corona. Das wird man natürlich nutzen, um die Bevölkerung zu Hause zu halten, damit die Unruhen nicht ausufern. Also sehr praktisch gerade jetzt die 2. Welle Corona. Kommt wie auf Abruf. Gates wird sich auch freuen, da werden danach viel mehr bereit sein zu impfen. Nein, es ist eine Schande was da vor unseren Augen abläuft, auch das muss gesagt sein.

    12:35 Uhr, 19.10. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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