Kommentar
11:13 Uhr, 01.12.2010

Ist der Euro STOXX 50 überhaupt noch investierbar?

Während man noch vor kurzem belächelt worden wäre, wenn man am Aktienmarkt einen direkten Übergang der im September gestarteten Herbstrally in eine Jahresendrally auch nur ansatzweise angezweifelt hätte, zeigt sich inzwischen immer mehr Unsicherheit an den Börsen, je nachdem, die wievielte „Sau" respektive das wievielte im Visier der Schuldenproblematik stehende Land gerade „durchs Dorf getrieben" wird. Gestern waren es noch die Iren, heute spricht man schon von Portugal, Spanien und sogar die französische Regierung wurde laut einem Bericht der „Frankfurter Rundschau" von einer heimischen Sonntagszeitung mit dem Aufmacher „Finanzkrise: Frankreich bedroht" aus in helle Aufregung versetzt. So verwundert es kaum, dass sich Experten auch bezüglich des noch vor wenigen Tagen für den DAX vollmundig ausgerufenen Mindestziels bis Jahresende von 7.000 Punkten schon etwas skeptischer zeigen und auf die bisherige Performance in diesem Jahr von immerhin 12,5 Prozent verweisen, einem Wert, von dem der krisenbedingt besonders betroffene und weit bankenlastigere Euro STOXX 50 mit einem gleichzeitigen Minus in 2010 von aktuell fast elf Prozent nur träumen kann.

Längst vorbei also die Zeiten auch speziell für Zertifikateanleger, in denen die brav dem DAX hinterhertrottende Euroland-Benchmark wegen ihrer hohen Dividenden als gerne genommenes Substitut gelten konnte. So sollten sich Investoren mittlerweile genau überlegen, ob der Euro STOXX 50 momentan überhaupt noch als ein investierbarer Basiswert angesehen werden kann, auch wenn sich darauf einfach die interessantesten Strukturen emittieren lassen, wie das neue noch bis 25. Januar zeichenbare Twin-Win-Zertifikat von Barclays beweist. Dabei könnte die Spekulation hier sogar aufgehen, wenn man davon ausgeht, dass der Index in den nächsten drei Jahren zumindest eins schafft, sich zu bewegen. Denn dies ist bekanntlich die Voraussetzung dafür, über ein „Twin-Win" an eine Rendite zu kommen. In weiser Voraussicht auf ein mögliches Abtauchen wurde die Barriere im vorliegenden Fall vom Emittenten mit 50 Prozent des Ausgangsniveaus auch relativ konservativ angesetzt, so dass der Anleger bis Januar 2014 selbst bei etwas weniger als einer Kurshalbierung erst recht die Korken knallen lassen könnte, denn in diesem Fall würde ihm jedes verlorene Prozent an Index-Performance eins zu eins als Gewinn gut geschrieben. Nur eben ganz erreichen bzw. unterschreiten sollte das Underlying die Barriere nicht, da ab diesem Zeitpunkt die tatsächliche Wertentwicklung des Euro STOXX 50 auch für ihn gelten würde und er wahrscheinlich mit einem exorbitanten Verlust nach Hause gehen würde.

Aber auch auf der Oberseite lässt sich natürlich mit dem Twin-Win-Papier punkten. So verwandeln sich hier die Index-Gewinne ebenfalls eins zu eins in Zertifikate-Performance, allerdings nur bis zu einem Cap bereits bei 135 Prozent des Startniveaus vom 25. Januar, ein klares Zugeständnis an die niedrige Barriere auf der Unterseite. Doch schließlich hat man ja seinen europäischen „Pappenheimer" spätestens in diesem Jahr kennen und als investierter Anleger wahrscheinlich auch „hassen" gelernt und sollte sich von ihm deshalb auch nicht unbedingt die große Aufholjagd auf den deutschen Bruder erwarten.

Der BörseGo Tipp: Das neue Twin-Win-Zertifikat von Barclays richtet sich an den etwas unentschlosseneren Anleger und könnte speziell bezogen auf den Basiswert vielleicht genau den Nerv der Zeit treffen, wenn man von einer entsprechenden Bewegung in die eine oder andere Richtung ausgeht. Allerdings verzichtet man hier bewusst auf eine Seitwärtsrendite-Chance wie beispielsweise bei einem Bonus-Papier, sowie den noch länger laufenden „Twin-Wins" häufig verabreichten Kapitalschutz. Zudem ist der Ausgabeaufschlag mit drei Prozent ziemlich atemberaubend.

Twin-Win-Zertifikat 01/11-01/14

Emittent/WKN:

Barclays Capital / BC0CE8

Laufzeit:

30.01.2014

Preis: (in Zeichnung bis 25.01.2011)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 3 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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